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Landkreis Bad Kissingen
Was fördert Kinder: Körperbewusstsein stärken
Der Beginn der Pubertät muss nicht mit Unsicherheiten verbunden sein. Workshops vermitteln, wie Kinder und Jugendliche natürliche Veränderungen positiv erleben. Was macht diesen Ansatz so besonders?
Die „Zyklusshow“ ist eine anschauliche und liebevolle Darstellung des weiblichen Zyklusgeschehens. Dabei lernen Mädchen die Vorgänge in ihrem eigenen Körper kennen.       -  Die „Zyklusshow“ ist eine anschauliche und liebevolle Darstellung des weiblichen Zyklusgeschehens. Dabei lernen Mädchen die Vorgänge in ihrem eigenen Körper kennen.
Foto: MFM Deutschland e.V. | Die „Zyklusshow“ ist eine anschauliche und liebevolle Darstellung des weiblichen Zyklusgeschehens. Dabei lernen Mädchen die Vorgänge in ihrem eigenen Körper kennen.
Marion Eckert
 |  aktualisiert: 15.04.2025 02:40 Uhr

Die Art und Weise, wie Mädchen und Jungen ihren Körper wahrnehmen und bewerten, hat einen nachhaltigen Einfluss auf ihr Selbstbild und Selbstwertgefühl. Die körperlichen Veränderungen der Pubertät in positiver Weise anzunehmen, ist jedoch keineswegs selbstverständlich. Unterstützung bietet seit 25 Jahren das MFM-Programm im Bistum Würzburg , das junge Menschen mit altersgerechten Workshops begleitet.

Werteorientierte Sexualpädagogik

Die Abkürzung MFM steht für My Fertility Matters („Meine Fruchtbarkeit ist wichtig“). Es handelt sich dabei um ein sexualpädagogisches Präventionsprogramm mit einem werteorientierten Ansatz, das regelmäßig auch an Schulen im Landkreis Bad Kissingen angeboten wird. Zielgruppe sind Mädchen und Jungen im Alter von 10 bis 13 Jahren.

Treffen der MFM-Regionalgruppe.       -  Treffen der MFM-Regionalgruppe. Das Bild zeigt von links: Rita Buhlheller, Manuela Bowitz, Sabine Wolz, Thomas Reitelbach, Sabine Dorbath, Dr. Stefan Heining, Vanessa Seufert, Georg Harpf, Nicole Krauss-Mühleib, André Hannes, Martina Krines, Wolfgang Pfeifer, Renate Schmalzl, Daniela Steinmetz, Thomas Riedmann, Judith Köck, Michael Marx, Martina Braunwart, Kai Brigandt und Susanne Kern.
Foto: Markus Hauck pow | Treffen der MFM-Regionalgruppe. Das Bild zeigt von links: Rita Buhlheller, Manuela Bowitz, Sabine Wolz, Thomas Reitelbach, Sabine Dorbath, Dr.

Aktuell werden engagierte Referentinnen und Referenten gesucht, die nach einer intensiven Ausbildung Workshops leiten möchten.

Das Programm verfolgt das Ziel, jungen Menschen ein positives Verständnis für die Abläufe in ihrem Körper zu vermitteln und sie für die faszinierenden Prozesse in ihrem Körper zu begeistern. Nur wer seinen Körper und dessen Funktionen – insbesondere die Fruchtbarkeit – kennt, kann einen respektvollen Umgang damit und mit dem Körper anderer entwickeln.

Workshops mit positiver Botschaft

Mit Angeboten wie der „Zyklusshow“ für Mädchen und „Agenten auf dem Weg“ für Jungen sind zertifizierte Referentinnen und Referenten bundesweit an Schulen aktiv. Eine von ihnen ist Vanessa Seufert aus Bad Kissingen, die auch Workshops außerhalb des schulischen Rahmens, etwa über die Ehe- und Familienseelsorge im Dekanat Bad Kissingen, anbietet. „Es ist wichtig, dass Kinder schon vor der Pubertät einen wertschätzenden Umgang mit ihrem Körper erfahren und Körperkompetenz entwickeln“, betont Seufert.

Prävention durch Wertschätzung

Die Pubertät werde oft auf Risiken wie ungewollte Schwangerschaften oder sexuell übertragbare Krankheiten reduziert. Bei dem MFM-Programm stehe Prävention im Vordergrund. „Nur was ich schätze, kann ich schützen“, erklärt Sabine Wolz, Diözesanbeauftragte für Natürliche Familienplanung und verantwortlich für das MFM-Programm. Sie betont, wie wichtig es sei, Kinder sprachfähig zu machen: „Nur wenn ich Dinge benennen kann, kann ich auch darüber sprechen, wenn sich etwas nicht richtig anfühlt.“

Ein Kennzeichen des Programms sei die Vermittlung von Wissen in positiver Sprache. In den Workshops lernen Mädchen und Jungen Begriffe kennen, die fernab von Straßenjargon stehen. Frühsexualisierung sei dabei kein Thema, vielmehr gehe es um eine altersgerechte Vorbereitung.

