
Es gibt Menschen, denen sind Schraubenzieher und Hammer gewissermaßen in die Wiege gelegt. Sie können (fast) alles reparieren und sind wahre Heimwerkertalente. Das Gegenteil sind diejenigen, die eher mit zwei linken Händen gesegnet sind oder keine Zeit und Muße haben, defekte Stücke wieder in Gang zu bringen. Im Münnerstädter Repair-Café sollen sie alle zusammenkommen. Denn eine Initiative von Münnerstädter Frauen und Männern möchte den Kreislauf von Neukaufen und schnell wieder Wegwerfen durchbrechen. Am 20. Mai öffnet das erste Mal das Repair-Café im M17 am Marktplatz 17. Vom defekten Elektrogerät bis hin zur löchrigen Socke wird versucht, Dinge zu erhalten, statt in den Müll zu werfen.
Nachhaltigkeit im Alltag
Martin Fischer geht es um mehr Nachhaltigkeit im Alltag. Deshalb ist er als Experte im Repair-Café ehrenamtlich mit dabei. „Ich bin frischer Rentner und habe Zeit“, sagt der Elektriker, der 20 Jahre als Hausmeister gearbeitet hat und sich deshalb nicht nur mit Elektrik auskennt.
Wenn irgendetwas kaputtgeht, seien es oft nur Kleinigkeiten, die behoben werden müssen, damit es wieder funktioniert, ist seine Erfahrung. Das trifft für manches kleine Elektrogerät ebenso zu wie für einen wackligen Holzstuhl, weiß er aus Erfahrung. Er ist der Überzeugung, dass es in vielen Haushalten Dinge gibt, die man zu neuem Leben erwecken kann. Der Versuch lohne sich.
Tipps, Anleitung und Reparaturen
Wer sich für das Treffen mit einem defekten Teil anmeldet, bekommt von den Experten Tipps und Anleitung, wie man es wieder reparieren kann. Bei elektrischen Geräten wird Martin Fischer keine Hilfestellung geben, sondern alleine nach dem Rechten sehen. Denn wo mit Strom gearbeitet wird, muss alles wirklich fachmännisch erledigt werden. Martin Fischer verweist zudem darauf, dass Großgeräte wie Spül- und Waschmaschinen oder Kühlschränke nicht ins Repair-Café gehören.
Er weiß jedoch, dass gerade im Bereich der Haushalts- und Unterhaltungselektronik nicht mehr jedes Gerät zu reparieren ist. Das Problem beginnt damit, dass sich viele Geräte heute gar nicht mehr öffnen ließen.
Auch ein Treffpunkt
Wenn auch die Fachleute nicht mehr weiterhelfen können, wisse man zumindest, dass man das Teil guten Gewissens wegwerfen könne, meint Julia Rüttiger vom Organisationsteam des Repair-Cafés. Aber sie geht davon aus, dass es viele Dinge im Haushalt gibt, die es lohnt, sie noch einmal zu reparieren.
Sie selbst sei bei der Suche nach einem Puppendoktor auf diese Selbsthilfe-Idee gestoßen. Sie hatte ein Reparaturcafé besucht und war begeistert. „Ich fand es toll, wie die Leute die Köpfe zusammensteckten, um über einem Problem zu tüfteln.“ Als dann ein altes Transistorradio plötzlich wieder Töne von sich gab, sei das einfach nur schön gewesen.
Julia Rüttiger hilft deshalb gerne mit, wenn auch nicht als Reparaturexpertin, sondern im Organisationsteam. Denn Basteln sei nicht ihr Ding. Sie kümmert sich um Kaffee und Kuchen und darum, dass sich die Besucher wohlfühlen.
Gemütliche Atmosphäre
Denn der Wohlfühlaspekt und das Miteinander gehören ebenfalls zur Idee des Reparaturcafés. Hier soll nicht nur gearbeitet werden, sondern auch Zeit zum gemütlichen Plauschen und Zusammenkommen sein.
Das Repair-Café ist eine lose Iniative, also kein Verein und nicht angegliedert an einen der Dachverbände, die es bereits auf diesem Gebiet gibt. Erstmals kamen Interessierte im Februar diesen Jahres zusammen, um sich von Georg Pfennig, dem Mitbegründer des Schweinfurter Repair-Cafés, Anregungen zu holen. Georg Pfennig berichtet auf Anfrage der Redaktion von seinen Erfahrungen mit dem Reparaturcafé. Viele Leute, die kämen, hängen an ihren Geräten, manchmal auch, weil diese mit besonderen Erinnerungen verbinden. CD-Player, Radios, Staubsauger , Quirle, Lampen oder Pürierstäbe werden gebracht.
Manchmal fehlen Ersatzteile
Manchmal jedoch können die Experten nicht weiterhelfen, zum Beispiel, weil es für alte Geräte keine Ersatzteile mehr gibt. Die meisten Besucher gehören zur Generation 40 plus. Jüngere kämen sehr selten, ist seine Erfahrung. Das liege wohl daran, dass sie Unterhaltungselektronik nutzen, die so produziert wurde, dass sie oftmals gar nicht mehr repariert werden kann. Das sei von der Industrie so gewollt, bedauert der Fachmann.
Georg Pfennig freut sich, dass die Idee der Repair-Cafés in der Region immer mehr Nachahmer findet. Doch es gibt auch eine Sorge: Für manche Spezialgebiete fehlt der Nachwuchs, bei Nähmaschinen beispielsweise. Es gibt immer weniger Spezialisten, die solche Geräte noch reparieren können.
Unterstützung durch die Stadt
Unterstützt wird die Münnerstädter Initiative von der Stadt Münnerstadt , hier vor allem von Kilian Düring und Stefan Richter. Zwischenzeitlich wurde dank einer städtischen Förderung entsprechendes Werkzeug angeschafft, um die Reparaturen ausführen zu können.
Was Besucher und Besucherinnen wissen müssen
- Wann? Am Samstag, 20. Mai, öffnet das Repair-Café in Münnerstadt von 13 bis 17 Uhr erstmals seine Pforten.
- Wo? Das Repair-Café ist in den Räumen des M 17 am Marktplatz 17 in Münnerstadt .
- Was? Reparateure und Reparateurinnen versuchen zusammen mit den Gästen defekte Haushaltsgeräte, Kleidung, oder streikende Stereoanlagen zu reparieren. Hilfen gibt es für Elektronik, Mechanik, Holz, Nähen, Stoff und Upcycling. Die Reparatur ist bis auf die Ersatzteile kostenlos. Es gibt jedoch keine Gewährleistung. Handys werden nicht angenommen, teilt die Initiative mit.
- Anmeldung: Wer etwas zu reparieren hat, soll sich idealerweise unter muerscht.repair@gmail.com anmelden oder Informationen zum defekten Gerät bei der Touristeninformation abgeben. Hilfreich sind, wenn bekannt: Marke, Modellnummer, ein Foto vom Gerät und Infos, was nicht funktioniert.
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