
Dass Bad Kissingen sein Sanierungsgebiet in der Altstadt ausweitet, verheißt Anwohnern nicht nur ein schöneres Wohnumfeld. Sie können unter Umständen auch Steuern sparen.
Der als Sanierungsgebiet ausgewiesene Teil der Kissinger Innenstadt soll merklich größer werden. Anwohnern und Eigentümern dort verschafft das nicht nur die Aussicht auf ein schöneres Wohnumfeld. Wenn sie bereit sind, selbst etwas für die Sanierung ihrer Anwesen zu unternehmen, können sie unter anderem auf Steuervorteile hoffen.
Hintergedanken
Als der Würzburger Architekt und Stadtplaner Hartmut Holl jetzt dem städtischen Bauausschuss die Ergebnisse der vorbereitenden Untersuchungen für diese Ausweisung des Sanierungsgebiets Altstadt vorstellte, rührten er und Oberbürgermeister Kay Blankenburg mehrfach die Werbetrommel für diese Möglichkeiten. Vor allem der OB tat dies nicht ohne Hintergedanken.
Private Initiative nötig
Die Stadt Bad Kissingen trägt zwar mit der geplanten Neugestaltung der Fußgängerzone selbst zur Verbesserung der Situation in der Altstadt bei. Sie kann sich aber längst nicht alles leisten, was Holl und sein Büro für sinnvoll und möglich erachten. Und private Projekte sind ohnehin zusätzlich nötig. Die Ausweisung des Gebiets sei deshalb „der Versuch, Anreize zu setzen“, unter dem Motto: „Bürger, wollt Ihr nicht was machen?“
Möglich, so Holl, sind für Gebäude in Sanierungsgebieten nicht nur erhöhte steuerliche Absetzungsmöglichkeiten bei Herstellungs- und Anschaffungskosten, sondern auch ein Sonderausgabenabzug für Herstellungs- und Erhaltungsmaßnahmen und Vorteile bei der Absetzung des Erhaltungsaufwandes. Auch von öffentlichen Fördermitteln war die Rede.
Vorschläge zur Verbesserung
Dem Ausschuss stellte Holl nicht nur vor, was sein Büro an Daten und Fakten über Geschichte und Stadtbild, Baualter und Bauzustand, gewerbliche Nutzung und Wohnen, Leerstände, den Einzelhandel, Grün- und Freiflächen sowie Verkehr und Siedlungsstruktur der Kissinger Altstadt zusammengetragen hatte. Er stellte auch Mängel und Missstände heraus und legte Vorschläge zur Verbesserung vor.
Muss, kann und wäre schön
Was er dabei an möglichen Projekten anführte, stellt unterm Strich eine Mischung dar aus muss und kann und wäre schön. Dass etwa der Bereich rund um den Wahlerbräuparkplatz zu den Problembereichen der Innenstadt gehört, darauf ist auch das Rathaus schon gekommen. Versuche, zu einer Lösung für das Quartier zu kommen scheiterten aber wohl an der Eigentümerstruktur.
Den Wahlerbräuparkplatz und seine Umgebung empfahl Holl als Potenzialfläche für die „Ausweitung kultureller und sozialer Nutzungen“. Auf seiner Liste möglicher städtischer Maßnahmen stehen zudem Stichworte für ein kommunales Förderprogramm für Erhalt und Entwicklung des Stadtbilds, die Erstellung eines Gestaltungsleitfadens, kostenlose Sanierungsberatung für betroffene Eigentümer und die Einberufung eines Gestaltungsbeirats mit externen Fachleuten. Hilfreich sein könne auch die „umfassende Privatmodernisierung eines Wohngebäudes“ als modellhaftes Beispiel.
Zum Teil hoher Aufwand
Neben der ohnehin geplanten Neugestaltung der Fußgängerzone regt Holl außerdem einen Wettbewerb für Ergänzungslage der Fußgängerzone an. Auch der Ausbau der „Barrierefreiheit im öffentlichen Raum und an Zugängen zu öffentlichen Gebäuden“, das Projekt zentraler Busbahnhof sowie die Neugestaltung des Theaterplatzes stehen auf seiner Liste. Die letztgenannten Projekte erfordern zum Teil aber deutlich höheren finanziellen Aufwand als die Beratung der Bürger oder das Erstellen von Leitfäden.
Keine falschen Erwartungen wecken
Die Stadträte zeigten sich im Ausschuss von den zusammengetragenen Daten und den meisten Vorschlägen Holls durchweg beeindruckt und erteilten den vorbereitenden Untersuchungen einstimmig ihren Segen. Allerdings mochte auch keiner OB Blankenburg widersprechen, als der sagte, die Stadt dürfe nicht den Eindruck erwecken, dass das Vorgestellte in welcher Frist auch immer vollständig umgesetzt werden könne.