Ein Mann zwischen zwei Frauen, die er beide liebt. Im Erfurter Dom sind auf einer Grabplatte der Graf von Gleichen und zwei Frauen abgebildet. Der durfte mit Einwilligung des Papstes beide behalten, wurde mit beiden beerdigt. Eine Geschichte, die der junge Goethe kannte und die ihn wohl auch persönlich interessierte. Sein Theaterstück "Stella - Ein Schauspiel für Liebende" erinnert schließlich auch an Goethes gleichzeitige Liebschaften mit Friederike Brion und Lili Schönemann.
In der Erstfassung von "Stella", die er in jungen Jahren 1775 verfasste, beschreibt er als Happy End eine "ménage à trois", in der alle drei glücklich werden. Der sittenstrenge Schiller und Kritik aus der Gesellschaft wie die vehemente vom gestrengen Pastor Goeze ließen ihn von der Darstellung der Doppelliebe abrücken, weshalb der vorsichtiger gewordene Goethe 1803 bis 1805 einen zweiten Schluss schrieb: einen gesellschaftstauglichen, der das moralische Dilemma durch Selbstmorde löst.
Die Regisseurin Amina Gusner bearbeitete den Stoff ohne die Skrupel der Goethezeit für uns Heutige. Sie untersucht die Zeitlosigkeit von Liebe und unsere heutigen Vorstellungen von dem, was in der Liebe geht, was nicht, was natürlich auch den Ausgang der Geschichte verändert. In ihrer Inszenierung für die Hamburger Kammerspiele , mit der das Euro-Studio Landgraf am 17. November um 19.30 Uhr beim Theaterring im Kurtheater gastiert, spielt Anna Schäfer die Titelrolle und Mario Ramos den Mann zwischen zwei Frauen.