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Bad Kissingen
Was Kilian Moritz rät: Damit künstlerischer Erfolg sich rechnet
Warum erfolgreiche Musiker im Alter oft verarmen - dieses Thema vermittelte Kilian Moritz an der Berufsfachschule für Musik Bad Königshofen. Er hatte Tipps, aber auch eine Mahnung im Gepäck.
Professor Kilian Moritz gab an der Berufsfachschule für Musik in Bad Königshofen Hinweise für die angehenden Musiker zu ihrer Arbeit. Ganz wichtig sei die Absicherungen zur Altersvorsorge.  Foto: Hanns Friedrich       -  Professor Kilian Moritz gab an der Berufsfachschule für Musik in Bad Königshofen Hinweise für die angehenden Musiker zu ihrer Arbeit. Ganz wichtig sei die Absicherungen zur Altersvorsorge.  Foto: Hanns Friedrich
| Professor Kilian Moritz gab an der Berufsfachschule für Musik in Bad Königshofen Hinweise für die angehenden Musiker zu ihrer Arbeit. Ganz wichtig sei die Absicherungen zur Altersvorsorge. Foto: Hanns Friedrich
Hanns Friedrich
 |  aktualisiert: 18.08.2022 02:46 Uhr

Professor Kilian Moritz (LL.M) an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt fand an der Berufsfachschule für Musik Bad Königshofen deutliche Worte, als er auf die finanzielle Absicherung im Alter verwies.

Er brachte Beispiele von bekannten Künstlerinnen und Künstlern, die bei all ihren Erfolgen und finanziellen Einnahmen vergessen hatten, für den Ruhestand Rücklagen zu bilden. Schmunzelnd erzählte er eine Anekdote seiner Mutter, Martha Moritz, die einmal gesagt hatte: "Eigentlich müsste der Staat jedem jungen, erfolgreichen Künstler die erste Million Euro wegnehmen, auf ein Sperrkonto legen, verzinsen und ihm, wenn er 65 ist, dieses Geld wieder zurück geben." Sie, so Kilian Moritz, habe damit den bewussten "Nagel auf den Kopf getroffen", denn genau das werde im Erfolg oft vergessen. Sein Tipp: Bitte daran denken, dass auch sie älter werden und dann ein finanzielles Polster brauchen, auf das sie zurück greifen können.

In diesem Zusammenhang führte der Referent an die Themen Musikverwertung, Urheber- und Leistungsschutzrecht, sowie die Künstlersozialkasse (KSK) heran. Allesamt Bereiche, die im Schulalltag kaum Platz finden, die aber für Berufsmusiker oder Kulturschaffende von großer Bedeutung sind, sagt Christian Meyer . Dieser ist Dozent an der Berufsfachschule für Musik für Musikgeschichte, Instrumentenkunde, Kammerchor und unter anderem für Musikwissenschaft.

Kilian Moritz erwähnte die Möglichkeiten, wie künstlerische Leistungen - außer über Honorare - durch sogenannte Verwertungsgesellschaften vergütet werden können. "Dazu bedarf es entsprechende Kenntnisse und vor allem Eigeninitiative des Künstlers."

Aus dem Nähkästchen geplaudert

Der Referent plauderte aus dem Nähkästchen, als er von Kolleginnen und Kollegen berichtete, die sehr viel arbeiten, Musik arrangieren, komponieren oder produzieren. "Wenn ich einige von ihnen immer wieder einmal sehe und nachfrage, wie es denn mit der finanziellen Absicherung ist, bekomme ich die Antwort: Stimmt, das muss ich endlich tun."

Für die Berufsfachschüler in Bad Königshofen interessante Informationen, weil auch einige von ihnen Musik arrangieren, komponieren oder produzieren. Die Palette der Information von Kilian Moritz reichte bis zu Fragen der Musiknutzung und was beachtet werden muss, wenn geistiges Eigentum oder künstlerische Leistungen anderer verwendet werden. Interessant in diesem Zusammenhang war, dass den Schülern der Blick für den Wert künstlerischer Leistungen geöffnet wurde.

