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Ramsthal
Weinbau hat eine lange Tradition
Der Weinbauverein Ramsthal feiert an diesem Wochenende mit einem Fest auf dem Dorfplatz sein 70-jähriges Bestehen.
Flurbereinigung: Im Mai 1980 rückten die Planier- und Laderaupen an und bewegten rund 150 000 Kubikmeter Erde. Foto: Adolf Keller       -  Flurbereinigung: Im Mai 1980 rückten die Planier- und Laderaupen an und bewegten rund 150 000 Kubikmeter Erde. Foto: Adolf Keller
| Flurbereinigung: Im Mai 1980 rückten die Planier- und Laderaupen an und bewegten rund 150 000 Kubikmeter Erde. Foto: Adolf Keller
Andreas Lomb
 |  aktualisiert: 18.08.2022 21:35 Uhr
Die Geschichte des Weinbaus in Ramsthal lässt sich fast 900 Jahre zurückverfolgen. Im Jahr 1122 erwarb das Kloster Aura für 20 Pfund Silber ein Gut mit Weinbergen in Ramsthal. Es folgten viele Jahre unter wechselnder Herrschaft, aber die Ramsthaler blieben dem Weinbau treu. Während bis Mitte des 18. Jahrhunderts der "gemischte Satz" dominierte, um durch die Kombination verschiedener Rebsorten besser gegen Witterungseinflüsse und Rebkrankheiten geschützt zu sein, wandte man sich gegen Ende des Jahrhunderts mehr dem Qualitätsweinbau zu. Blattkrankheiten und der Befall mit der Reblaus sorgten dafür, dass der Weinbau im Saaletal mit der Zeit deutlich zurückging.
In einigen Nachbarorten Ramsthals wurde er vollständig aufgegeben, und von ursprünglich 56 Hektar Rebfläche in Ramsthal war 1920 nur noch rund ein Drittel bewirtschaftet. Die meisten Familien hatten einen "Wengert" und erzeugten ihren Wein für den Eigenverbrauch. Der Verkauf des Weines spielte kaum eine Rolle.


Gründungsversammlung

Nach dem 2. Weltkrieg initiierte der damalige Hammelburger Landrat Dr. Jörg am 25. Januar 1948 eine erste Weinbauversammlung, die das Ziel hatte, den von vielen "Häckern" betriebenen Weinbau zu optimieren. Ziel war es, mit Vorträgen, Schulungen, Lehrfahrten und Kursen eine bessere Qualität zu erzeugen. Im gemeinsamen Einkauf durch Sammelbestellungen sollen Synergien geschaffen werden. Schon bei dieser Gründungsversammlung traten 58 Winzer dem Verein bei und wählten die erste Vorstandschaft. Der Verein wurde sofort im Fränkischen Weinbauverband angemeldet. Noch im Gründungsjahr stieg die Zahl der Mitglieder auf 112 an. Eine der wichtigsten Aufgaben in den ersten Jahren war die gemeinsame Beschaffung und Verteilung von Hilfsmitteln für den Weinbau. Dies war in den Nachkriegsjahren besonders schwierig, da alles knapp war. Der Verein besorgte unter anderem Zucker, Spritz- und Düngemittel. An einem ersten Rebschnittkurs nahmen 1952 bereits 25 Vereinsmitglieder teil.
Nachdem wegen der frostreichen Winter 1955 und 1956 zahlreiche Weinberge gerodet werden mussten und das darauffolgende Jahr keine Besserung brachte, stand der Weinbau kurz vor dem Ende. Viele Winzer verloren den Mut und gaben auf. Diese Entwicklung ging auch am Weinbauverein nicht spurlos
vorüber. 1956 waren es lediglich noch 13 Mitglieder, und die Beitragszahlungen wurden eingestellt. Der Verein wäre beinahe aufgelöst worden. Aber die Winzer fassten neuen Mut, und das Wetter stand auf ihrer Seite.
So gab es 1960 seit langem wieder einmal überlaufende Fässer, und viele wussten nicht wohin mit dem Rebensaft. Zudem wurden in diesem Jahr die Vorstandschaft sowie die Gemeinde auf die Weinbergumlegung hingewiesen.


