
Rund 350.000 Euro hat die Stadt Münnerstadt im vergangenen Jahr für die Musikschule ausgegeben – damit ist sie die teuerste freiwillige Leistung der Stadt. Es ist das Defizit, das übrig bleibt, nachdem die Beiträge der Eltern für Musikstunden und die Förderung des Freistaates (siehe unten) abgezogen wurde. Doch dafür leistet die Musikschule viel für die musikalische Erziehung, begründet es Bürgermeister Michael Kastl (CSU).
Mit elf Grundschulen rund um Münnerstadt kooperiert die Musikschule, zudem mit allen Kindergärten im Stadtgebiet, sowie mit einigen Kindergärten um die Stadt herum.
Was die Musikschule leistet
Als Projekt gibt es beispielsweise die Bläserklassen, in denen Grundschülerinnen und -schüler, die Schlagzeug oder ein Blasinstrument lernen, zusammen musizieren. Es ist eine Art Vorstufe des Vororchesters und des Jugendblasorchesters. "Es ist der Einstieg in das gemeinsame Musizieren, was in diesem Alter sehr wichtig ist", sagt Thomas Reuß, Leiter der Musikschule.
Beim "Wim-Projekt" (Wir Musizieren) arbeitet die Musikschule mit den Grundschulen zusammen und ermöglicht einen Musikunterricht, bei dem verschiedene Instrumente ausprobiert werden können. "Teilweise bilden die Musikvereine in den umliegenden Orten auch selbst nicht mehr aus, sodass wir diese Aufgabe übernehmen", sagt Reuß.
"Sahnehäubchen Jugendblasorchester"
"Das Sahnehäubchen ist natürlich das Jugendblasorchester", sagt Bürgermeister Kastl. Es nimmt beispielsweise am Schützenzug des Münchner Oktoberfestes teil. "Die sind von der Marschordnung und der Uniform top, obwohl es eine der wenigen Kombinationen ist, bei der wirklich nur Kinder dabei sind.
Auch bei Veranstaltungen in der Region, etwa bei der Verleihung der Ehrenbürgerwürde in Burglauer, zeigt das Orchester sein Können. "Da zeigt sich: Was wir machen, ist wichtig und von Erfolg gekrönt", findet Kastl.
Musikschule trotz klammer Kassen
Das sieht er als einen der Gründe, warum es sinnvoll ist, als Stadt trotz klammer Kassen in die Musikschule zu investieren. "Es ist eigentlich eine freiwillige Aufgabe der Stadt. Aber wir als Stadt sehen es nicht als freiwillige Aufgabe, weil wir in der ganzen Region wirken und wir die Schulen mit abdecken", so Kastl. Über die Musikschule werde die musikalische Früherziehung und musikalische Erziehung sichergestellt. "Daher ist es für mich einer Pflichtaufgabe gleichgestellt, weil es das Angebot ohne die Musikschulen nicht gäbe."
Dass die Stadt Stabilisierungshilfe bekommt, ist für ihn kein Grund, bei der Musikschule zu sparen: "Wenn es nicht eine besondere Aufgabe wäre, was die Musikschule macht, dann würden wir aus meiner Sicht die Stabilisierungshilfe nicht in der Höhe bekommen."
Musikschule ist Steckenpferd
Und er fährt fort: "Man könnte die Musikschule auch bewusst klein halten. Aber in dieser Ausformung und mit dem Jugendblasorchester ist es einfach eines unserer Steckenpferde. Andere Städte haben eben andere Steckenpferde. Unser Schwerpunkt ist eben der Bereich Bildung", ordnet Kastl ein.
Diese Herangehensweise passt auch zu dem Plan des "Bildungscampus" , bei dem die Stadt versucht, das BBZ zum Hort, Montessorischule und öffentlicher Kulturstätte zu umzugestalten. Grundschule, Musikschule und Sportplatz mit Mehrzweckhalle sollen dieses Konzept komplettieren.
Musikschüler und Musiklehrkräfte bereichern die Kultur
Die positiven Auswirkungen der Musikschule zeigten sich unter anderem auch im kulturellen Bereich. "Musiklehrkräfte, die hier angestellt sind, dirigieren in ihrer Freizeit auch mal hier einen Chor oder da ein Orchester", so der Bürgermeister.
Und Reuß zählt auf, welche Schüler bereits erfolgreich in Bundeswehrorchestern spielen. "Beispielsweise Dominik Schneider, der im Luftwaffenmusikkorps Münster spielt. Oder sein Zwillingsbruder Daniel Schneider, der im Luftwaffenmusikkorps Erfurt spielt. Lukas Eckert spielt beim Heeresmusikkorps in Kassel und Felix Gessner spielt in Berlin."

Musikschule ist geschützter Begriff
In Bayern sei der Begriff der Musikschule geschützt, weiß Reuß. "Es braucht eine gewisse Fächerauswahl, die Räumlichkeiten müssen passen. Doch diese Vorgaben rechtfertigen eine Förderung durch den Freistaat. Und die wurde für dieses Jahr angepasst. Münnerstadt bekommt dadurch rund 20.000 Euro mehr als im vergangenen, in Summe sind es rund 96.000 Euro für 2024. Anders berechnet werden beispielsweise Lehrpersonalkosten und die Kooperationen mit den Grundschulen.
"Der Freistaat hat im Entwurf zum Doppelhaushalt 2024/25 die Mittel für Sing- und Musikschulen im Vergleich zum Jahr 2023 um insgesamt 2,5 Millionen Euro erhöht", heißt es in einer Pressemitteilung des Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst. Kunstminister Markus Blume betont: "Sing- und Musikschulen sind unverzichtbare Orte des Lernens, der Begegnung und der Kreativität: Der Freistaat unterstützt die Musikschulfamilie seit jeher zuverlässig und kraftvoll."
