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Bad Brückenau
Weitere Stolpersteine in Bad Brückenau
Zur fünften Stolpersteinverlegung in Bad Brückenau hat der Künstler Gunter Demnig keine Zeit. Deshalb übernimmt der Bauhof. Angemessen präsentieren die Schüler und Musiker die Veranstaltung - trotz vieler krankheitsbedingter Absagen.
Heiko Hörnis vom städtischen Bauhof übernimmt die Verlegung der Stolpersteine. Foto: Julia Raab       -  Heiko Hörnis vom städtischen Bauhof übernimmt die Verlegung der Stolpersteine. Foto: Julia Raab
| Heiko Hörnis vom städtischen Bauhof übernimmt die Verlegung der Stolpersteine. Foto: Julia Raab
Julia Raab
 |  aktualisiert: 03.09.2022 14:47 Uhr

Für Heiko Hörnis vom städtischen Bauhof war der 1. Juli alles andere als ein normaler Arbeitstag. Die Tätigkeit an sich war für den gelernten Straßenbaupolier zwar Routine, allerdings geht die Bedeutung seiner Tätigkeit weit darüber hinaus. Acht weitere Stolpersteine fanden in Altstadt und Innenstadt einen Platz.

Normalerweise übernimmt der Künstler und Initiator der Gedenktafeln für Opfer der NS-Zeit , Gunter Demnig , diese Tätigkeit. Doch hatte der Künstler bis November keine freien Termine mehr, und so entschied man sich, den Vorgang selbst zu übernehmen.

Große Anteilnahme

Mit Schnellbeton befestigt Hörnis die Steine mit Namen von weiteren acht jüdischen Mitbürgern, die im dritten Reich deportiert wurden und starben, vor den einstigen Wohnorten. Die vergangenen Male unterstützte der Bauhof den Künstler bereits mit Vorarbeiten, daher war es nichts Neues. "Emotional rührt mich das besonders", sagte Hörnis am Rande der Veranstaltung .

Um die 70 Zuhörer fanden sich am 1. Juli in der Müllersgasse in der Altstadt ein, um den Ausführungen der Geschichten der jüdischen Mitbürger zu lauschen. Und das, "obwohl so viele coronabedingte Absagen kamen", betonte Dirk Hönerlage vom Arbeitskreis Stolpersteine. Das bürgerschaftliche Engagement sei ungebrochen. Denn: Die ehemaligen jüdischen Mitbürger seien mit ihrer Lebensgeschichte "mitten unter uns, mitten in unserer Bürgerschaft wieder namentlich präsent", sprach er.

Gegen das Vergessen

Schülerinnen und Schüler des Franz-Miltenberger Gymnasiums trugen die Geschichten vor, während die Steine von Ida und Ricka Hecht, Flora Zeller, Nathan und Regine Goldschmidt, Sara Fröhlich und Ricka Fröhlich sowie Recha Heilbrunn in den Boden verlegt wurden. Neben der Müllersgasse sind die weiteren Steine am Sinntor, in der Unterhainstraße und der Ludwigstraße zu finden.

Der stellvertretende Bürgermeister Jürgen Pfister (PWG) betonte zu Beginn der Stolpersteinverlegung, wie wichtig die Erinnerung an die grausamen Taten in der NS Zeit ist. Dazu trug er ein Gedicht von Peter David Blumentahl-Weiss vor, das 1944 im Konzentrationslager in Auschwitz geschrieben wurde. "Gegen das Vergessen" sei auch der Grund, warum die Namen der ermordeten Mitbürger verewigt werden, sagte Pfister.

Heubacher Ehepaar

Adelheid Zimmermann , stellvertretende Bezirkstagspräsidenten, warnte vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklung in der Welt: "Jede Verlegung ist ein Aufruf gegen das Vergessen und dass wir so etwas in Deutschland nie wieder zulassen dürfen", sagte sie.

Unter den ermordeten Juden befanden sich auch zwei Heubacher, Nathan und Regine Goldschmidt. 1934 verkauften die Eheleute ihr kleines Haus in Heubach, an der heutigen hessisch-bayerischen Grenze, und zogen nach Brückenau, wo Verwandet von ihnen lebten. Doch Sicherheit brachte ihnen das nicht und nach Zwischenstationen in Fulda und Frankfurt wurde das Ehepaar deportiert. Nathan Goldschmidt starb 1942, neun Tage nach seiner Verschleppung, im Konzentrationslager in Theresienstadt. Seine Frau Regine wurde ins Vernichtungslager Treblinka geschafft.

An diese beiden erinnern nun zwei Stolpersteine in der Unterhainstraße. Hartmut Zimmermann, Vorsitzender des Fördervereins Landsynagoge Heubach, bedankte sich für die Stolpersteine zur Erinnerung an das Heubacher Ehepaar. Zum Abschluss spielte Marcel Largé von der Klezmer Band Schmitts Katze ein jiddisches Lied, "ohne Seufzen und Tränen, spiel mir ein Lied vom Frieden", passend zum Ausklang der Veranstaltung .

39 Stolpersteine sind bereits in Bad Brückenau verlegt worden.

45 jüdische Mitbürger wurden von den Nazis aus Bad Brückenau deportiert.

 
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