
Über 41 Jahre ist es her, als das Tintenfässchen zum ersten Mal in der Riemenschneiderstraße die Türen öffnete. Seitdem zog der Laden von der Riemenschneiderstraße an den Marktplatz und letztlich in die Veit-Stoß-Straße. Filialen in Bad Kissingen, Bad Neustadt und eine besonders erfolgreiche in Bad Königshofen entstanden.
"Stecken Geld rein" - Geschäftsaufgabe zum Jahreswechsel
Mittlerweile gibt es nur noch das Geschäft in der Veit-Stoß-Straße in Münnerstadt, über dem das Ehepaar Marion und Teddy Katzenberger derzeit noch wohnt. Doch zum 31. Dezember wird auch dieses Geschäft schließen.
„Wir wollten weitermachen, haben einen Nachfolger gesucht, aber es ist einfach wirtschaftlich nicht mehr möglich“, fasst es Marion Katzenberger zusammen. Das Gerücht, dass sie in die USA auswandern wollen, stimme aber nicht. Das werde sich erzählt, weil einer der Söhne mit seiner Familie dort lebt. Dort wollen die beiden aber nur ab und an zu Besuch vorbeikommen.
In der Stadt seien immer weniger Menschen unterwegs und in die Buchhandlung kämen auch immer weniger Leute. "Das hat sich in diesem Jahr so verschlechtert. Wir stecken schon privates Geld rein, das geht nicht mehr." Bei einem jährlichen Treffen mit dem Einkaufsverband machte der Vertreter mit Blick auf die Bilanzen klar: "Wenn Sie zuschießen müssen, dann hören Sie sofort auf", zitiert ihn Teddy Katzenberger.
Einzelhandel seit Corona am Schrumpfen
"Bis 2020 zur Corona-Pandemie lief alles bestens. Von da an ging es rapide bergab mit dem Kundenzulauf", sagt er. Der Gewinner dieser Zeit sei der Versandhandel gewesen. "Die Menschen haben sich an diese Bequemlichkeit gewöhnt, von der Couch aus zu bestellen. Sie sind von da nicht wieder zurückzugewinnen", so Teddy Katzenberger weiter. Auch Amazon wachse immer weiter. "Wir haben die Post hier, wir sehen das ja. Die Leute kaufen die Bücher bei Amazon, holen sie hier ab und schicken sie bei uns zurück."
Dazu komme: Alles wurde teurer. Somit sparen die Menschen bei allem. Außerdem sei in der Stadt immer weniger los: "Es gibt immer weniger Einzelhandel und Gastronomie. Nachmittags ist hier ja manchmal echt tote Hose in der Stadt", findet die Ladenbetreiberin. Auch, um die anderen Läden in der Stadt nicht hängenzulassen, hätten sie versucht, weiterzumachen. "Eins geht hier ins andere, wir sind voneinander abhängig", beschreibt es Teddy Katzenberger. Aber länger sei das nicht möglich gewesen.
Hoffnung in Hausverkauf gelegt
Marion Katzenberger bringt einen weiteren Punkt auf: "Das Wirtschaftliche ist das Eine, das andere, dass ich das einfach nicht mehr schaffe. Ich werde 67, Teddy wird 70 und irgendwann geht es einfach nicht mehr." Eine Nachfolge hatten die beiden intensiv gesucht . Wir haben es in unserem Kundenkreis verbreitet, hatten auch ein paar Interessenten, aber am Ende hatte nichts geklappt. Die beiden hatten sich erhofft, mit dem Verkauf des ganzen Hauses Interessenten anzulocken, die das Geschäft übernehmen würden. Doch auch das klappte nicht.
"Daher sind wir leider gezwungen, aufzuhören. Wir hätten gerne weitergemacht, weil Münnerstadt es auch braucht. Münnerstadt braucht jeden kleinen Einzelhandel", sagt der 69-Jährige. Und seine Frau fügt an: "Wir haben oft ältere Kundschaft hier, die sich hier trifft und sich gerne mal unterhält. Dazu können sie die Post hier fußläufig erreichen. Das ist dann nicht mehr möglich".
Wie es weitergeht
Zum Jahresende schließt also das Tintenfässchen. Teddy Katzenbergers Creativ-Studio bleibt weiterhin bestehen. Alle Gutscheine werden noch bis 31. Dezember eingelöst. Die Post läuft bis zum letzten Tag über das Tintenfässchen und wird ab dem 2. Januar bei Edeka zu finden sein.
Ab Montag, 11. November, ist Ausverkauf im Tintenfässchen. "Wir sind stolz und sehr dankbar unseren treuen Kunden gegenüber, die uns über 40 Jahre lang ihre Treue und Unterstützung schenkten", sagen sie zum Schluss.
41 Jahre Tintenfässchen:
- 1984, 13. Februar: Teddy und Marion Katzenberger eröffnen in Münnerstadt in der Riemenschneiderstraße 3 die Buchhandlung Tintenfässchen mit Schreibwarengeschäft und Geschenkartikeln (50 Quadratmeter).
- 1991: Umzug an den Marktplatz in einen Laden mit 120 Quadratmeter (jetzt Optik Steiper). Dies ermöglicht die Erweiterung des Sortiments um den Spielwarenbereich. Die bereits bestehende Reinigungsannahme wurde übernommen.
- 1994: Anmietung und später auch Kauf des Gebäudes in der Veit-Stoß-Straße 6 mit mehreren Stockwerken, nämlich der Druckerei von Teddy Katzenberger auf rund 200 Quadratmeter, die Buchhandlung unten mit 100 Quadratmeter und der Eingangsbereich auf 170 Quadratmeter mit Schreibwaren, Geschenkartikeln, Karten und mehr.
- 2002: Postfiliale in der Stadt schließt, die Post kommt ins Tintenfässchen.
- 2003: Eröffnung von 20 Quadratmeter großer Filiale im Tegut in Bad Kissingen und ein Jahr später Umzug in die Innenstadt (Schließung 2005)
- 2004: Erste 340 Quadratmeter große Filiale in Bad Neustadt (Marktbärbelpassage), später Umzug innerhalb der Stadt (Schließung 2013).
- 2005: Wegen zahlreicher Kundenanfragen entstand eine Filiale am Marktplatz in Bad Königshofen auf über 350 Quadratmeter. Dort wurden einige Lehrlinge ausgebildet. Mit Schließung der Drogerie Müller in der Stadt und der Corona-Pandemie war der Laden nicht mehr zu halten (Schließung 2021).