Für Klemens Rumpel aus Kürnach ist es heuer die 48. Weinlese , seit er Winzer ist. Bis 2012 war der 70-Jährige beim Würzburger Bürgerspital angestellt. Als die Familie Lange das städtische Weingut kaufte, holte sie Rumpel als Kellermeister nach Hammelburg . Er begleitete die Umstellung auf ökologische Bewirtschaftung und hilft nun im Ruhestand weiter mit. Nach mehreren schlechten Jahren macht ihm die aktuelle Weinlese richtig Freude: "Da geht einem das Herz auf", sagt er mit Trauben der Sorte "Perle" in der Hand. Die rund 40 Jahre alten Weinstöcke oberhalb von Obereschenbach hätten die Trockenheit sehr gut überstanden, im Gegensatz zu den Vorjahren seien die Reben gesund.
Auch Inhaber Thomas Lange ist sehr zufrieden . "Wir haben etwas weniger Saftausbeute, aber eine hervorragende Qualität", fasst er die ersten Tage zusammen. Am 5. September begann das Weingut Lange mit der Lese des Blauen Silvaners. Weil der Saft zu Sekt verarbeitet werden soll, wurde die Sorte mit einem niedrigeren Zuckergehalt geerntet. Aus seiner Sicht kommen die Weinstöcke bislang gut mit der Trockenheit zurecht. "Wir bewässern keinen unserer Weinberge", stellt Lange klar. Selbst junge Pflanzen sollten sich gleich anstrengen, um an Wasser zu kommen.
Standort wichtiger als Rebsorte
Stefan Ruppert, gleichzeitig Vorsitzender des Weinbauvereins Hammelburg , ist ebenfalls "sehr zufrieden " mit dem aktuellen Jahrgang. Er habe zumindest die Pflanzen gegossen, die jünger als fünf Jahre sind. "Die alten Weinstöcke können sich das Wasser selbst holen." Beim jüngsten Treffen der Winzer aus dem Saaletal hätten sich alle positiv geäußert. Die Trockenheit mindere zwar die Menge, aber die gesunden Trauben und die hohe Qualität würden das mehr als ausgleichen. Stefan Ruppert hat am 9. September mit der Lese der Sorte Sauvignon Blanc begonnen, danach kamen die ersten Bacchus-Beeren und der Holländer. In diesem Jahr bestimme nicht unbedingt die Rebsorte die Reihenfolge, sondern der Standort: "Wahrscheinlich lesen wir heuer auch mal einen Silvaner vor dem Müller-Thurgau." Und es könnte schnell gehen auf den rund zwölf Hektar Weinbergen der Familie Ruppert: "Ich gehe davon aus, dass wir bis Ende September fertig sind."
Beide Hammelburger Betriebe, Lange und Ruppert, verkaufen in diesem Jahr auch wieder Federweißen: Bei Langes gibt es ihn schon, Rupperts wollen am Wochenende loslegen. "Wir überlassen den Federweißen-Verkauf dem Einzelhandel", sagt dagegen Gerald Baldauf. Das Ramsthaler Weingut Baldauf hebt bereits seit vielen Jahren jeden Tropfen für die Weinproduktion auf, auch weil die Gäste angesichts der warmen Temperaturen gar nicht in der Stimmung seien für Zwiebelplootz und Federweißen. Baldaufs haben am 6. September mit der Lese der Sorten Dornfelder und Regent begonnen. "Die Menge ist eher unterdurchschnittlich, aber die Qualität sehr gut", sagt auch Gerald Baldauf, und: "Wir lesen so, wie es die Weinberge vorgeben." Das bedeute viel Zeit für die Planung: Die bisherige Reihenfolge bei den Sorten gelte heuer nicht, jede Lage müsse ständig kontrolliert werden. Eine Besonderheit sei, dass beispielsweise der Bacchus in Ramsthal deutlich weiter sei als der in Hammelburg . Etwas Sorge mache der jetzt angekündigte Regen: "Ich hoffe, dass die Beeren jetzt nicht aufplatzen und doch noch Krankheiten bekommen." Mehr zum Thema auf