Pünktlich zum Saisonbeginn haben Oberbürgermeister Dirk Vogel ( SPD ) und Projektleiterin Anna Maria Boll im Beisein geladener Gäste die neue Welterbe-Entdecken-Tour eröffnet. Auf einem etwa 2,5-stündigen Rundweg mit 15 Stationen können künftig nicht nur Gäste der Kurstadt, sondern auch Einheimische bisher Unbekanntes zum Thema Welterbe auf einem gemütlichen Spaziergang für sich entdecken. Gefördert wurde das Projekt durch das Bund-Länder-Programm „Soziale Stadt“. Broschüren zur neuen Tour sind in der Tourist-Information, im Rathaus, im Stadtarchiv und im Museum Obere Saline erhältlich.
Ein Phänomen greifbar machen
„Die Unesco-Welterbe-Stätte Bad Kissingen ist ein herausragender Kurort in Europa“, so Oberbürgermeister Vogel bei der Eröffnung, zu der sich am Projekt beteiligte Fachleute, Kirchenvertreter, Hoteliers und Privatvermieter eingefunden hatten. Zwar seien historische Gebäude für jeden sichtbar, meinte der OB, doch „das Welterbe in Bad Kissingen ist kein einzelnes Bauwerk, sondern ein Phänomen, das zunächst abstrakt ist.“ Erst durch die Information im öffentlichen Raum wird es tatsächlich greifbar. Vogel: „Die 15 Stelen sind der Auftakt für mehr Welterbe im Welterbe .“
Die neue Welterbe-Entdecken-Tour soll nach den Worten von Kulturreferent Peter Weidisch neugierig machen auf bisher Unentdecktes. „Die neue Tour soll wichtige Themen aus der über 220 Hektar weiten Welterbe-Fläche auf ein kompaktes Gebiet komprimieren.“ Auf der Tour wird das Welterbe in Bad Kissingen , so Weidisch abschließend, „an ausgewählten Beispielen verortet und kurzweilig entdeckbar.“
„Ins Kurviertel locken“
„Wir wollen auch Kissingerinnen und Kissinger ins Kurviertel locken und mit der neuen Welterbe-Entdecken-Tour den besonderen Schatz auf der Achse Bahnhof-Altstadt sichtbar und bewusst machen.“ Denn das Kurviertel sei mit seiner „Fülle an Schätzen auf engstem Raum“ etwas Besonderes. Hier sei das Welterbe nicht nur durch herausragende Gebäude namhafter Architekten, sondern auch in seiner Funktion noch lebendig. Die barrierefrei zu begehende, zwei Kilometer lange Welterbe-Entdecken-Tour mit ihren deutschen und englischen Texten an den Stationen ist, so die Hoffnung der Welterbe-Koordinatorin Boll, ein Beitrag zur Vermittlung und damit indirekt auch zum erforderlichen Schutz des Welterbes : „Denn man kann nur schützen, was man kennt und erkennt.“
Mehrere Einstiegsstationen
Die 15 Haltepunkte sind unterteilt einerseits in Einstiegsstationen am Bahnhof, am Busparkplatz Friedrich-Ebert-Straße und am Kurgarten mit höheren Stelen, die mit allgemeinen Informationen zum Welterbe , zu Bad Kissingens Beitrag und zum Inhalt der Tour Appetit auf den Spaziergang machen sollen, andererseits in Stationen mit niedrigeren Stelen, die gezielt Informationen zum jeweiligen Standort geben. „Das Gute ist, die Tour ist total flexibel angelegt“, erklärte die Projektleiterin bei der Eröffnung. „Sie kann von jeder Stele aus gestartet und als Rundgang abgelaufen werden.“ Aber je nach individuellem Interesse können auch einzelne Stelen gezielt aufgesucht werden.
Zusätzlich zu den kurzen Texten der Stelen kann man mit dem Smartphone über den jeweiligen QR-Code im Internet weitere Informationen über die geschichtliche Entwicklung oder architektonische Besonderheiten als Text oder Film abrufen. Eine Mischung aus aktuellen Aufnahmen, historischen Plänen, Fotos und Stichen ermöglicht zudem neue Perspektiven auf das Kurviertel .
Was geschah hinter der Fassade?
So erfährt man am Kurhausbad nicht nur Wichtiges über das denkmalgeschützte Gebäude und dessen kürzlich erfolgte Restaurierung, sondern auch, was seit 1927 hinter der Fassade geschah und bis heute noch immer hinter den Fassaden geschieht – die Balneologie, also die Lehre der therapeutischen Anwendung natürlicher Heilquellen und Heilgase in Form von Bädern, Trinkkuren und Inhalationen. Auch das typische Beherbergungsangebot eines Weltbades wird auf der Entdecker-Tour erläutert – von der klassischen Kurvilla wie Villa Salfner über die kleinen und großen Hotels wie Hotel Erika oder Hotel Kaiserhof Viktoria bis zu den Sanatorien.
Beachtenswerte Details
Doch nicht nur die großen Gebäude machen das Welterbe aus, betonte Anna Maria Boll. Auch Details wie die Zäune am Bahnhof sind beachtenswert. „In unserer Arbeit schauen wir genau hin und möchten auch kleine Elemente in den Fokus rücken, die ebenfalls wichtig für das Welterbe sind.“ Bei den für die neue Tour ausgewählten Elementen – wie die Villa Hailmann als heutiger Sitz des Wasserwirtschaftsamtes – war es den am Projekt beteiligten Wissenschaftlern und Architekten wichtig, deren Bedeutung für die gesamte Welterbestätte zu vermitteln. Dies sei besonders gut an der evangelischen Erlöserkirche und dem alten jüdischen Friedhof zu erkennen, die stellvertretend für Toleranz, Weltoffenheit und Respekt im Staatsbad Bad Kissingen stehen.