
Viele Menschen suchen in der Energiekrise nach sparsamen und zeitgemäßen Lösungen für ihre Heizung. Denn laut Verbraucherzentrale sind 70 Prozent der deutschen Heizungsanlagen veraltet. Bei der Handwerksinnung für Sanitär, Spengler, Heizungs- und Klimatechnik (SHK) in Schweinfurt steht aktuell das Telefon nicht mehr still, berichtet Geschäftsführer Josef Bock.
Wärmepumpe: Wartezeiten sehr lange
Die Geschäftsstelle ist zuständig für den nördlichen Bereich Unterfrankens und täglich erreichen Josef Bock Telefonate mit der Frage, was man tun kann. Momentan ist vor allem die Wärmepumpe so gefragt, dass die Wartezeiten für eine neue Heizung sehr lang sind. "Was wir brauchen, kriegen wir nicht", klagt Josef Bock.
Doch was sind überhaupt noch Alternativen, wenn man umweltfreundlich und energieeffizient heizen will? Ist es ein Blockheizkraftwerk, das über Kraft-Wärme-Koppelung sowohl Wärme als auch Strom für ein Haus erzeugt? Lohnt sich diese Lösung fürs kleine Eigenheim ?
Blockheizkraftwerk als umweltfreundliche Alternative?
Auf dem Markt sind neben Mini- und Mikro-Blockheizkraftwerken für größere Wohneinheiten heute schon Kleinstanlagen, sogenannte Nano-Blockheizkraftwerke. Mit dem Bestreben, weg von den fossilen Brennstoffen zu kommen und mit steigenden Gas- und Ölpreisen, sinkt die Attraktivität dieser Technik in den Augen von Experten.
Ohnehin sind diese Anlagen am effektivsten, wenn ganzjährig ein gleichmäßiger Wärmebedarf im Haus besteht. Die parallel zur Stromerzeugung produzierte Wärme wird zur Beheizung und Warmwasserbereitung genutzt. Überschüssiger Strom wird ins öffentliche Netz eingespeist. Die Wärme ist für die Eigennutzung.
Brennstoffzellenheizung und Blockheizkraftwerk laufen fossil
Ein mit Brennstoff betriebener Motor treibt bei Blockheizkraftwerken einen Stromgenerator an. Wer sich für die Technik interessiert, sollte die Eignung fürs eigene Heim genau überprüfen lassen, heißt es bei der Verbraucherzentrale. Wegen des Motors rät die Verbraucherzentrale, sich ausführlich über den Schallschutz beraten zu lassen.
Ebenfalls mit Kraft-Wärme-Kopplung arbeitet eine Brennstoffzellenheizung. Auch sie produziert Strom und Wärme, allerdings läuft die Kraft-Wärme-Kopplung hier nicht über Verbrennung, sondern über einen elektrochemischen Prozess. Aber auch dieses Verfahren benötigt einen klassischen Energieträger, in diesem Fall ist es Gas.
Blockheizkraftwerke für kleinere Häuser nicht zielführend
Der Münnerstädter Energieberater und Architekt Andreas Miller hält Blockheizkraftwerke für Ein- oder Zweifamilienhäuser in der heutigen Zeit für nicht zielführend. Denn zur Energiegewinnung benötigt das Blockheizkraftwerk in der Regel einen fossilen Brennstoff wie Gas oder Öl, seltener Biogas oder Pflanzenöl. Außerdem sei der finanzielle Aufwand hoch, erklärt Andreas Miller . Mit den weiter steigenden Energiepreisen werde die Wirtschaftlichkeit noch geringer.
Bei Ein- und Zweifamilienhäusern hält Miller neben der energetischen Sanierung von Häusern eine Wärmepumpe in Kombination mit Fotovoltaik für sinnvoll. Ziel sollte es seiner Meinung nach sein, im Rahmen der Energiewende den Sprung weg vom Gas oder Öl zu schaffen, sagt der Experte.
In Mehrfamilienhäusern sinnvoll
Trotzdem lehnt Andreas Miller die Technik des Blockheizkraftwerkes nicht komplett ab. Für große Gebäude, also in Mehrfamilienhäusern, könne man über die Nutzung vielleicht noch nachdenken. Ein Blockheizkraftwerk ist dann besonders rentabel, wenn es gleichmäßig verteilt über das Jahr eine hohe Leistung erzeugt, heißt es im Internet.
Das ist bei Mehrfamilienhäusern beispielsweise durch den höheren Bedarf an Warmwasser gewährleistet. In gewerblichen Betrieben mit einem gleichmäßigen Energiebedarf wird diese Technik ebenfalls gerne genutzt. Die Verbraucherzentrale erklärt auf ihrer Internetseite über neue Heiztechniken, dass Blockheizkraftwerke in größeren Leistungsklassen weiterhin ökologisch und ökonomisch empfehlenswert seien.
Keine Förderung für Blockheizkraftwerk, aber für Brennstoffzellenheizung
Ein Nachteil für das Blockheizkraftwerk im Eigenheim sei die ausgelaufene staatliche Förderung, erläutert Josef Bock von der SHK-Innung. Sie ist seit 2021 weg. Beim Einbau eines Blockheizkraftwerkes im Zuge einer energetischen Gebäudesanierung gibt es nur noch steuerliche Abschreibungsmöglichkeiten. Für die Anschaffung von Brennstoffzellenheizungen gibt es noch eine KfW-Förderung.
Wer sein Heizsystem optimieren will, der sollte sich auf jeden Fall ganz individuell beraten lassen und gut planen, meint Josef Bock. Schnell sei eine neue Heizung ohnehin nicht zu bekommen, zumindest Wärmepumpen nicht.
Lange Lieferzeiten sind das Problem, aber auch die Handwerksbetriebe sind voll ausgelastet. Deshalb sollte man momentan durchaus auch eine Reparatur der Heizung ins Auge fassen. Die lasse sich meist kurzfristiger verwirklichen. Oftmals helfe diese schon, Energie zu sparen. Dauerhaftes Ziel sollte aber eine größtmögliche Autarkie sein, findet auch Josef Bock.