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Nüdlingen
Warum es in Nüdlingen günstige Voraussetzungen für die Windräder gab
Die Nüdlinger Energiegenossenschaft feiert 2021 ihr zehnjähriges Jubiläum. Wir berichten in einer mehrteiligen Serie. In diesem Text: Warum es in Nüdlingen günstige Voraussetzungen gab, damit das große Projekt gelingen konnte.
Die zwei Nüdlinger Windräder auf dem Lerchenberg Foto: Manfred Schäfer       -  Die zwei Nüdlinger Windräder auf dem Lerchenberg Foto: Manfred Schäfer
| Die zwei Nüdlinger Windräder auf dem Lerchenberg Foto: Manfred Schäfer
Charlotte Wittnebel-Schmitz
 |  aktualisiert: 17.08.2022 10:20 Uhr

Wenn Wind weht, produzieren die zwei Windräder auf dem Lerchenberg Strom. Vor zehn Jahren legten Nüdlinger Bürger den Grundstein dafür, dass dies heute überhaupt möglich ist.

"Es waren nicht die ersten Anlagen im Landkreis, aber mit die ersten Windräder, die durch eine große Bürgerschaft vor Ort getragen wurden", sagt Florian Wilm, der im Aufsichtsrat der Nüdlinger Energiegenossenschaft sitzt.

Windenergieanlagen aus Bürgerhand - damit so ein anspruchsvolles Vorhaben gelingen kann, braucht es Personen vor Ort, die sich ein solches Projekt zutrauen und bereit sind, viel Zeit zu investieren.

Vorträge zu ökologischen Themen

Warum gab es gerade in Nüdlingen so ein großes Engagement für die Windräder, wollte die Redaktion vom Vorstand der Genossenschaft wissen.

"Die Mannschaft", so nennt Vorstandsmitglied Dieter Stichler den Personenkreis, der bei der Energiegenossenschaft mitwirke, komme fast ganz aus dem Umfeld einer unabhängigen Wählergemeinschaft, die sich schon seit Jahrzehnten um ökologische Belange in Nüdlingen kümmere.

Im Vorfeld der Gründungsphase der Genossenschaft gab es in Nüdlingen Vorträge zu ökologischen Themen. Im November des Vorjahres fand etwa eine Veranstaltung zum Thema "Wollen Sie ein Bürgerwindrad in Nüdlingen ?" statt. Sie stieß auf großes Interesse.

Andere erfolgreiche Projekte

Schon 2011 konnten die Nüdlinger auf erfolgreiche Projekte vor Ort im Bereich der erneuerbaren Energien zurückblicken. So wurden 2001 und 2003 Photovoltaikanlagen auf private Initiative aufgebaut, getragen von Gesellschaften bürgerlichen Rechts.

"Es hat sich über einen langen Zeitraum herausgestellt, dass alle durchgeführten Vorhaben zu positiven Ergebnissen geführt haben. So haben wir uns offensichtlich eine Expertise und ein Vertrauen erarbeitet, dass die Bürger uns auch die Umsetzung eines Millionenprojektes zugetraut haben", sagt Stichler.

Lange Expertise

Der Vorstand sei seit der Gründung im Jahr 2011 unverändert im Amt. Er setzt sich wie folgt zusammen: Burkard Schramm, Dieter Stichler, Thorsten Köck.

Burkard Schramm, ein Nüdlinger Unternehmer, kümmert sich um die laufende Geschäftsführung. Er setzte sich gerade in der Bauphase der Windenergieanlagen außerordentlich ein, teilt Stichler mit. "Wir haben die Windräder ja nicht schlüsselfertig gekauft, sondern alle Bauschritte eigenverantwortlich geplant und durchgeführt."

Stichler selbst ist im Vorstand als Controller für Finanzen, Buchhaltung, Jahresabschluss und jährliche Prüfung des Verbandes zuständig. "Mühlenwart" Thorsten Köck betreut als Techniker die Anlagen.

"Im Aufsichtsrat stehen Ingenieure, Techniker und Lehrer für Diskussionen und Entscheidungen bereit. Besser geht es nicht!", findet Stichler.

Breite Zustimmung in der Gemeinde

Ein weiterer Erfolgsfaktor war, dass sich eine breite Gemeinschaft politischer Gruppen für das Projekt bildete. So luden der Bayerische Bauernverband , der Bürgerblock Nüdlingen und der CSU Ortsverband zur Gründungsversammlung der Energiegenossenschaft ein.

Nuklearkatastrophe Fukushima

Die Nuklearkatastrophe von Fukushima gab dem Projekt zusätzlichen Rückenwind. Der Unfall im Atomkraftwerk in Japan geschah etwa drei Wochen vor der Gründungsversammlung der Genossenschaft.

"Wir sind sicher, es war der Saalfüller an diesem Abend, da nun jeder Mensch zwei Wochen lang in Presse und Fernsehen lernen musste, dass der bereits zweite GAU , also der größte anzunehmende Unfall, nach der Katastrophe in Tschernobyl binnen 25 Jahren die Nutzung der Kernspaltung zur Energieversorgung nicht die Zukunft sein kann", sagt Stichler.

100 Euro reichten

Die Genossenschaft ist mit 380 Mitgliedern laut Florian Wilm eine der mitgliederstärksten Energiegenossenschaften in der Region.

Was ist der Grund dafür? "Die Mitgliederstärke resultiert aus unserem Konzept, dass wir kein Projekt für reiche Geldanleger entwickeln wollten, sondern eine Mitgliedschaft schon mit 100 Euro möglich war", erklärt Stichler.

Es sei sehr wichtig gewesen, dass jeder Bürger, der wollte, Mitglied der Genossenschaft werden konnte, und dass der Ertrag der Windräder in dem Dorf bleibe, in dem die Windräder "vor der Haustür" stehen.

In den kommenden Tagen und Wochen werden wir anlässlich des 10-jährigen Jubiläums der Nüdlinger Energiegenossenschaft regelmäßig zu den Windrädern in Nüdlingen berichten.

 
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