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Bad Bocklet
Was der Bayerische Heilbäderverband in Bad Bocklet besprach
Um die bayerischen Heilbäder und Kurorte in Zukunft fit zu halten, forderte der Bayerische Heilbäderverband auf seinem 78. Heilbädertag zu mehr Bewegung und Veränderung auf.
78. Heilbädertag in Bad Bocklet       -  Einen Schluck aus dem Bad Bockleter Heilwasserbrunnen tranken (von links) Landrat Peter Berek (CSU), Vorsitzender des Bayerischen Heilbäderverbands, Kurdirektor Thomas Beck, Frank Oette, Geschäftsführer des Landesverbands, Bayerns Tourismusministerin Michaela Kaniber (CSU) und Bad Bocklets Bürgermeister Andreas Sandwall (CSU)
Foto: Sigismund von Dobschütz | Einen Schluck aus dem Bad Bockleter Heilwasserbrunnen tranken (von links) Landrat Peter Berek (CSU), Vorsitzender des Bayerischen Heilbäderverbands, Kurdirektor Thomas Beck, Frank Oette, Geschäftsführer des ...
Sigismund von Dobschütz
 |  aktualisiert: 02.12.2024 02:34 Uhr

Es braucht neue Angebotsinhalte und angesichts knapper Kassen ein verstärktes gemeinschaftliches Handeln zur Durchsetzung der branchenspezifischen Interessen gegenüber der Politik. In ihrer Eröffnungsrede sicherte Bayerns Tourismusministerin Michaela Kaniber ( CSU ) den im Bad Bockleter Kursaal anwesenden Bürgermeistern, Kurdirektoren und Verbandsfunktionären ihre volle politische und auch finanzielle Unterstützung zu.

78. Heilbädertag in Bad Bocklet       -  Tourismusministerin Michaela Kaniber (CSU) versichert bayerischen Kurorten ihre Unterstützung
Foto: Sigismund von Dobschütz | Tourismusministerin Michaela Kaniber (CSU) versichert bayerischen Kurorten ihre Unterstützung

Gesundheitstourismus ist ein stabiler Wirtschaftsfaktor

Ein Viertel aller Übernachtungen in Bayern wurde im Vorjahr in Heilbädern und Kurorten gebucht, die eine Bruttowertschöpfung von 4,5 Millionen Euro erbracht haben. „ Gesundheitstourismus ist ein stabiler Wirtschaftsfaktor im ländlichen Raum“, stellte die Ministerin deshalb fest und mahnte alle Bürgermeister und Landräte: „Auch wenn das Geld knapp ist, setzen Sie nicht das Messer an die einzige Branche, die noch boomt.“

Alle Wirtschaftsbereiche seien momentan auf dem Rückgang, nur im Tourismus werden noch Zuwächse verzeichnet. „Ich hoffe, das bleibt so.“ Das „unverantwortliche Handeln“ der Berliner Ampel-Koalition mache auch vor dem Tourismus nicht Halt, warnte Bayerns Tourismusministerin.

Gedankenspiele wie die Erhöhung der Umsatzsteuer auf Übernachtungen, „um den maroden Haushalt aufzupeppen“, verbieten sich. Auch das Auslaufen des auf sieben Prozent verminderten Umsatzsteuersatzes in der Gastronomie „war ein Kardinalfehler“, der „die Spirale nach unten beschleunigt“.

Völlig falsche Prioritäten der Ampel

Außerdem brauche die Branche die „längst überfällige Arbeitszeitflexibilisierung zu einer wöchentlichen Höchstarbeitszeit“ statt der begrenzten Tagesarbeitszeit. Stattdessen aber setze die Ampel-Regierung auf völlig falsche Prioritäten. Auch die Krankenhausreform sei ein „eiskaltes Umbringen der Krankenhauslandschaft“ und ein „Kahlschlag in den ländlichen Regionen“.

Trotz angespannter Haushaltslage habe die bayerische Landesregierung zur Stärkung des Mittelstands „einiges auf den Weg gebracht“ wie die im Juli gestartete Initiative für die Kongresswirtschaft. In den kommenden fünf Jahren soll mit einer Förderung von 25 Millionen Euro die touristische Nachfrage erhöht werden.

