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Bad Kissingen
Was Finnlands Beitritt zur Nato bedeutet
Den finnischen Militärattaché in Deutschland, Juhapekka Rautava, hat Ulrich Feldmann, Sektionsleiter der Gesellschaft für Sicherheitspolitik (GSP) in Bad Kissingen, für einen Vortrag im Parkwohnstift...
Redaktion
 |  aktualisiert: 14.03.2025 01:06 Uhr

Den finnischen Militärattaché in Deutschland, Juhapekka Rautava, hat Ulrich Feldmann, Sektionsleiter der Gesellschaft für Sicherheitspolitik (GSP) in Bad Kissingen , für einen Vortrag im Parkwohnstift gewinnen können. Auch den Besuch des Referenten bei der Infanterieschule und dem VN-Ausbildungszentrum in Hammelburg, am Tag nach dem Vortrag , bereitete Ulrich Feldmann vor.

Der Kapitän zur See, Juhapekka Rautava ist in Berlin akkreditiert. Seine Diensträume befinden sich in der finnischen Botschaft. „Finnlands Weg in die Nato “ lautete der Titel des Abends. Die Aufnahme dieses Landes in die Nato sei ein deutliches Zeichen in Richtung Putin : Die freien, demokratischen Staaten suchen den Schulterschluss nach Putins Überfall auf die Ukraine vor drei Jahren.

Was wissen wir über unseren neuen Nato-Partner ? Juhapekka Rautava stellte das Wehrwesen, die Wirtschaft, Rüstung und die Einbindung der Bevölkerung in die Verteidigung vor und brachte in einem knappen „Finnischen Verteidigungskonzept“ alles auf den Punkt.

Finnland, das bislang insgesamt zurückhaltend auf der politischen Bühne agierte, wurde am 4. April 2023 als 31. Mitglied in das Verteidigungsbündnis aufgenommen. Der Angriff Russlands auf die Ukraine am 24. Februar 2022 löste nicht nur in den Baltischen Staaten, sondern auch in Finnland einen Schock aus. Denn das Land steht in direkter Nachbarschaft zur Russischen Föderation. Die gemeinsame Grenze zu Russland zieht sich 1340 Kilometer durch das nördliche Europa.

Finnland ist dünn besiedelt und hat 5,6 Millionen Einwohner. Die Landfläche ist um ein geringes kleiner als die der Bundesrepublik. Die Küstenlinie im Westen zur Ostsee ist rund 1200 Kilometer lang. Diese lange Grenze vor einem russischen Angriff zu schützen ist mit den eigenen Möglichkeiten nicht zu leisten, so der Referent.

Weiter führte der Kapitän zur See aus: „Was die Finnen auszeichnet, das ist ihre Liebe zur Heimat. Jeder Finne leistet seinen Beitrag zur Landesverteidigung. Die Wehrpflicht ist Gesetz. Es ist für die Finnen selbstverständlich, dem Land zu dienen.“

Die Kriegsstärke ist auf 180.000 Mann festgesetzt. 90.000 Mann bilden die Reserve. Die Bewaffnung ist auf einem modernen Stand. Finnland verfügt auch über eine eigene Waffenproduktion. Finnland unterhält die Teilstreitkräfte Heer, Marine und Luftwaffe. Man halte sich vor Augen, bei einer Bevölkerung von gerade mal 5,5 Millionen.

Die Verstärkung der Nato durch Finnland ist hochwillkommen und setzt ein deutliches Zeichen gegen Moskau, so Juhapekka Rautava.

Staaten und Völker vergessen nicht erlittenes Unrecht. Es bleibt im Langzeitgedächtnis der Menschen haften. Finnland musste am Ende des II. Weltkrieges ein Zehntel seines Territoriums an Russland abtreten. Reparationszahlungen wurden geleistet.

Auch Russland hat 1975 in Helsinki die KSZE-Schlussakte, jene die Weltordnung verändernde „ Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa “ unterzeichnet. Der Kalte Krieg war beendet. Finnland war sich dennoch immer seiner Bedrohungslage bewusst.

Finnland stellt mit dem Beitritt zur Nato seine Sicherheitspolitik auf eine neue Grundlage. Vorsichtig meinte der Referent, auch für die Bundesrepublik könnte das ein Beispiel sein, die Verteidigung auf eine neue verbindliche parteiübergreifende Ebene zu stellen. Verteidigungspolitik sei kein Tagesgeschäft.

Zur Sprache kam in der Diskussion die kritische Unterwasserinfrastruktur in der Ostsee. Finnland ist nicht weniger betroffen als die übrigen Anrainerstaaten. Gemeint sind die wiederholten Beschädigungen der in der Ostsee verlegten Unterwasserkabel. Der Schaden ist immens, aber schwer abzuschätzen.

Zurückhaltend antwortete der Referent auf die Frage, wer Verursacher und wer den Schaden zu verantworten hat. Die Vorfälle haben eine strafrechtliche Seite, aber sie seien schwer zu beweisen. Was sich in internationalen Gewässern ereignete ist außerhalb eines Staatsgebietes.

Im internationalen Ranking, sind die Finnen die zufriedensten, die glücklichsten Menschen. Trotz vieler langer, dunkler Tage. Dieses naturverbundene, sportliche Volk wahrt den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Dieser gute Geist einer Nation zeigt sich auch im guten einsatzbereiten Zustand der finnischen Armee . Die Entschlossenheit der Finnen, ihr Land und im Bündnisfall Europa zu verteidigen, ist glaubwürdig, so der Referent. Dieter Galm

 
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