Weihnachten steht vor der Tür und so mancher Hausfrau perlt schon beim Gedanken an das Festessen der Schweiß von der Stirn angesichts der Kochorgien, die während der Feiertage warten. Gans? Würstchen? Garnelen? Nichts von alledem landet bei der Familie von Yvonne Koch auf dem Teller: Sie lebt vegan und hat richtig Spaß daran. Vor 14 Jahren ist Yvonne Koch von normaler Kost auf vegetarische Küche und ein Jahr später auf vegane Ernährung umgestiegen. "Es macht unglaublich Spaß, die Fülle der pflanzlichen Lebensmittel kennenzulernen und damit leckere Gerichte zu zaubern", sagt die 42-Jährige. Es sei nicht komplizierter, pflanzlich statt tierisch zu kochen, erklärt sie und nennt als Beispiel Hackfleisch für die Bolognese durch Linsen zu ersetzen.
Als Exot fühlt sich Koch nicht, auch wenn es in der Rhön sicher nicht viele Veganer gibt. Weihnachten wird auch dieses Jahr für die Familie mit zwei Kindern und Ehemann lecker. Kürbissuppe als Vorspeise, als Hauptgericht lockt der Linsen-Nuss-Braten mit Pilzsoße, Apfel-Rotkohl und Kartoffelknödel, als Nachtisch serviert sie vegane Mousse au Chocolat oder süße Grießschnitten mit Apfelmus und für die Erwachsenen die Variante mit Rotwein-Apfelmus. "Ich koche sehr gerne", erklärt die zweifache Mutter "aber wenn keine Zeit ist, "dann gibt es auch mal Kartoffelsalat mit veganen Würstchen."
Umstieg eine Herausforderung
Als besonders aufwendig empfindet sie veganes Kochen nicht. "Auch in der konventionellen Küche sollte viel Gemüse gegessen werden und das wird ebenso geschnippelt wie in den veganen Speisen" erklärt sie bei einem Kaffee und gibt mit einem Augenzwinkern an "die Umstellung von vegetarisch auf vegan war eine Herausforderung." Unter anderem deshalb, weil es für sie schwierig gewesen sei, eine Alternative zu Milch im Kaffee zu finden - heute verfeinert Hafermilch Kochs Kaffee. "Früher habe ich mir mit dem Geschmack einer pflanzlichen Milch im Kaffee schwer getan, heute schmeckt mir Kuhmilch gar nicht mehr", lautet eine Erkenntnis ihres Veganerdaseins.
Alternativen zu Käse auf dem Brot liefern Brotaufstriche, die sie auch schon einmal selbst zubereitet - für Pizza oder andere überbackene Speisen bietet sich veganer Käse an. Besonders bei Sojaprodukten achtet sie auf die Herkunft, "den brennenden Regenwald, den will kein Veganer haben", sagt sie. Im Biomarkt steht die Herkunft der Sojabohnen bei Sojajoghurt oder Tofu oft auf dem Etikett und diese werden in der Regel aus Europa bezogen, darauf legen viele Hersteller aus dem Bio-Bereich großen Wert. Auch in Bayern werden Sojabohnen angebaut.
Soja aus Europa
Sojabohnen und -mehl setzt man als gesundes, proteinreiches Bindemittel in der veganen Küche ein. Rund acht Jahre lebte Koch strikt vegan, inzwischen hat sich das gelockert. Insgesamt gesehen sei es wichtig, möglichst viele tierische durch pflanzliche Lebensmittel zu ersetzen, so Koch. "Hundert Prozent müssen es ja nicht sein - ich esse die Reste der Mahlzeiten meiner Kinder auf, wenn wir essen gehen oder aus Respekt dem Gastgeber gegenüber auch mal einen nicht-veganen Kuchen, wenn ich eingeladen bin." Wie bei anderen Ernährungsformen gilt auch bei Veganern: Die Mischung macht´s.
Bei Familie Koch, die beim regionalen Bio-Bauern einkauft und im hauseigenen Garten Tomaten, Zucchini und Kräuter sät, pflegt, erntet und konserviert, steht auf dem täglichen Speiseplan ein buntes Sammelsurium aus Gemüse, Getreide, Hülsenfrüchten, Nüssen und Saaten. "Es kann sinnvoll sein, Vitamin B12 extra einzunehmen" führt Koch aus. Vitamin B 12 stellt der Körper nicht selbst her, es beeinflusst unter anderem die Blutbildung, den Energie- und Lipidstoffwechsel und die Psyche. "Vitamin B12 kommt in tierischen Lebensmitteln vor und wird von Mikroorganismen produziert, die sich in der Natur auch auf Wildpflanzen, Wurzeln und Früchten befinden", erklärt Koch. Heute nimmt der Mensch allerdings kaum ungewaschene Nahrung zu sich. Fleisch liefert zwar Vitamin B 12, aber genau das kommt nicht mehr auf den Tisch. "Auf mein Leberkäsebrötchen zu verzichten", erinnert sie sich an die Anfangszeit als Vegetarier "das ist mir ein paar Wochen schwer gefallen."
Tierleid als Auslöser
Heute lacht Koch darüber. Und ist traurig, wie viele Menschen immer noch bereit sind, unermessliche Tierqualen hin zu nehmen, um billiges Fleisch kaufen zu können. Tierleid war der Auslöser für ihre Umstellung auf ein fleischloses Leben, Filme über Massentierhaltung - Schweine in viel zu engen Metallkäfigen, Küken, die geschreddert werden, nennt sie unter anderem als Beispiele - das schockierte sie. Auch das Thema Welternährung ist Koch wichtig. "Je mehr pflanzliche statt tierische Lebensmittel wir essen, umso weniger Ackerfläche benötigen wir", erklärt sie und zählt auf, dass man, um vier Gramm Rindfleisch zu erzeugen ebenso gut auf derselben Fläche 100 Gramm pflanzliche Nahrung mit vergleichbarem Eiweiß- und Kaloriengehalt anbauen kann. Das vegane Leben der Familie endet nicht bei den Lebensmitteln: Beim Kauf von neuer Kleidung oder Bettwäsche verzichtet Koch auf tierische Produkte.
Vegane Kleidung heißt auch: Kein Leder, keine Wolle, keine Seide, kein Pelz. Weil sie auf Ressourcenschonung achtet, wandern bereits vorhandene Stücke nicht in den Müll, sondern werden so lange verwendet - tja, bis es eben nicht mehr geht. Und aus den Resten der Jeans von Mama lässt sich noch gut eine kleine Tasche nähen. Ihre Kinder fünf und acht Jahr alt, sind gesund, leben daheim vegetarisch und entscheiden selbst, ob sie Fleisch essen wollen. Wer sich für vegane Ernährung interessiert, kann sich per E-Mail an Yvonne Koch unter yvonne.h.koch@posteo.de wenden.