Maßnahmen des Freistaats

„Nutzen Sie diese Möglichkeit“, empfahl Kaniber den anwesenden Bürgermeistern und Kurdirektoren . Immerhin bringe jeder Kongresstag im Schnitt 273 Euro pro Teilnehmer in den Ort. Zu weiteren Maßnahmen des Freistaats zählte die Ministerin neben der RÖFE-Förderung auch die 350.000 Euro für die Marketing- und Digitalisierungsinitiative des Bayerischen Heilbäderverbands, mit der unter anderem die Website der neuen „Gesundes Bayern Tourismus Marketing GmbH” erstellt wurde, um den Präventionsbereich auszubauen.

Deren Geschäftsführer Frank Oette , seit einem Jahr auch Geschäftsführer des Bayerischen Heilbäderverbandes und von 2013 bis 2018 Kurdirektor von Bad Kissingen, forderte in seiner programmatischen Rede die Verbandsmitglieder zu gemeinschaftlichem Handeln auf, wie es im Bäderland Bayerische Rhön seit über 20 Jahren gemacht wird.

Viele Kommunen seien heute aufgrund knapper Kassen allein nicht mehr zur Umsetzung geplanter Projekte in der Lage. Oette: „Wir müssen uns bewegen und neue Wege gehen.“ Die Heilbäder müssen sich neu positionieren, neue Maßstäbe setzen, die kurortspezifischen Heilmittel und Angebotsinhalte weiterentwickeln und die Aufenthaltsdauer ihrer Gäste steigern.

Maßnahmen des Heilbäderverbandes

Die Maßnahmen des Heilbäderverbandes konzentrieren sich deshalb nach Aussage ihres Geschäftsführers auf drei Säulen:

  • die Förderung der Eigenverantwortung der Kunden, weshalb touristische Produkte „verkaufbar“ sein müssten
  • das Appellieren an die Arbeitgeber, angesichts fehlender Arbeitskräfte in die Gesundheitsvorsorge ihrer Mitarbeiter zu investieren, und
  • die konkrete Umsetzung der Maxime „Prävention vor Rehabilitation“.

„Wenn wir uns nicht gemeinsam um den Gesundheitstourismus kümmern, wird die wirtschaftliche Lage noch schwieriger“, warnte auch Landrat Thomas Bold ( CSU ) in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Tourismusverbands Franken. Er forderte angesichts aktueller Herausforderungen eine zukunftsspezifische Neudefinition der Standorte. „Wir müssen den Mut haben, notwendige Veränderungen einzuleiten, um unser Niveau in Zukunft halten und verbessern zu können.“

78. Heilbädertag in Bad Bocklet       -  Zur Eröffnung des 78. Heilbädertags sprachen u.a. (von links) Frank Oette, Geschäftsführer des Landesverbands, Bad Bocklets Bürgermeister Andreas Sandwall, Bayerns Tourismusministerin Michaela Kaniber und Landrat Thomas Bold (alle CSU)
Foto: Sigismund von Dobschütz | Zur Eröffnung des 78. Heilbädertags sprachen u.a. (von links) Frank Oette, Geschäftsführer des Landesverbands, Bad Bocklets Bürgermeister Andreas Sandwall, Bayerns Tourismusministerin Michaela Kaniber und Landrat ...

Bewegung und Veränderung statt Bewahrung

Die Forderung zu gemeinschaftlichem Handeln, mehr Bewegung und Veränderung statt Bewahrung, war Kern aller Reden und Grußworte zur Eröffnung des Heilbädertages. Gleich zu Beginn hatte Peter Berek ( CSU ) als Landesverbandsvorsitzender schon darauf hingewiesen, dass der Tourismus für öffentliche Haushalte keine Pflicht-, sondern freiwillige Aufgabe sei.

Knappe Kassen stellen viele Kommunen deshalb vor die Frage: „Kindergarten oder Tourismus?“ Zur Durchsetzung eigener Interessen „müssen wir deshalb ganz stark werden, um etwas bewegen zu können“. Er forderte die Kurorte und Heilbäder zu zukunftsorientiertem Umdenken und aktivem Handeln auf. „Die Signale aus der Bundespolitik bereiten uns große Sorgen. Dies ist ein entscheidender Moment für alle bayerischen Heilbäder und Kurorte.“

 
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