Der Klimawandel ist in allen Bereichen unserer Gesellschaft angekommen. Auch Sportlerinnen und Sportler sind von den Auswirkungen betroffen - und teils auch verantwortlich für den Klimawandel . Kein Wunder, dass viele Führungskräfte des TV/DJK-Vorstands den Ausführungen von Dr. Matthias Zimlich, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Universität Würzburg , lauschten.
Zum Vortrag „Sport und Klima“ eingeladen hatte die Volkhochschule mit dem Universitätsbund Würzburg ins TV/DJK-Vereinsheim. Fünf Kerninfos zum Klimawandel vom Deutschen Klimakonsortium stellte Zimlich anfangs vor: „1. Er ist real. 2. Wir sind die Ursache. 3. Er ist gefährlich. 4. Die Fachleute sind sich einig. 5. Wir können noch etwas tun!“ Was viele Fans nicht gerne hören: „Der Spitzensportbereich gehört zu den Luxusemissionen“. Die Olympiade in Paris oder die Fußball-Champions-League waren beziehungsweise sind Edel-CO2-Schleudern und die CO2-Kompensations-Zertifikate oft nur ein „moderner Ablasshandel“. Denn das Klima wird nicht nur durch neu- oder umgebaute Arenen oder die reisenden Fans belastet, sondern auch durch „jeden Sporttreibenden, denn er muss mehr essen und erhöht somit den CO2-Ausstoß, oder die Trikots sowie Sport- und Trainingsgeräte, die extra hergestellt werden“, klärte Zimlich auf.
Beispiel aufgezeigt
Aber auch im Kleinen, wie beim Kicken in den unteren Ligen oder bei Volleyball-Verbandsspielen, kommt es zu erhöhten Emissionen. Am Beispiel der Hammelburger 1. Volleyball-Herrenmannschaft, die derzeit in der Regionalliga aufschlägt, berechnete Zimlich den CO2-Ausstoß. „Angenommen, die Mannschaft fährt in zwei Mittelklassewagen zu den neun Auswärtsspielen, dann liegt der CO2-Ausstoß für die knapp 2400 Kilometer [nur Hinfahrten, Anm. der Autorin] bei rund 800 Kilogramm.“
Kauf eines Elektrobusses diskutiert
Darauf konterte Vorsitzender Willy Willeke schmunzelnd: „CO2-technisch können wir ja dankbar sein, dass wir aus der 2. Bundesliga abgestiegen sind.“ Tatsächlich habe man sich intern über die Anschaffung eines Elektrobusses unterhalten: „Doch die geringen Reichweiten machten das Projekt unmöglich.“
Doch keine Bange, dem Vortragenden ging es nicht darum, den Sport an den Pranger zu stellen, sondern nur die weitreichenden Folgen aufzuzeigen.
Denn unumstritten ist, dass „körperliche Inaktivität eines der zentralen globalen Sicherheitsrisiken ist und für jährlich rund 5,3 Millionen Todesfälle verantwortlich ist und somit vergleichbar mit Rauchen und Übergewicht“. Sport ist ein wichtiger Resilienzfaktor, stärkt Geist und Körper und entlastet den Gesundheitssektor. Deshalb seien Sportvereine unersetzlich. „Die Frage ist, wie man den Sport klimaverträglicher macht“, so Zimlich. Vorschläge machen inzwischen viele Sportverbände, wie der BLSV ( Bayerische Landessportverband ), der einen Klimacheck für Sportvereine anbietet. Eine Überlegung sei auch mehr Sportarten zu fördern, die geringere CO2-Emissionen haben, oder mehr in den regionalen und saisonalen Sport zu investieren. Das Resümee des ambivalenten Vortrags war, dass wir alle Verantwortung für den Klimawandel tragen: das Individuum, die Sportverbände, die Politik. Nur gemeinsam wird es gelingen, ihn aufzuhalten.
Passend dazu wählte Zimlich ein Zitat aus Lampedusas Erfolgsroman „Der Leopard“: „Es muss sich alles ändern, damit alles so bleibt, wie es ist.“