Könnte das Angebot von E-Scootern die Mobilität für Bürgerinnen und Bürger, aber auch für Gäste in der Stadt erhöhen und so mehr Lebensqualität schaffen? Mit dieser Frage setzten sich die Mitglieder des Bauausschusses in ihrer jüngsten Sitzung auseinander. Eine Firma hatte der Stadt nämlich angeboten, 70 E-Scooter für das Stadtgebiet und die Stadtteile (außer Poppenroth und Albertshausen) zur Verfügung zu stellen.
Aus Sicht der Firma Bird Rides Germany GmbH (Berlin) sei Bad Kissingen für die Nutzung dieser elektrischen Roller gut geeignet, hieß es in der Sitzung. Denn in der Stadt sind die Entfernungen kurz und daher gut mit den E-Scootern zurückzulegen. Zudem könnten auch Gäste der Kurstadt die Roller bei ihren Besuchen zu schätzen wissen, argumentierte die Firma.
Und wie funktioniert das Ganze? Interessierte würden sich eine App installieren, bevor sie die Fahrt mit den Rollern antreten. Die Kosten für alle, die fahren wollen, wurden im Ausschuss mit 19 Cent pro Minute bezeichnet (plus Aktivierungsgebühr von einem Euro). Eine durchschnittlich zurückgelegte Strecke beträgt, nach Angaben der Firma, 1,88 Kilometer, was 2,40 Euro kosten würde.
Notwendige Parkzonen ausweisen
Die Firma würde ihr Angebot selbst finanzieren. Der Stadt entstünden aber Kosten durch den zusätzlichen Verwaltungsaufwand bei der Einführung und Begleitung der E-Scooter sowie durch die Ausweisung zusätzlich notweniger Parkzonen.
Ingrid Fleischer vom Referat Stadtplanung und Hochbau stellte weitere Fakten vor: Für E-Scooter gelten die selben Verkehrsregeln wie für alle, die mit Rad unterwegs sind. Das heißt, es können Fahrradwege und die Fahrbahn genutzt werden. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 20 Stundenkilometer. Abstellen kann man die Bird Scooter, solange Fußgängerinnen und Fußgängern sowie Menschen mit Handicap der Weg nicht versperrt wird. Allerdings würden die Scooter oft regelwidrig abgestellt, war zu hören, was eine Überwachung dieses Kleinstfahrzeugverkehrs zur Folge hätte.
Gewöhnungseffekt muss erst eintreten
Was die Klimabilanz angeht, wurden den Scootern nicht unbedingt die besten Noten ausgestellt: Denn Autofahrten würden so nicht vermieden, sagte Fleischer, weil man mit den Rollern nur kürzere Entfernungen zurücklegen wird. Wild abgestellte Scooter müssten mit Fahrzeugen eingesammelt werden. Zudem werden die Scooter mit umweltbelastenden Akkus betrieben und hätten generell eine relativ kurze Lebensdauer, so Fleischer weiter.
Erfahrungen aus anderen Städten hätten gezeigt, dass die Nutzung dieser Roller zunächst erlernt werden muss und sich Passanten sowie alle, die am Verkehr teilnehmen, erst einmal an die Präsenz dieser Roller gewöhnen müssen. Vielen Nutzerinnen und Nutzern sei nicht bewusst, dass für das Fahren mit den Scootern die Straßenverkehrsordnung gilt, erläuterte Fleischer. Das führe öfter zu Konflikten. Als problematisch erwiesen habe sich auch, dass gleichzeitig zwei Personen auf den Rollern unterwegs sind, dass Minderjährige die Scooter nutzen und Leute in alkoholisiertem Zustand darauf unterwegs sind.
Konfliktpotenzial befürchtet
Kritisiert wurde im Ausschuss, dass die von der Firma gewünschte Zahl von 70 Rollern für die Kurstadt Bad Kissingen, setzt man sie ins Verhältnis zur Bevölkerungszahl, relativ hoch ist. Und was ist, wenn andere Firmen hier nachziehen wollen? Generell sieht die Stadt die E-Scooter positiv, denn sie könnten die Mobilität in der Stadt tatsächlich erhöhen, lautete das Argument. Andererseits böten die Roller aber auch "hohes Konfliktpotenzial" im Verkehrsraum der Stadt.
Die Ausschussmitglieder zeigten sich in der Diskussion nicht sonderlich aufgeschlossen. Der Antrag der Firma wurde schließlich abgelehnt. OB Dirk Vogel ließ aber anklingen, dass die Stadt einen Mobilitätsbeirat gründen will.
Im Herbst soll es offenbar ein Treffen zwischen Polizei, Ordnungsamt, Kurverwaltung, dem Einzelhandel, der Hotellerie, Gaststättenbetreiberinnen und -betreibern sowie Vertetern verschiedener städtischer Beiräte geben. Dann soll es darum gehen, wie die Stadt künftig ihre Mobilitätsstrategie ausrichtet. Erst Ergebnisse könnten dann dem Stadtrat vielleicht schon im Frühjahr 2022 präsentiert werden.
Ist nur eine Frage der Zeit wann der erste richtig üble Unfall verursacht durch einen Radfahrer, der in den Kuranlagen oder der Fußgängerzone radelt oder mit Scooter unterwegs ist, geschieht…..
Ich beobachte fast täglich „Beinahe Zusammenstöße“.
Niemals jedoch fiel mir auf, dass irgendjemand der in der Stadt patrouillierenden Sicherheitskräfte sich da einmischt.
Die sehe ich hingegen oft unter der Südbrücke stehend beim gemeinsamen Zigarettenrauchen.
ThomasK.
Bad Kissingen
Was mir allerdings im Kurpark fehlt, dass von der Polizei mal die vielen Radfahren angehalten werden, die hier durch die Anlagen nicht nur fahren , sondern dank E Technik rasen. Die Aussage, das man hier nicht kontrollieren darf, weil es dem Freistaat gehört, kann ich da nicht nachvollziehen. hier geht es um die Sicherheit. Da muss eine Änderung her.
In Schweinfurt und vielen anderen Städten landen die oft in den Flüssen oder anderen Gewässern, wo sie dann zu gefährlichem Umweltschrott werden.
Es muss ja nicht sein, dass zu den vielen Stühlen und Parkbänken die aus dem Kurpark in die Saale geworfen werden auch noch E Scooter dazukommen!
Thomas K.
Bad Kissingen
Ein Dank an die Weitsicht. Ausserdem: genehmigt man einem diese Zugeständnisse, fordern die nächsten das auch ein und dann wirds erst Recht schwierig.
Anscheinend rentiert sich das "Geschäft" jedoch, da die Investition in einem Jahr für den Betreiber abzuschreiben ist. Die Dinger kosten ja nichts mehr.