Bei der ersten Bürgerversammlung der Gemeinde im Ortsteil Motten konnten die kommunalpolitischen Vorhaben und Aufgaben sowie die Fragen der Bürger im direkten Austausch dargestellt werden.
Zunächst ging Bürgermeisterin Katja Habersack (parteilos) auf Statistisches ein. Bei der Einwohnerentwicklung konnte der prognostizierte „Abschwung gestoppt werden“. Die Gemeinde Motten zählt in diesem Jahr 1709 Bürgerinnen und Bürger , 960 in Motten , 543 in Kothen und 207 in Speicherz. Sowohl durch Zuzüge als auch durch mehr Geburten in den letzten Jahren zeigt die Bevölkerungskurve wieder leicht nach oben. Für das Aufrecht-Erhalten der Infrastruktur sei dies „nicht ganz unwesentlich“, so die Rathauschefin.
Im Verwaltungshaushalt der Gemeinde stehen etwa 4,5 Millionen Euro , der Vermögenshaushalt beläuft sich auf knapp 2,9 Millionen Euro . Im Rückblick zeigt sich, dass für den Verwaltungshaushalt auf Grund von höheren Personalkosten und Preissteigerungen immer mehr Gelder zur Verfügung gestellt werden müssen.
Eine der „großen Säulen des Haushalts“ ist die Gewerbesteuer. „Wir können hier sehr Positives vermelden“, sagte Habersack. Aktuell könne man für dieses Jahr von Einnahmen in Höhe von circa 1,2 Millionen Euro ausgehen. Auch die Einkommensteuer sei mit rund 1,04 Millionen Euro „eine stabile Planungsgröße“.
Erspartes und keine Schulden
Zuführungen zu den Rücklagen bringen der Gemeinde „ Erspartes “ von etwa zwei Millionen Euro . Die Schulden hingegen steuern laut Bürgermeisterin Habersack die „Null-Linie“ an, eine „eher ungewöhnliche“ Situation für eine Gemeinde. Die Schlüsselzuweisungen stiegen gegenüber 2023 deutlich auf etwa 350.000 Euro . Der Kreisumlagesatz bleibt bei 44 Prozent, knapp 900.000 Euro .
Im Bereich der Digitalisierung hat die Gemeinde den ersten Schritt zum Glasfaserausbau gemacht. Falls der Förderbescheid gemäß Gigabit-RL 2.0 Ende dieses Jahres kommt, können im kommenden Jahr die Ausschreibung und das Vergabeverfahren erfolgen, so dass der Ausbau 2026 erfolgen kann – diesen zeitlichen Rahmen sehe die Gemeinde „vorsichtig optimistisch“, so Katja Habersack .
Sie machte Werbung für die PocketDorf-App, mit der sich Bürger und Vereine untereinander, aber auch mit der lokalen Verwaltung vernetzen und austauschen können. Das Ratsinformationssystem wurde 2024 installiert. Es ermöglicht eine digitale Arbeit zwischen Gemeinde und Gemeinderat. Auch die Bürger können über das System Einblicke in die kommunale Arbeit erhalten.
Die positive Entwicklung der jungen Mottenerinnen und Mottener spiegelt sich im Schulleben wider. Hier gibt es wieder vier Jahrgangsklassen und nun auch eine zweite Gruppe in der offenen Ganztagsschule. Im Schulgebäude wurde das Raumkonzept weiterentwickelt. Im Außenbereich wurden die Kletterwand erneuert sowie ein Sonnenschutz angebracht.
Arbeitskreis gründen
Was passiert mit dem Josefsheim? Das Gebäude gehört der Kirche, wird nur in geringem Umfang genutzt. Die Gemeinde hatte sich bereits in einer Gemeinderatssitzung mit Nutzungsmöglichkeiten beschäftigt. Die offene Ganztagsschule könne hier unterkommen, ebenso Vereine, Seniorenbetreuung – kurz: es könnte ein Mehrgenerationenhaus entstehen.
