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Bad Kissingen
Neuer Vorsitzender: Was Sebastian Häfner beim TSV Bad Kissingen vorhat
Aufatmen beim TSV Bad Kissingen: Der Verein hat nun einen jungen und ambitionierten Vorsitzenden. Im Interview spricht er darüber, was er vor hat und wo er Herausforderungen sieht.
Sebastian Häfner Vorsitzender des TSV Bad Kissingen       -  Der neue Vorsitzende des TSV Bad Kissingen Sebastian Häfner ist übers Schachspielen zum Verein gekommen.
Foto: Angelika Despang | Der neue Vorsitzende des TSV Bad Kissingen Sebastian Häfner ist übers Schachspielen zum Verein gekommen.
Angelika Despang
 |  aktualisiert: 22.06.2024 02:38 Uhr

Noch im letzten Herbst drohte der Turn- und Sportverein Bad Kissingen führungslos zu werden, da der bisherige Vorstand größtenteils nicht mehr zur Wahl antrat und vor der Mitgliederversammlung am 18. Oktober 2023 kein gültiger Wahlvorschlag vorlag.

Nach vielen Beratungen und viel Initiative seitens der Mitglieder wurden am 17. April alle Vorstandsposten besetzt. Der 30-jährige Sebastian Häfner, der selbst Schach spielt und gerne seine Schnelligkeit am Zauberwürfel erprobt, wurde zum ersten Vorsitzenden ernannt.

Im Interview erzählt er von Herausforderungen des TSV, seinen Plänen für die Zukunft und was sein Job als Produktionstechnologe mit der Arbeit eines Vorsitzenden zu tun hat.

Herr Häfner, erstmal herzlichen Glückwunsch zur Wahl – wann und wie hat es Sie zum TSV Bad Kissingen verschlagen?

Ich bin 2018 über das Schach spielen zum Verein gekommen. Vorher habe ich immer allein online Schach gespielt, wollte dann aber lieber eine Gruppe finden. Gemeinsam am Brett zu spielen ist schon etwas anderes, man muss genauer hinschauen und lässt sich auch mal vom Gegenüber beeinflussen. Jedes Spiel ist anders und man lernt mit jedem Mal.

Im April wurden Sie zum ersten Vorsitzenden des Vereins gewählt– wie kam es dazu?

Im Oktober 2023 sollten eigentlich die Wahlen stattfinden, doch es haben sich zu wenige Freiwillige gemeldet. Deshalb wurde am selben Abend eine Initiativgruppe gebildet, um einen neuen Vorstand zu finden und die Aufgaben gezielter zu verteilen.

Ich wollte mich eigentlich zurückhalten, mir erst einen Überblick verschaffen und Erfahrung sammeln, um eventuell in der Zukunft höhere Positionen zu besetzen, aber dann wurde ich gefragt und mit dem Team der Initiativgruppe zusammen konnte ich es mir vorstellen, diese Aufgabe zu übernehmen.

Es ist nicht gerade ein kleiner Verein, es gibt viele Abteilungen, Aufgabenfelder und Baustellen. Es ist schön, dass in dem jetzigen Vorstand auch noch ein paar alte engagierte Vorstandsmitglieder dabei sind.

Boxen in Bad Kissingen       -  Die Erfolge der Bad Kissinger Boxer haben sich längst herumgesprochen. Bei der vom TSV ausgerichteten Boxnacht ist die Halle immer voll.
Foto: Jürgen Schmitt | Die Erfolge der Bad Kissinger Boxer haben sich längst herumgesprochen. Bei der vom TSV ausgerichteten Boxnacht ist die Halle immer voll.

Was hat die Vorstandswahlen so erschwert?

Es war schwierig, alle Posten neu zu besetzen, weil viele von den alten Vorständen aufgehört haben. Die Fülle an Aufgaben vor allem für die ersten beiden Vorsitzenden hat die Leute wahrscheinlich abgeschreckt. Deshalb war es nötig, die Initiativgruppe zu bilden und die Aufgaben auf mehr Köpfe zu verteilen.

Jetzt sind Teile des Teams mit speziellen Aufgaben betraut wie Social-Media-Arbeit, die Betreuung der Gebäude oder der Vereinshütte in der Rhön.

Warum haben Sie sich dazu bereit erklärt, das Amt zu übernehmen?

Für mich ist Vereinsarbeit extrem wichtig. Der Verein ist heute einer der wenigen Orte, an denen sich die Menschen treffen, austauschen und vernetzen können. Wenn das nicht wäre, wäre das sehr schmerzhaft für die Gesellschaft. Noch dazu ist der TSV ein sehr langjähriger Verein, er besteht bereits seit 1876.

Außerdem bin ich als Vorstand ähnlich wie in meinem Job als Produktionstechnologe eine Art Schnittstelle. Das heißt, ich sammle die Informationen aus den verschiedenen Abteilungen, analysiere die Informationen und schaue, was sich zusammen mit den Abteilungen gegebenenfalls verbessern lässt. Dieser enge Austausch führt zu mehr Transparenz innerhalb des Vereins.

Jetzt haben Sie sicher einiges zu tun – was sind die ersten Schritte, die Sie angehen wollen?

