Über das lange Wochenende hatte sich die Einwohnerzahl des kleinsten Ortsteiles der Marktgemeinde Bad Bocklet mehr als verdreifacht. Zu den 62 Einheimischen von Nickersfelden (Stand Ende Juni 2022) kamen noch die rund 150 Teilnehmer des Rhöntreffens der "Deutschen Zentrale für Globetrotter " DZG mit ihren Wohnwägen, Zelten und vor allem Wohnmobilen dazu.
Manchen Wohnmobilen sah man es schon von außen an, dass sie jeglichen möglichen Komfort auf gar nicht so wenig Raum bieten. Andere, wie ein fast schon historischer VW-Bully mit Faltdach, erweckten beim Betrachter nostalgische Anwandlungen.
Schon ein erster Blick auf die unterschiedlichen Fahrzeuge machte deutlich: Diese Gäste waren keine normalen Camper, die vorzugsweise auf einem Campingplatz an der Ostsee oder Riviera dicht an dicht ihre Ferien verbringen. Sie sind Globetrotter im wahrsten Sinne des Wortes, von denen viele schon alle fünf Erdteile durchstreift haben. Aus der ganzen Bundesrepublik von Hamburg im Norden bis Friedrichshafen ganz im Süden waren sie gekommen. Auch einige Globetrotter aus Luxemburg, den Niederlanden und Österreich hatten den Weg an den Rand der Rhön gefunden. "Eine ganz tolle Gegend mit vielen Bergen und Hügeln, hier gefällt es mir" kommentierte ein Niederländer.
Seit 21 Jahren findet dieses Treffen in Nickersfelden statt, einmal hatte es allerdings wegen der Corona-Pandemie ausfallen müssen. Wie immer hatte dazu Rudi Kleinhenz aus Bad Kissingen im Namen der DZG, deren Mitglied er seit vielen Jahren ist, eingeladen. Warum gerade nach Nickersfelden ? "Es wurde ein Platz gesucht, der ruhig und billig ist", so der Mann, der ein T-Shirt mit der Aufschrift: "Wo Rudi ist, ist auch ein Weg" trägt. Dieses Jahr gab es noch einen besonderen Grund, denn Kleinhenz hatte zwei Wochen zuvor seinen 60. Geburtstag gefeiert.
Kleinhenz ist ein Vorzeige-Globetrotter. Der gelernte Biolaborant, der heute bei der Mainpost-Logistik in Bad Kissingen arbeitet, hat bis 2019 schon 164 Länder bereist, "dann kam wegen der Corona-Pandemie nichts mehr Neues hinzu".
Zur Deutschen Zentrale für Globetrotter kam er im Jahr 1998 bei einer Sahara-Expedition. Seine Kamera hat er immer im Gepäck und aus den Fotos werden dann gut besuchte Reisevorträge. So berichtete er über "Neufundland und die Bahamas", "Südsee-Träume", "mit dem Landcruiser durch Ostafrika" oder "Dominikanische Republik und Haiti".
Nicht alle Reisen unternimmt Kleinhenz mit dem eigenen Landcruiser mit KG-Kennzeichen, manchmal muss es auch ein Mietwagen tun. Durch seine Reisen hat er Kontakte in die ganze Welt. Deshalb fliegt er zum Jahresende nach Nigeria, wo ein deutscher Freund in zur Hochzeit mit einer Einheimischen eingeladen hat. Die Elfenbeinküste will er dann auch noch gleich besuchen.
Reinhold Korte aus Neuss in Nordrhein-Westfalen war zum 9. Mal in Nickersfelden mit dabei. Er lobte "das ist ein sehr schöner Platz hier". Als Gründungsmitglied der "Deutschen Zentrale für Globetrotter " erinnerte er sich daran, dass der Anstoß zur Gründung von einer Reisejournalistin kam. Er hat seine Afrika-Reisen unter anderem damit finanziert, dass er in Deutschland Lastwagen aufkaufte und in Namibia wiederverkaufte.
Der Lehrer Andreas Junger kommt aus Nordrhein-Westfalen, wo die Ferien schon zu Ende sind. Fünf Wochen davon verbrachte er in Mexiko, eine in Guatemala. Auch für Nickersfelden blieb noch Zeit. 2016 war er im Iran. Als er wenige Jahre später in die USA wollte, wurde ihm deshalb die Einreise verweigert. "Versuchen Sie erst gar nicht, solche Reisen zu verschweigen, die US-Behörden wissen das sowieso" rät er.
Was stand bei diesem Treffen auf dem Programm? "Ich brauche eigentlich nichts Offizielles, ich freue mich immer besonders darauf, wenn ich die alten Freunde wieder treffe und wir uns gegenseitig berichten, wo wir in der Zwischenzeit waren" sagte einer der Globetrotter . Aber er hat es nicht vergessen: "Beim Vortrag über ‚20 Jahre Treffen in Nickersfelden ‘ bin ich natürlich dabei".