Gespräche werden geführt, doch brauche man für ein konkretes Nutzungskonzept zuerst Zahlen und Fakten. Einen „Arbeitskreis Josefsheim“ will die Gemeinde mittelfristig ins Leben rufen. Grundsätzlich betonte Habersack: „Es kommt auch auf die Bevölkerung an, dass das Haus getragen wird“.
Wie wichtig den Bürgern das Josefsheim ist, zeigten die Fragen aus den Reihen der Zuhörer. Der Erwerb des Gebäudes solle vor weiteren Planungen erfolgen. Ob ein Abriss und Neubau des Josefsheims in Erwägung gezogen wurde? Die Überlegungen gingen eindeutig in Richtung Generalsanierung, so die Bürgermeisterin.
Der Gesangverein steht mit der Kirchenverwaltung in Verhandlungen über die neuen Nutzungskonditionen für den Proberaum im Josefsheim. Es wurde die Frage an die Bürgermeisterin gestellt, warum die Gemeinde den sozialen und kulturellen Sektor nicht finanziell fördere. Habersack entgegnete, sie sehe die Gemeinde nicht als die einzige Stelle an, die für Soziales verantwortlich ist, und verwies an die Kirche, die Eigentümerin des Gebäudes ist.
Eine Frage bezog sich auf zwei Tiefenbohrungen, über die die Kirche mit Erdwärme versorgt werden sollte, und stiftete zunächst Verwirrung. Mottens ehemaliger Bürgermeister Jochen Vogel konnte dies aufklären: Die zwei Bohrungen waren angedacht, sind jedoch verworfen worden, da es sich nicht lohnte. Vogel ermutigte den Gemeinderat, in Sachen Josefsheim aktiv zu werden. Auch solle er den Ausbau des Radweges gegenüber der Gemeinde Ebersburg forcieren, da sich das Thema zu lange hinziehen könne.
Bürokratische Hürden für Radweg
Straßensanierungsmaßnahmen werden derzeit durchgeführt oder beginnen bald. Das Investitionsaufkommen beläuft sich hier insgesamt auf mehr als 160.000 Euro . Der Radwegeausbau zwischen Motten und Altenhof zieht sich hin. Weil es ein länderübergreifendes Projekt ist, müssen auf beiden Seiten alle erforderlichen bürokratischen Hürden genommen werden. Motten habe die Entwurfsplanung abgeschlossen, müsse sich nun um Grunderwerb und Ausgleichsflächen kümmern. Die Gemeinde Ebersburg hingegen müsse einen neuen Förderantrag stellen, da die Frist des Förderbescheids abgelaufen war.
In die Feuerwehren der Gemeinde müsse dringend, aber auch überlegt investiert werden, so Habersack. Der Feuerwehrbedarfsplan sei die Grundlage für zukünftige Investitionen. Für das „laufende Geschäft“ hat die Gemeinde bereits Unterstützung geleistet. So wurden dieses Jahr die Zusatzalarmierung Alamos eingerichtet sowie Schutzkleidung (für rund 18.700 Euro ) und Ausstattung (rund 3200 Euro ) gekauft. Die Helfer-vor-Ort-Gruppe erhielt ein Carport für ihr Einsatzfahrzeug. Auf dem Mottener Friedhof entstand eine Urnenfeldanlage (gut 13.000 Euro ). Auch Wiesengräber seien angedacht.
Ideen gegen Motorradlärm
Der Motorradlärm ist seit Jahren ein großes Thema. Besonders zwischen den Ortsteilen Kothen und Motten lassen die Beschwerden aus der Bevölkerung nicht nach. Bürgermeisterin Habersack berichtete von konstruktiven Gesprächen zwischen der Gemeinde, der Polizei , dem staatlichen Bauamt, dem Landratsamt und der Unfallkommission. Alle nähmen das Anliegen ernst, mehrere Maßnahmen, wie Verkehrsüberwachung oder eine Plakataktion, wurden umgesetzt. Die Gemeinde wisse, „dass keine Maßnahme ein Riesen-Game-Changer“ sei, so Habersack, aber es sei ein „laufender Prozess“.