Wir haben bereits viel Zeit investiert, um unsere Social-Media-Kanäle zu aktivieren, der Keller unseres Wohngebäudes wurde aufgeräumt, damit wir einen neuen Gemeinschaftsraum als Treffpunkt haben und wir haben beim Firmenlauf der Veranstaltung RunandFun mitgemacht.

In nächster Zeit wollen wir den Saalbau auf Vordermann bringen und prüfen, ob wir ihn vormittags wieder an Schulen vermieten können. Die Gaststätte möchten wir gerne wieder verpachten, damit dadurch eine Einnahmequelle und ein Treffpunkt für die Mitglieder abseits der Trainingszeiten entsteht.

Insgesamt möchten wir den Kontakt der Abteilungen zum Vorstand und zwischen den Abteilungen wieder verstärken und mehr Miteinander erreichen. Deshalb haben wir interne Kommunikationskanäle aufgebaut, wie zum Beispiel Whats-App-Gruppen. Eine gute Kommunikation ist wichtig.

Mit welchen Herausforderungen hat der Verein zu kämpfen?

Das sind zum einen die Anzahl der Mitglieder des Vereins, die sich zurzeit auf etwas über 1000 belaufen. In der Blütezeit der 90er Jahre hatte der TSV 2500 Mitglieder. Hier wollen wir den Verein wieder mehr an die Öffentlichkeit bringen. In manchen Abteilungen haben wir mit Trainermangel zu kämpfen. Zudem gibt es mit der Instandhaltung der Gebäude viel zu tun.

Wie ist die wirtschaftliche Situation des Vereins?

Wir sind gerade dabei, den Ist-Zustand zu ermitteln und zu schauen, was alles gemacht werden muss, was mit wie vielen Kosten verbunden ist und wo wir Prioritäten setzen. Der Verein hat aber Rücklagen gebildet und ich bin zuversichtlich, dass wir die Investitionen schaffen werden.

Wie laufen die verschiedenen Abteilungen?

Die Tennis-Abteilung hatte schon mal mehr Mitglieder, aber das liegt auch an dem Tennis-Hype in den 90ern, der sich inzwischen gelegt hat. Die Schwimmer-Abteilung läuft gut, hat aber das Problem mit den fehlenden Schwimmgelegenheiten – neben dem weggefallenen Hallenbad ist ja diesen und nächsten Sommer auch das Freibad wegen Sanierungsarbeiten nur eingeschränkt nutzbar.

Das Schachspielen hat durch Corona einen kleinen Aufschwung erfahren. Allerdings durfte der Verein in den Schulen nicht mehr Kurse geben, weil Zertifizierungen gefehlt haben. Die machen jetzt aber zwei unserer Leute nach, denn die Zusammenarbeit mit den Schulen ist uns sehr wichtig.

In der Leichtathletik fehlen uns die Trainer. Manchmal läuft es aber auch so wie im Fechten, dass ein ehemaliger Sportler mit Familie nach Bad Kissingen zieht, sich hier als Trainer engagiert und gleich die eigenen Kinder samt Freunden für den Sport begeistert.

Was wünschen Sie sich von der Zusammenarbeit mit der Stadt?

Wir würden uns freuen, wenn sie uns dabei unterstützt, den Saalbau wieder Schulen anzubieten und wenn sie uns bei den Auflagen, die sehr hoch sind, entgegenkommt. Ansonsten freuen wir uns natürlich auch über finanzielle Unterstützung, wo es machbar ist.

Es ist auch geplant, dass wir uns wieder öfter mit dem Oberbürgermeister und anderen Vertretern der Stadt treffen. Als größter Verein in Bad Kissingen vertreten wir maßgeblich auch die Stadt und sollten diesen Kontakt unbedingt pflegen.

Was sind ansonsten Ihre Pläne für die Zukunft des Vereins?

Wir möchten mehr Veranstaltungen anbieten, zum Beispiel wieder eine Nacht des Sports oder ein Oktoberfest und darüber mehr Werbung für uns in der Stadt machen. Wir wollen den Verein wieder in das Bewusstsein der Bürger bringen, denn unsere Angebote und die Leistungen unserer Mitglieder sind das auf jeden Fall wert.

Zur Person Sebastian Häfner:

Sebastian Häfner ist Jahrgang 1993 und von Beruf Produktionstechnologe bei Permatec in Euerdorf. Seine Hobbys sind Sport, Schach und Speedcubing. 

Er wird bei der Vereinsarbeit unterstützt von:

  • Viktor Ledin (2. Vorsitzender)
  • Johann Stier (1. Schatzmeister)
  • Waldemar Bauer (2. Schatzmeister)
  • Elisabeth Krampert (Schriftführerin)
  • Lilia Köpplin (Beisitzerin)
  • Ben Kiesel, Georg Pickel, Romano Kess, Adam Köpplin, Daniel Cabera, Christian Dürr (spezielle Aufgaben)

Die Vereinsvorsitzenden des TSV Bad Kissingen (Auswahl):

  • Bruno Brand bis 1988
  • ab 1988: Gustav Streng
  • ab 2010: Hannelore Schön
  • ab 2018 bis Ende 2020: Claudia Lachmann 
  • ab 2021: Michael Nachemia
  • seit April 2024: Sebastian Häfner
 
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