zurück
Bad Kissingen
Weil Tirol Risikogebiet wurde: Rückholaktion aus dem Skikurs
Das Corona-Virus hält viele Menschen in Atem. Zwei Klassen der Staatlichen Realschule Bad Kissingen erlebten das kürzlich mit einer ganz besonderen Dynamik.
Vorzeitiges Ende eines Skikurses: Wegen des Corona-Virus mussten Kissinger Realschüler vorzeitig aus Tirol heimgeholt werden.
Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa | Vorzeitiges Ende eines Skikurses: Wegen des Corona-Virus mussten Kissinger Realschüler vorzeitig aus Tirol heimgeholt werden.
Siegfried Farkas
Siegfried Farkas
 |  aktualisiert: 15.07.2024 09:33 Uhr

Wer in den vergangenen Tagen wegen des Corona-Virus Entscheidungen über die Ausrichtung oder Absage von Veranstaltungen treffen musste, stand vor keiner leichten Aufgabe. Einerseits ging es darum, verantwortlich zu handeln und alles zu tun, was zur Vorbeugung der Ausbreitung des Virus nötig war. Andererseits war Maßhalten gefragt. Die Staatliche Realschule Bad Kissingen stand vergangene Woche bei Skikursen vor so einer Entscheidung. Dabei wurde sie am Ende von der Dynamik der sich täglich ändernden Bedingungen fast überrollt.

Wie Realschuldirektor Torsten Stein am Donnerstag auf Anfrage erläuterte, hatte die Schule angesichts der Nachrichten rund um die Ausbreitung des Corona-Virus  schon einige Tage vor dem Kurs der beiden 8. Klassen, die sich am 11. März Richtung Zillertal in Tirol auf den Weg machen sollten, die besondere Situation angesprochen. In einem Elternbrief vom 1. März habe die Schule den Eltern angeboten, dass Schüler, trotz Anmeldung, nicht am Skirkurs teilnehmen müssten, wenn die Eltern das wollten. Allerdings müssten Stornokosten von 100 Euro, weniger als der eigentliche Preis des Kurses, getragen werden.

Information durch zahlreiche Elternbriefe

Diesen Hinweis habe die Schule in einem weiteren Elternbrief am 7. März wiederholt. Weil Österreich zu diesem Zeitpunkt nicht als Risikogebiet eingestuft war, und die Lage im Zillertal ruhig war, habe er darin angekündigt, dass die Klassen wie geplant am 11. März in den Skikurs fahren würden.

Einen Tag vor der Abfahrt habe er sich in der Sache noch einmal mit dem Ministerialbeauftragten für die Realschulen in Unterfranken abgestimmt, berichtet Stein. Vor dem Hintergrund einer Information des Kultusministeriums vom 28. Februar sei man da übereingekommen, die zwei Klassen sollten, wie geplant, am 11. März zum Skikurs ins Zillertal fahren.

Stornokosten von 100 Euro

In den Vorgaben des Ministeriums heißt es, die Entscheidung sei vor Ort zu treffen. Schulen müssten bei Schülerfahrten prüfen, "ob in Abstimmung mit dem jeweiligen Reiseunternehmen eine Umbuchung/Stornierung möglich ist". Bei Gebieten, für die Ein- oder Ausreise-Verbote vorlägen, "dürfte dies möglich sein". Wenn Umbuchung oder Stornierung aber nicht möglich seien, die Reise aber dennoch nicht angetreten werde, müssten die Erziehungsberechtigten die Stornokosten tragen.

Abmeldungen vom Skikurs habe es da nicht gegeben. Das habe die Schule "als klares Signal seitens der Eltern und Schüler" gewertet, den Skikurs auszurichten, heißt es in dem Elternbrief. In demselben Schreiben habe er dennoch noch einmal darauf hingeweisen, dass die Erziehungsberechtigten die Entscheidung treffen, "ob ihr Kind mit in den Skikurs fährt". Wer sich unwohl fühle bei dem Gedanken, "in der derzeitigen, zweifellos ungewöhnlichen Situation" mehrere Tage von seinem Kind getrennt zu sein, solle "die entsprechenden Schlüsse daraus ziehen". In der Folge seien die beiden Klassen am Mittwoch, 11. März, früh um 5.30 Uhr in den Skikurs gefahren.

Ab Donnerstag ging es Schlag auf Schlag

Danach ging es Schlag auf Schlag. Am Donnerstag verdichteten sich die Hinweise, dass Ministerpräsident Markus Söder am Freitag "flächendeckende Schulschließungen" ankündigen würde. Noch am Abend desselben Tages, so Stein weiter, habe das Land Tirol außerdem beschlossen, "vorsorglich sämtliche Skigebiete mit Ablauf des Sonntags" zu schließen. Er habe deshalb mit der Skikursleitung vor Ort vereinbart, berichtet Stein, dass die beiden Klassen "nicht erst am Montag, sondern bereits am Sonntag abreisen".

