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Bad Kissingen
Weihnachtshilfe: "Meine Familie ist Solwodi"
Im letzten Teil der Spendenaktion der Saale-Zeitung geht es um Cynthia und Kadija: zwei Frauen, denen die Hilfsorganisation Solwodi in Bad Kissingen geholfen hat: "Ich wüsste nicht, wie mein Leben wäre, wenn Solwodi nicht da wäre", sagt Cynthia.
Cynthia hat viel Schlimmes erlebt, blickt aber zuversichtlich in ihre Zukunft. 'Gott segne Solwodi', sagt sie.       -  Cynthia hat viel Schlimmes erlebt, blickt aber zuversichtlich in ihre Zukunft. 'Gott segne Solwodi', sagt sie.
Foto: Ellen Mützel / Grafik: Dagmar Klumb | Cynthia hat viel Schlimmes erlebt, blickt aber zuversichtlich in ihre Zukunft. "Gott segne Solwodi", sagt sie.
Ellen Mützel
 |  aktualisiert: 16.08.2022 23:35 Uhr

Es ist ein Wechselbad der Gefühle, wenn Cynthia von ihrer Geschichte erzählt. Von ihrer schlimmen Vergangenheit und wie sie durch Solwodi die Kraft und den Beistand bekommen hat, dass sie nun ein relativ normales Leben führen kann. Auch Kadija hat durch die Organisation eine zweite Chance bekommen. Solwodi steht für "Solidarity with women in distess", zu deutsch: Solidarität mit Frauen in Not. Die Organisation kümmert sich vor allem um ausländische Frauen. Ihre Schicksale - oft unvorstellbar grausam.

"Ich würde mich nicht als Opfer bezeichnen, ich bin eindeutig eine Überlebende."

Cynthia tut sich schwer, von der Zeit vor 2018 zu erzählen, bevor sie nach Deutschland kam: "Es ist keine einfache, keine schöne Geschichte. Mein Leben war schwierig. Sehr oft wollte ich mich umbringen", sagt sie.

Nur so viel: Sie wurde von ihrer Heimat Nigeria nach Italien gebracht, ohne zu wissen, was sie erwartet. Dort war sie zwei Jahre lang Zwangsprostituierte . Mit vier Frauen teilte sie sich eine Wohnung, die ihrer Madame gehörte. So werden die Bordellbesitzerinnen oft genannt. Die Zeit war schlimm, aber sie betont: "Ich würde mich nicht als Opfer bezeichnen, ich bin eindeutig eine Überlebende."

Kein Leben ohne Solwodi vorstellbar

Weil sie schwanger wurde, floh sie nach Deutschland. In Italien hätten die Zuhälter ihr das Kind weggenommen. Und sie wollte nicht, dass ihr Sohn sie in dieser Situation sieht. "Mein Sohn hat mir eine zweite Chance auf ein Leben gegeben. Und Solwodi hat sichergestellt, dass das klappt. Ich wüsste nicht, wie mein Leben wäre, wenn Solwodi nicht da wäre."

Spendengelder der Weihnachtshilfe sind wichtige Stütze

Mit der Organisation habe sie Menschen gehabt, die ihr beistanden, wie eine Familie. "Sie sind mein ein und alles. Ich habe nie verstanden, was Familie ist, bis Solwodi kam." Solwodi gab ihr emotionalen Beistand, fuhr sie zu den Arztterminen wegen der Schwangerschaft und half ihr, von ihrer Unterkunft in Burgwallbach in eine eigene Wohnung umzuziehen.

Von ihrer Zeit in Italien hat sie wegen ihres geringen Einkommens und um ihr Leben zu unterhalten 30 000 Euro Schulden. Daher war sie auf die finanzielle Hilfe angewiesen. Die Spendengelder der Weihnachtshilfe sind eine große Stütze für die Organisation. So kann sie Menschen wie Cynthia bei der Kaution helfen oder bei Möbeln aushelfen.

"Ich will eine Aktivistin sein"

Mit der Stärke, die sie nun hat, möchte sie etwas bewirken: "Ich will eine Aktivistin sein", sagt sie. Derzeit schreibt sie ein Buch, um auf Menschenhandel und Zwangsprostitution hinzuweisen. Und um Frauen die Kraft zu geben, für sich einzustehen.

"Mein Exmann hat mich gesucht und wollte mich töten."

Auch Khadija hat viel erlebt. Um sie zu schützen, wurden Details verändert. "Ich bin 2014 nach Deutschland gekommen. Mein Leben war am Ende. Mit meinem Exmann habe ich schlimme Dinge erlebt, deswegen wollte ich weg", sagt die gebürtige Marokkanerin. Sie floh von Spanien, wo sie mit ihm gelebt hatte, nach Aachen. Aber: "Mein Exmann hat mich gesucht und wollte mich töten. Das hat er nicht geschafft, aber er hat mich geschlagen. Er hat meine Zähne zerstört", erzählt sie.

Acht Stunden lang erzählt, was er ihr angetan hat

20 Minuten lang war sie bewusstlos, kam ins Krankenhaus, wo die Ärzte eine Anzeige machten und ihr Telefonnummern für Hilfsorganisationen gaben. So kam sie zu Solwodi Aachen, die versuchten, ihr zu helfen und sie zu schützen. Weil ihr Mann sie weitersuchte, kam sie zu Solwodi nach Bad Kissingen , um weit weg von Aachen zu sein. Er hatte sie nicht nur einmal misshandelt: "Ich habe Mal alles der Polizei erzählt. Es hat acht Stunden gedauert, alles zu erzählen, was er mir angetan hat." Erfolg hatte die Anzeige nicht, die Polizei konnte ihn nicht finden. "Ich habe immer Angst, dass er kommt", sagt Kadija.

Zusammen Job und Wohnung gesucht

Trotzdem geht es ihr mittlerweile besser: "Mein Leben hat sich hier total geändert. Solwodi hat mich emotional und mit Geld unterstützt, gab mir alles, was ich brauchte." In Bad Kissingen kam sie in eine Schutzwohnung, gleich einem Frauenhaus. "Wir haben zusammen einen Job gesucht, eine kleine Wohnung." Und einen Anwalt. Den brauchte Kadija, um sich scheiden zu lassen. Einfach sei es nicht gewesen.

Für die Kinder stark geblieben

Neben den Anwaltskosten musste sie den Krankenhausaufenthalt und ihre Zähne zahlen, weil sie bei dem Angriff noch nicht krankenversichert war. Denn auch als sie einen Job hatte, verdiente Kadija zu wenig, um all diese Kosten zu tragen. "Manchmal hat Solwodi mir Geld gegeben, manchmal habe ich auch etwas selbst zahlen können."

Wie Cyntia sagt auch sie: "Meine Familie ist Solwodi. Sie sind immer dabei, im Guten und im Schlechten." Stark ist sie für ihre vier Kinder geblieben: "Ich habe diese Kraft von meinen Kindern. Ich wollte dass es ihnen gut geht."

Spendenkonten:

  • Solwodi: DE73 7906 5028 0005 7260 50
  • Diakonisches Werk: DE48 7935 0101 0000 0025 35
  • Caritas : DE80 7935 1010 0000 0019 41
  • Kidro: DE05 7935 1010 0000 0335 55

Verwendungszweck: Weihnachtshilfe Saale-Zeitung

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