Großprojekt Flurbereinigung

Rund fünf Jahre später - im März 1965 - wandte sich der Weinbauverein an alle Weinbergsbesitzer und Interessenten, um diese für die Weinbergumlegung zu gewinnen.
Dies war einer der ersten Meilensteine zur Flurbereinigung. In einer Aufklärungsveranstaltung wurde die Maßnahme von den Winzern zunächst abgelehnt. In einer weiteren Abstimmung Ende 1965 sprach sich dann eine knappe Mehrheit für die Bereinigung aus. Auch der Gemeinderat stimmte der Maßnahme zu. Zunächst passierte nicht viel, bis dann die Mitteilung an die betroffenen Winzer erfolgte, dass die Weinberge 1973 nach der Ernte geräumt werden sollten. Nachdem sich der Start der Maßnahme weiter hinzog, begannen einige Winzer, Brachflächen und Rodungen selbst herzurichten und nach zeitgemäßem Stand neu anzupflanzen. Dies waren Weinberge im Bereich Raßthal und Schäffthal. 1975 erfolgte dann die Anordnung zur Weinbergbereinigung.
Es zog sich aber doch noch bis 1979 hin, bis in einer Anliegerversammlung die Bereiche Raßthal, Singberg und Schäffthal, die zuvor bereits neu angelegt worden waren, wegen Problemen mit der Abwasserbeseitigung ausgeklammert wurden. In die Bereinigung wurden die Bereiche Gänsberg, Falbenthal und Altenberg aufgenommen, die rund ein Drittel der gesamten Ramsthaler Rebfläche ausmachten. Im Mai 1980 rückten die Planier- und Laderaupen an und bewegten in den Folgemonaten rund 150 000 Kubikmeter Erde. Der Bereich glich zeitweise einer Mondlandschaft. Im Rahmen des Projektes wurden ein Biotop und befestigte Straßen angelegt. Die Gesamtkosten lagen bei 4,35 Millionen Mark. Die Winzer selbst hatten 85 000 Mark pro Hektar zu tragen. Der Weinbauverein finanzierte den Weg am oberen Waldrand, der ursprünglich nicht geteert werden sollte.


Fertigstellung 1981

Am 16. Oktober 1981 wurden die Weinberge mit drei Schutzhütten vom damaligen Pfarrer Fiegler gesegnet. Der amtierende Landrat Marko Dyga pflanzte den letzten Weinstock, und es wurde ein "Fest der letzten Rebe" gefeiert. 21 Jahre Vorbereitung, 15 Monate Bauzeit, 17 Hektar, 67 000 Reben, 4 350 000 DM haben die Ramsthaler Weinberge zu dem gemacht, was sie heute sind: Die Grundlage für qualitativ hochwertigen Wein, gepaart mit einer schönen Landschaft.
Zur Bekanntheit des Weindorfes haben auch die Winzerfeste des Weinbauvereins beigetragen. Aus dem Weinbauverein kamen die 15 Weinprinzessinnen. Allen Ramsthalern bleibt die Wahl der Ramsthaler Weinprinzessin Melanie Unsleber zur Fränkischen Weinkönigin 2010/ 2011 in Erinnerung, die ausgiebig gefeiert wurde.
Auf Initiative des langjährigen Vorsitzenden Adolf Keller wurde 1985 eine Trachtengruppe im Verein gegründet. Seit 2010 findet das Fest unter den Bäumen auf dem Dorfplatz statt. Anfang Oktober veranstaltet der Verein einen Ausschank am Terroir-f- Punkt.


Festprogramm

Beim Weinfest auf dem Dorfplatz am Pfingstwochenende vom 19. bis 21. Mai wird ein umfangreiches Programm geboten. Am Samstagabend sorgt die Band "Mittendrin" für gute Unterhaltung.
Nach einem Festgottesdienst um 8.30 am Sonntag findet ein Weißwurstfrühstück statt, an das sich das Mittagessen anschließt. Eine Fotoausstellung "70 Jahre Weinbauverein" öffnet um 14 Uhr im ehemaligen Laden Stäblein.
Am Abend sorgt "Brassolution" für ausgelassene Stimmung.
Nach dem Mittagessen am Pfingstmontag wird ab 14 Uhr eine Weinprobenwanderung mit der Fränkischen Weinkönigin angeboten. Am Abend gibt es Blasmusik mit "SDBN".
 
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