Christian Meyer verwies im Gespräch mit dieser Zeitung auch darauf, dass gerade in der heutigen Zeit oftmals Musik- und Bilderkonsum durch das große kostenfreie Angebot im Internet als Selbstverständlichkeit angesehen wird. "Doch dahinter stehen Leistungen und Berufe , die auch einen finanziellen Gegenwert haben müssen, wenn diese Berufe nicht dauerhaft aussterben sollen." Da viele Schüler einen Musikberuf anstreben, wurden sie durch die Ausführungen Professor Kilian Moritz für diese Suche nach einer Balance zwischen Musikberuf und möglichst bezahlbarem Kunstgenuss sensibilisiert.

Moritz: Was nützt die beste künstlerisch-musikalische und pädagogische Ausbildung, wenn ein Musiker hinterher nur mehr schlecht als recht davon leben kann? Er wusste, dass mit Musik, egal ob live auf Bühnen oder in Radio, TV und Internet, sehr hohe Umsätze erzielt werden. "Aber nur wer die Mechanismen der Musikbranche und seine Rechte als Urheber und ausübender Künstler kennt, kann gut davon leben."

"Gutes Hintergrundwissen"

Kilian Moritz, selbst Musiker , Urheberrechtler und langjähriger ARD-Musikredakteur, war begeistert vom Interesse der Schüler der Berufsfachschule für Musik. Diese wiederum wussten den Nutzwert dieses Tages-Seminars zu schätzen. Kommentare: "Wir haben nun das für uns wichtige, rechtliche und finanzielle Hintergrundwissen... Solche Informationen sind bares Geld wert... Jetzt weiß ich, wie konkret um prozentuale Anteile an Verlagsrechten und somit um jeden Euro gefeilscht wird. Ich habe viel gelernt. Schade für jeden, der diesen Workshop verpasst hat."

Kilian Moritz wurde 1965 in Bad Kissingen geboren und wuchs im Burkardrother Gemeindeteil Gefäll als Sohn des ehemaligen Bürgermeisters und Kreisrats Ludwig Moritz auf. Mittlerweile lebt der 53-Jährige mit seiner Frau und den drei Kindern in Theilheim bei Würzburg.

Die Fachbegriffe

Die GEMA (Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte) nimmt die Rechte der Musikurheber, also der Komponisten, Texter, Bearbeiter und Musikverlage wahr. Sie hat rund 70 000 Mitglieder und hat in 2018 gut 1 Milliarde Euro eingenommen. Sie schüttet diese Summe, abzüglich der Verwaltungskosten, an ihre Mitglieder aus und unterstützt kulturelle und soziale Belange wie die GEMA-Sozialkasse.

Die GVL (Gesellschaft zur Verwertung von Leistungsschutzrechten) nimmt die Rechte unter anderem von ausübenden Künstler wie Schauspielern und Musikern, von Veranstaltern und Tonträgerfirmen wahr. Im Jahr 2018 hatte sie ein Inkasso von rund 230 Millionen Euro. Die GVL schüttet diese Summe, abzüglich der Verwaltungskosten, an ihre Mitglieder aus und unterstützt auch finanziell die Musikausbildung in vielfältiger Weise.

Über die KSK (Künstler-Sozial-Kasse) können sich freischaffende Künstler wie Musiker , Musiklehrer , und Schauspieler , aber auch Publizisten günstig kranken-, pflege- und rentenversichern. Hierbei übernimmt der Bund finanziell 20 Prozent der Kosten. Unternehmen, die Kunst und Publizistik verwerten, leisten mit 30 Prozent ebenso einen Beitrag zur Finanzierung der KSK.

Bei allen dreien gilt allerdings: Nur wer sich aktiv darum kümmert und einen Mitgliedsantrag stellt, kann davon profitieren und an diesen Erträgen und Vergünstigungen teilhaben, lautet der Tipp der Experten.

 
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