Frühe Aufklärung und Mitmachansatz

Kinder sollten laut Wolz bereits im vierten Grundschuljahr positiv informiert werden – und nicht erst durch Medien, Freunde oder das Internet. Die Workshops seien interaktiv gestaltet und bieten mit einem „Mitmachtheater“ sowie anschaulichen Materialien eine lebendige Einführung in die Themen Pubertät, Zyklus, Fruchtbarkeit und die Entstehung neuen Lebens. Auch Wissenswertes über das andere Geschlecht wird vermittelt.

Die Mädchen erfahren spielerisch, altersgerecht und in geschütztem Rahmen, wie ein neues Leben entsteht, welche Veränderungen die Pubertät mit sich bringt und warum Frauen ihre Tage bekommen.       -  Die Mädchen erfahren spielerisch, altersgerecht und in geschütztem Rahmen, wie ein neues Leben entsteht, welche Veränderungen die Pubertät mit sich bringt und warum Frauen ihre Tage bekommen.
Foto: MFM Deutschland e.V. | Die Mädchen erfahren spielerisch, altersgerecht und in geschütztem Rahmen, wie ein neues Leben entsteht, welche Veränderungen die Pubertät mit sich bringt und warum Frauen ihre Tage bekommen.

Neu: WaageMut für Jugendliche

Ergänzend zu den Workshops „Zyklusshow“ für Mädchen und „Agenten auf dem Weg“ gibt es nun ein neues Angebot für Jugendliche ab 14 Jahren: den Kurs „WaageMut“. Dieser richtet sich an Schülerinnen und Schüler der achten bis zehnten Jahrgangsstufe. Neben den grundlegenden Themen aus den Grundschulworkshops geht es hier auch um Fragen zu Beziehung, Sexualität und Verhütung.

Ziel des Kurses ist es, Jugendlichen einen verantwortungsvollen Umgang mit ihrem Körper, ihrer Sexualität und ihrer Fruchtbarkeit zu ermöglichen. Gleichzeitig sollen sie befähigt werden, eigenständige Entscheidungen zu treffen – etwa im Hinblick auf die Einnahme der Pille und deren potenzielle Auswirkungen auf die spätere Fruchtbarkeit. 

Eltern als Begleiter einbinden

Vor jedem Workshop für Kinder und Jugendliche findet ein Elternvortrag statt, der die Inhalte vorstellt und Eltern einbindet. Ziel sei es, eine gemeinsame Sprache zu schaffen, die den Dialog zwischen Eltern und Kindern erleichtert, so Wolz. „Grundlage unserer Arbeit ist der wertschätzende Zugang zu sich selbst und zu anderen.“

Ein Bildungsbaustein für Beziehungen

Für Bernd Keller , Ehe- und Familienseelsorger im Dekanat Bad Kissingen, ist das MFM-Programm ein bedeutender Beitrag zur Bildung. „Es geht nicht nur um das Frauenbild, sondern um das Menschenbild“, betont Keller.

Offene Gespräche über Fruchtbarkeit, Liebe und Leidenschaft seien für jede Beziehung bereichernd. „Eine wertschätzende Sprache kann die Beziehungsqualität nachhaltig vertiefen“, so Keller. Die Grundlagen dafür schon in jungen Jahren zu legen, sei ein sinnvoller Ansatz.

Hintergrund:

Das MFM-Programm wurde 1999 von Dr. Elisabeth Raith-Paula ins Leben gerufen. Auf die „Zyklusshow“ folgte 2003 der Workshop „Agenten auf dem Weg“ für Jungen. Ergänzende Angebote wie „WaageMut“ richten sich an Jugendliche und junge Erwachsene. Das Programm, das als EU-„Best-Practice“-Projekt anerkannt ist, wird heute weltweit in Europa, Afrika, den USA und China umgesetzt.

Referenten gesucht

Um das Programm weiter auszubauen, werden interessierte Menschen gesucht, die nach einem intensiven Ausbildungswochenende und einer Praxisphase Workshops leiten. Vorkenntnisse sind dafür nicht erforderlich, die Ausbildung vermittelt alle nötigen Inhalte.

Kontakt:
Sabine Wolz, Fachstelle Sexualpädagogik mit NFP
Referat Partnerschaft – Familie, Diözese Würzburg
Telefon: 0931-386 65 232
E-Mail: mfm@bistum-wuerzburg.de

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