Alleine hätte Bad Kissingen wenig Chancen, Weltkulturerbe zu werden. Wer einen der begehrten Plätze auf der Unesco-Liste erreichen will, muss sich in einem harten Wettbewerb durchsetzen. Der Weg auf die sogenannte nationale Tentativliste mit den Vorschlägen an die Unesco, führt in Deutschland über zwei Hürden, den Freistaat und den Bund. Schon die erste Hürde wäre für Bad Kissingen zu hoch gewesen. Denn dafür ist die Bayerische Staatsregierung zuständig und die hatte mit den Königsschlössern eigene Interessen. Trotzdem bekommt Kissingen eine Chance. Die Lösung des Problems heißt Kategorie 3.
Kandidaten führt die Tentativliste nicht nur in der bekannten Kategorie der Einzelanträge, für die Bayern neben den Königsschlössern die Augsburger Wasserwirtschaft, die voralpinen Moorlandschaften und den Schwurgerichtssaal 600 in Nürnberg ins Rennen schickt. Nach Angaben des bayerischen Wissenschaftsministeriums gibt es auch zwei Kategorien für serielle Bewerbungen, also solche mit jeweils mehreren Bewerbern für ein Thema.
Kategorie zwei ist seriellen Bewerbungen unter deutscher Federführung vorbehalten. Die für Kissingen entscheidende Kategorie 3 versammelt serielle Anträge unter nichtdeutscher Federführung. Im Falle der Great Spas of Europe, als deren Teil Kissingen sich zusammen mit zehn anderen europäischen Badeorten bewirbt, liegt die Federführung beim tschechischen Karlsbad.
Wie das Wissenschaftsministerium vergangene Woche bestätigte, ist der Antrag, die Great Spas of Europe in Kategorie 3 der deutschen Tentativliste aufzunehmen, bereits gestellt. Die Entscheidung auf nationaler Ebene, so eine Sprecherin des Ministeriums, laufe innerhalb der Kultusministerkonferenz ab.
Eine Prognose über die Aussichten der Kissinger Bewerbung wollte das Ministerium wegen „der Komplexität der denkmalfachlichen wie rechtlichen Anforderungen an eine erfolgreiche Nominierung“ nicht abgeben. Das Rathaus zeigte sich vor wenigen Wochen am Rande einer Tagung der Expertengruppe für die gemeinsame Bewerbung der europäischen Weltbäder aber optimistisch.
Die Aufnahme in die nationale Tentativliste ist Voraussetzung für den weiteren Weg Bad Kissingens Richtung Unesco-Liste des Welterbes. Die an dem Projekt beteiligten europäischen Badeorte haben vereinbart, dass nur jene Orte Teil der Bewerbung bleiben, die es innerhalb einer vorgegebenen Frist auf die nationale Liste schaffen. Der Antrag der Great Spas of Europe selbst läuft dann über die tschechische Liste. Tschechien stellt mit Karlsbad, Marienbad, Franzensbad und Luhaèovice vier Orte, Deutschland mit Baden-Baden, Wiesbaden und Bad Kissingen drei. Dazu kommen Bath, Montecatini Terme, Spa und Vichy.