Doch das war am Samstag schon wieder überholt, berichtet Stein, denn in der Nacht zum Samstag habe das Robert-Koch-Institut Tirol neu als Risikogebiet eingestuft. Darauf habe die Skikursleitung noch in der Nacht reagiert und die vorgezogene Rückfahrt der Schüler bereits für Samstag organisiert. Bereits um 12 Uhr seien die Jugendlichen im Bus gesessen. In einem Elternbrief von diesem Samstagfrüh kurz nach halb acht berichtet Stein den Erziehungsberechtigten zudem, dass "alle Schüler und Lehrer wohlauf" seien. Es zeige "niemand aus der Reisegruppe Erkältungssymptome".

Verhaltensregeln für Rückkehrer aus Risikogebieten

Bereits in diesem Elternbrief, aber auch noch in einem späteren am selben Tag wies Stein die Familien auf die Verhaltensregeln für Rückkehrer aus Risikogebieten hin. Auch wenn keinerlei Krankheitssymptome vorlägen, müssten "unnötige Kontakte" vermieden werden. Die Betroffenen sollten möglichst zuhause bleiben. Besonders wichtig sei: Kein Kontakt zu besonders gefährdeten Gruppen, wie etwa Hochbetagten. Das werde zwar "dringend empfohlen", eine "Zwangsquarantäne" sei es jedoch nicht. Gedacht sei die Vorgabe jeweils für eine Frist von 14 Tagen.

Ein wirkliches Problem ist daraus nicht entstanden. Nach dem Wochenende waren Bayerns Schulen ohnehin geschlossen. Gleiches galt nachträglich übrigens auch für die Klassen, die vor den beiden beschriebenen im Zillertal auf Skikurs waren. Da sie sich ebenfalls innerhalb eines 14-Tage-Vorlaufs im später zum Risikogebiet erklärten Tirol aufhielten, treffen die dringenden Empfehlungen auch sie.

Auswirkungen auch auf Skikurs davor

Bei dieser vorherigen Gruppe von Schülern habe es im Kurs Symptome von Erkältungskrankheiten gegeben, schreibt Stein einmal. Einige seien deshalb sogar vorzeitig abgeholt worden. Andere waren vor Ort beim Arzt. Ein Corona-Verdacht habe sich aber bei keinem ergeben. Keiner der Ärzte, schreibt Stein, "hielt eine Testung für notwendig".

Schüler und Eltern werden die Skikurse und das aufregende Drumherum vermutlich als Abenteuer in Erinnerung behalten. Torsten Stein und die beteiligten Lehrer ganz bestimmt auch.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Bad Kissingen
Siegfried Farkas
Coronavirus
Eltern
Erkältungen
Lehrerinnen und Lehrer
Markus Söder
Realschulen
Risikogebiete
Robert-Koch-Institut
Schulen
Schülerinnen und Schüler
Staatliche Realschule Bad Kissingen
Ärzte
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • f. p.
    @ ttt

    Aaah, hier nervt der atnerva zur Abwechslung mal wieder Dich. 😎😎😎 Egal was ich schreibe, der ist immer dagegen und hat immer recht.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    Lieber lbs,
    schreib halt mal was Vernünftiges, dann muss ich Dich nicht ständig korrigieren.
    Der Anfang ist ja schon gemacht, indem Du einsiehst, dass ich immer recht habe.😊
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • J. G.
    Wieder ein Beweis für die heutige "Spaßgesellschaft": Hauptsache, man nimmt noch alles mit, bevor die Klappe dicht ist. Der gesunde Menschenverstand hätte einen sagen müssen, dass mit einer Ausbreitung noch zu rechnen ist und man daher nicht mehr in den Urlaub fährt. Noch unvernünftiger sind die Eltern, die sich für die Durchführung eingesetzt haben. Oder haben die gedacht, die Ausbreitung hält sich an Zeitpläne!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • D. B.
    Eigentlich wollte ich nichts hierzu schreiben, aber mit welcher Ignoranz hier mancher seine Meinung zu diesem Thema wiedergibt, hat mich doch erschreckt.

    ......Nichts wird passieren, ein Husten und ein Schnüpfchen und alle haben Corona.
    Leute: wir werden überleben.

    Solche Aussagen lassen mich hochschrecken, hat denn unsere Menschheit noch nichts kapiert?
    Da sitzen sie im Cafe und tun so, als ginge das alles an ihnen spurlos vorbei.
    Anstatt dass alle an einem Strang ziehen, gibt es doch tatsächlich immer noch genügend Chaoten, die denken...passiert ja eh nix.

