Nach 40 Jahren ist Schluss: Dietmar Pfülb, Inhaber von Elektro-Pfülb, stellt das Ladengeschäft am Sinnberg samt Postfiliale und Lotto-Annahmestelle ein. Am 31. März wird die Poststelle das letzte Mal öffnen, die Lotto-Annahmestelle und die Verkaufsräume des Elektroladens schließen ein bis zwei Tage später. "Nach 40 Jahren mit einer sechs Tage Woche wird es Zeit, etwas kürzer zu treten", sagt der Elektroinstallateur. Er ist dann 64 Jahre alt.
Pfülb stammt ursprünglich aus Katzenbach. Sein Berufsleben hat ihn dann zu einem Kissinger gemacht. Gelernt hat er bei der Firma von Kurt Streitberg, 1982 legte er die Meisterprüfung ab. Dass er sich selbstständig machen würde, war ihm früh klar. Einen Monat vor der Meisterprüfung unterschrieb er bereits den Mietvertrag für die ersten eigenen Firmenräume. "Als 23-Jähriger habe ich mir gedacht, entweder es geht gut, oder eben nicht. Im schlimmsten Fall hätte ich mir einen Meister einstellen müssen. Aber das war damals lange nicht so schwierig, wie es heute ist", erzählt er.
Es ging aber alles gut und im März 1982 eröffnete er seinen Elektroladen in der Scheffelstraße, im Ladenzentrum am Sinnberg. Untergebracht war der Laden zwischen einer Metzgerei (heute: Sanitätshaus Knoll) und der Sinnberg Apotheke. Zu Beginn war Pfülb als Ein-Mann-Betrieb unterwegs, unterstützt von einer Verkäuferin. Doch noch im selben Jahr stellte er einen Auszubildenden ein. "In der Spitze hatten wir acht bis neun Monteure", sagt er.
Lotto statt Unterhaltungselektronik
Pfülb startete mit Elektroinstallationen und dem Vertrieb sowie dem Kundendienst von Haushaltsgeräten - vor allem weißer Ware. Darunter fallen Großgeräte wie Kühlschränke, Spül- und Waschmaschinen, Backöfen und Herde Tiefkühlschränke und Wäschetrockner. Es gehören aber auch Kleingeräte dazu wie Toaster, Handmixer, Haartrockner und Kaffeemaschinen . Diese Geräte hat Pfülb trotz der großen Konkurrenz durch Elektrogroßmärkte und dem Online-Versandhandel bis heute im Sortiment - ebenso wie Lampen und Leuchtmittel.
Bis Mitte der 1980er Jahren führte Pfülb außerdem noch braune Ware, also Unterhaltungselektronik wie Fernseher und Radios. Aus heutiger Sicht war es richtig, sich zeitig wieder von diesen Geräten zu trennen. "Das ganze Kaufverhalten der Kundschaft hat sich enorm geändert. Von den Fernsehtechnikern von damals ist mittlerweile niemand mehr übrig", meint Pfülb und nennt Firmennamen wie Dier, Kugler und den erst im September geschlossenen Schenkenberger.
Als profitabel stellten sich für Pfülb die Kooperationen mit Lotto und Deutsche Post heraus.
Die Lottoannahmestelle nahm er bereits im Eröffnungsjahr mit in den Laden. Die Lotto-Bezirksstelle in Schweinfurt sah es zunächst skeptisch, mit einer Annahmestelle in einen Elektroladen zu gehen. "Die Nachfrage war da. Die Kunden hatten damals gesagt, das wird hier am Sinnberg gebraucht", erzählt der Firmenchef.
1994 verließ Elektro-Pfülb die Räumlichkeiten in der Scheffelstraße. Weit weg, zog es den Betrieb allerdings nicht: Wie es der Zufall wollte, stand zu der Zeit das Anwesen im Dummentaler Weg 2 zum Verkauf. Das Unternehmen ist dort bis heute ansässig. Pfülb richtete sich dort nicht nur beruflich ein, sondern hat 1998 auch das heutige Wohnhaus angebaut.
Die Post war bereits vor dem Jahr 2000 am Sinnberg vertreten - und zwar an der Ecke Scheffel- und Erhardstraße (heute: Gewo). Nachdem die Filiale dort geschlossen wurde, bot Pfülb die Post- sowie wichtige Postbankdienstleistungen an. "Die Post wurde gleich gut angenommen", erinnert er sich. Kein Wunder: Das Wohngebiet am Sinnberg ist mit der Vielzahl an großen Mietshäusern dicht besiedelt.
Ganz zur Ruhe setzen will sich Pfülb allerdings noch nicht. Elektroinstallationen, Reparaturen, den Kundendienst sowie den Verkauf aus dem Katalog will er noch drei bis vier Jahre als Zuverdienst zur Rente anbieten. Wie die Geschäftsräume künftig genutzt werden, ist noch nicht klar. "Ich habe versucht, Post und Lotto hier oben zu halten. Es ist schade, dass sich für den Standort bislang niemand gefunden hat", sagt er.
Post zieht in die Winkelser Straße
Die Deutsche Post hat unterdessen einen Ersatz. "Wir machen am 23. März eine neue Filiale auf in der Winkelser Straße 1a", teilt Alexander Böhm aus der Konzernpressestelle in Frankfurt mit. Neuer Kooperationspartner ist die Firma M&P Druck und Werbetechnik. Es ist eine Woche Übergangszeit geplant, in der sowohl die neue, als auch die alte Poststelle geöffnet sind. Nicht zugestellte Pakete, die bisher bei Pfülb zurückgelegt wurden, holen die Kunden künftig dann hier ab. Ansonsten ändere sich für Post-Kunden kaum etwas.
Anders ist das laut Böhm für die Bank-Kundschaft. "In der Winkelser Straße wird es keine Postbankbetreuung mehr geben", sagt er. Bank-Dienstleistungen, wie etwa Geld einbezahlen und abheben, sind dann nur noch in der Filiale in der Münchner Straße möglich. Für die Entscheidung der Postbank führt Böhm an, dass die Nachfrage nach Bargeldabhebungen schon länger zurückgeht.