
Der Unmut kam während der Präsentation des Bürgermeisters zutage: "Bezahlen muss der Bürger", äußerten sich Anwesende lautstark, die an diesem Mittwochabend im Sportheim in Zeitlofs zur Bürgerversammlung kamen.
Grund für den Unmut sind insbesondere die Verbesserungsbeiträge für die anstehende, 9,5 Millionen Euro teure Wasserversorgung in der Marktgemeinde, speziell der Gemeindeteile Weißenbach und Detter. Der Gemeinderat hatte in der letzten Sitzung darüber entschieden, dass alle Haus- und Grundeigentümer in Form von Verbesserungsbeiträgen in jeweils vier Raten die Refinanzierung leisten müssen. Eine Umlegung auf die Gebühren hatten Bürgermeister und Gemeinderat ausgeschlossen.
Informationen liegen schon lange vor
"Es gibt keine Alternative", betonte Bürgermeister Matthias Hauke, auch wenn das offensichtlich nicht jeden im Raum überzeugte. Die Gemeinde sei dafür verantwortlich, die Versorgungssicherheit in der Gemeinde zu gewährleisten. "Das ist aktuell nicht zu jeder Zeit gegeben."
Für eine Beteiligung am Entscheidungsprozess sprach sich eine Bürgerin aus – allerdings zu spät. Denn die Bürgerinnen und Bürger würden laut Hauke seit über drei Jahren über den Fortschritt des Projektes informiert. In Kürze beginnt die Umsetzung.
Große Entfernung für neue Wasserleitungen
Der Grund für die hohen Kosten: Die Gemeindeteile der rund 2000-Einwohner starken Marktgemeinde liegen in einiger Entfernung voneinander, was ein weitläufiges Rohrnetz erforderlich macht. Die Höhenunterschiede verkomplizieren das Unterfangen. Der Wasserdruck ist dabei ein wichtiges Thema und wird über ein neues Wasserwerk, neue Hochbehälter sowie verschiedene Pumpwerke geregelt (wir berichteten) .
Welche Einzelschicksale sich hinter den zu leistenden Beiträgen verbergen, also ob Liquidität vorhanden ist oder nicht, darauf könne die Gemeinde keine Rücksicht nehmen. Nach umfassender Prüfung "fiel es auch dem Gemeinderat nicht leicht, diese Entscheidung zu treffen".
Die Zuwendungen fielen mit 1,34 Millionen Euro vergleichsweise gering aus, sodass eine Summe 8,1 Millionen Euro von den Bürgerinnen und Bürgern zu tragen sei. Das sei gesetzlich so geregelt.
Stromtrassen P43, DC41 und DC42 nah am Ort
Das ist nicht die einzige Herausforderung für die Zeitlofser. Insbesondere der Bau der überirdisch geplante Wechselstromtrassen P 43 sowie die voraussichtlich unterirdischen Gleichstromtrassen DC41 und DC42 (Nordwest- und Südwestlink) kommen auf die Bürgerinnen und Bürger zu, "auch wenn es momentan ruhig ist", so Bürgermeister Hauke.

Der Trassenkorridor ist bis auf einen Kilometer Bereite festgelegt und verläuft westlich von Zeitlofs von Autobahnnähe kommend zwischen Roßbach und Weißenbach hindurch in Richtung Detter. "Gerade hier ist nicht viel Spielraum", sagte Hauke. Im kommenden Frühjahr beginnen die Gespräche mit den betroffenen Grundstückseigentümern.
Zum heutigen Stand steht der Trassenverlauf 2027/2028 fest und 2031 soll die Leitung ans Netz gehen. Durch politische Entscheidungen und schnellere Verfahren könne es aber auch ein bis zwei Jahre früher fertiggestellt werden.
Infomärkte Anfang 2025 abgesagt
Die beiden Gleichstromtrassen DC41 und DC42 sind in der Planung noch nicht so weit. Die angesetzten Infomärkte für Anfang 2025 seien vermutlich wegen der anstehenden Bundestagswahl verschoben worden, so Hauke. Ein erster Trassenvorschlag für die – zum jetzigen Zeitpunkt geplante unterirdische – Leitung liege aber vor und verläuft von Hessen kommend östlich am Hauptort vorbei und schließlich, genau wie die P43 zwischen Roßbach und Weißenbach hindurch, an Detter vorbei in Richtung Süden.
Auch die Berechnung der neuen Hebesätze für die Grundsteuer ab 2025 erklärte Hauke. Durch die Neuberechnung könne es für manchen günstiger, für manchen hingegen teurer werden. "Wir versuchen mit der Festlegung der Grundsteuer A und B auf jeweils 170 Prozent aufkommensneutral zu bleiben", so Hauke (wir berichteten) .
Förderung von Fahrradrastplatz
Wesentlich erfreulicher gestaltete sich die Vorstellung der geplanten Projekte am Radweg im Hauptort und am Rupbodener Bahnhof, dabei ist das ISEK (Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept) zentral. Umgestaltet werden soll der Streifen entlang der Brückenauer Straße/Ecke Roßbacher Straße mit einem neuen Parkplatz und einem Fahrradrastplatz mit Zugang zum Bach. Mithilfe des Förderprojektes "Prima fürs Klima" soll die Umsetzung im Frühjahr 2025 losgehen.
Im Bereich des ehemaligen Bahnhofes in der Raiffeisenstraße ist ein neuer Kindergarten mit einer Parkanlage geplant. Vermutliche Kosten: Sieben Millionen Euro für den Kindergarten und 1,6 Millionen Euro für den Rahmenplan ehemaliger Bahnhof. Auch am Gleispark Rupboden geht es im Frühjahr weiter mit dem Ausbau des Schienenbusses und der weiteren Gestaltung des Areals.
Weitere Themen aus der Bürgerversammlung
Schulden gehen nach oben: Seit 2011 ging die Pro-Kopf-Verschuldung in der Marktgemeinde kontinuierlich zurück. Doch damit ist jetzt Schluss. Erstmals ist 2024 wieder eine Kreditaufnahme geplant. Damit steigt die Pro-Kopf-Verschuldung von 233 Euro (2023) auf 510 Euro (2024).
Erstellung eines Konzeptes zum Sturzflutenrisikomanagement: Der Auftrag wurde im September an Spekter GmbH aus Herzogenaurach gegeben.
Straßenbauarbeiten: Kurz vor dem Abschluss stehen die Straßenbauarbeiten in der Baumallee. Die Sanierung eines Teilstücks der Ringstraße in Detter wird witterungsbedingt auf 2025 verschoben. Der Auftrag wurde im Juli vergeben.
Glasfaser: Ausbau des Breitbandnetzes in 2025, bis zum 30. November konnten Hauseigentümer einen kostenlosen Anschluss im Fördergebiet erhalten.