    Und deswegen bin ich auch dafür...Ausgangssperre, so hart wie dies für jeden einzelnen von uns auch sein mag, zu verdanken haben wir das dann diesen Besserwissern.....passiert ja eh nichts !
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • R. A.
    Dann her mit der Ausgangssperre. Damit das Besserwisser Gelaber endlich aufhört.
    Ich muss das ganze Wochenende durcharbeiten und somit sinkt mein virtuelles Infektionsrisiko.
    Wer umsichtig bleibt ist auf der sicheren Seite. Was vor 3 oder 4 Wochen absehbar war, ist jetzt schon obsolet.
    Andere gehen in Kurzarbeit und wir wissen nicht, wo wir anfangen sollen. Wir sind systemrelevant und ich sage es immer wieder.
    Ohne Angst, jedoch mit Respekt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    Dieser Kommentar trägt nicht zur Diskussion bei und wurde daher gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    Können Sie mir bitte mitteilen, wo und wie Sie systemrelevant sind.
    Ort und Branche.
    Das ist ernst gemeint.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    Dann nennen Sie doch wenigstens die Branche in der Sie systemrelevant sein wollen.
    Ihre Anonymität bleibt dabei sicher gewahrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    Warum antworten Sie nicht. Normalerweise reagieren Sie doch immer umgehend.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • R. A.
    Nur die Ruhe. Ich war noch unterwegs, dann habe ich gegessen und dann schaue ich kurz vor den Nachrichten nochmal hier rein.
    Trotzdem werde ich keine weiteren Angaben zur Branche machen, denn es bleibt in der Anonymität. Ob es dem einzelnen passt, oder nicht. Ein Kunde von mir hat mich vor zwei Jahren online erkannt. Jedoch hat er es vorgezogen, es nicht zu veröffentlichen.
    Wir tauschen uns regelmäßig aus, ich kenne auch seinen Nicknamen.
    Dabei bleibt es. Wenn ich weitere Details preisgebe, könnte es wieder eng werden.
    Das wiederum braucht es nicht.
    Man kann immer mal anderer Meinung sein, das muss man respektieren können.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    Das Posting verstößt gegen unsere Netiquette und wurde daher gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    Wer sich selbst als systemrelevant bezeichnet, sollte auf Nachfragen schon den Beweis liefern können.
    Ich habe es Ihnen dabei recht einfach gemacht, indem ich mich mit der Branche zufriedengegeben hätte.
    Inwieweit die Preisgabe der Branche Rückschlüsse auf Ihre Identität geben sollte, erschließt sich mir nicht. So bleibt ein Beigeschmack. Jeder kann sich hierzu selbst ein Urteil bilden.
    Wichtigtuer. Ob ich Sie da einordne? Was meinen Sie?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • R. A.
    Ihre Sache. Es gibt Berufe oder Berufungen, die relativ selten sind und die nicht jeder ausführen kann/darf. Belassen wir es dabei, vielleicht brauchen Sie diese Dienste nicht, vielleicht aber doch (auch später). Sie dürfen mich/uns einordnen, wo Sie möchten. Das kann man aushalten, dass das Verständnis der anderen zuweilen fehlt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • R. A.
    https://www.n-tv.de/panorama/Diese-Berufsgruppen-sind-systemrelevant-article21655672.html
    Hier kann man sich was aussuchen. Wir sind jedoch etwas einzigartiger im Portfolio, deswegen könnte man dann seine Rückschlüsse ziehen. Belassen wir es dabei.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    Das sind doch alles nur Ausflüchte.
    Niemand kann Rückschlüsse auf Ihre Identität ziehen, würden Sie angeben zu welcher Berufsgruppe Sie gehören. Man braucht doch nur Ihren Link zu folgen und man sieht, wie weit gefaßt diese Berufsgruppen sind. Also ersparen Sie mir und uns weitere fragwürdige Erklärungen und halten es einfach aus, daß wir Ihnen nicht glauben. Ich denke, Sie haben sich da verrannt und wurden entlarvt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • R. A.
    Nein, definitiv nicht. Auch wenn weitergebohrt wird. Mancher muss auch aushalten, dass ihm nicht alles gesagt wird.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    Dieser Kommentar trägt nicht zur Diskussion bei und wurde daher gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • G. W.
    Wozu sollen eigentlich schulisch organisierte Skikurse nützlich sein?

    Werden so die Touristen von morgen für die heute schon nicht mehr vertretbaren umweltzerstorerischen Massenspaßveranstaltungen auf der Piste im hochsensiblen alpinen Umweltraum herangezogen ?

    Das frage ich mich übrigens schon seit vielen Jahren, nicht erst seit Beginn der Coronapandemie !

    Bleibt einfach nur die Hoffnung, dass endlich der Skikursunfug für alle Zeiten sein Ende hat.

    Ob jemand daraus was lernt ?
    Vermutlich nicht !
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    Den ersten bestätigte Coronovirus-Fall gab es im Landkreis bereits am 5. März. Ein Mann der aus dem Skiurlaub in Italien zurück gekommen ist.
    Wer meint, das das Virus an der Grenze zwischen Südtirol und Tirol Halt macht und seine Kinder am 11. März in den Skiurlaub nach Tirol fahren läßt, ist in meinen Augen entweder ignorant oder einfach nur dumm.
    Und wie man leider erkennen muss gibt es in unserer Gesellschaft viele dumme Menschen, Stichwort Coronaparties. Diesen dummen Menschen werden wir es zu verdanken haben, dass die Fallzahlen weiter steigen werden, mit allen Konsequenzen hieraus, und dass wir demnächst Ausgangssperren haben werden.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    genauso isses - die lehrer hätten eigentlich alles stornieren müssen. was sind schon 100 euro gegenüber evtl. ausbrechender Krankheit bei Kinder.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten