Die Sanierungsarbeiten an und in den beiden Häusern in Wildflecken , in denen die afghanischen Ortskräfte untergebracht werden sollen, laufen. Vor dem Haus in der Dörrenbergstraße standen zum Beispiel jüngst zwei Fahrzeuge einer hiesigen Handwerksfirma, während um die Ecke in der Rothenrainer Straße ein voller Bauschuttcontainer zu entdecken war. Auch an der Kletterpflanze, die sich dort über dem Hauseingang ausgebreitet hat, wurde gewerkelt.
Johannes Hardenacke , Pressesprecher der Regierung von Unterfranken , erklärt auf Anfrage zu den Arbeiten: "Die Häuser standen über einen längeren Zeitraum leer, ertüchtigt werden die Elektrik, die Sanitäreinrichtungen und die Heizung." Auch Schönheitsreparaturen stünden an.
Näheres zu den afghanischen Ortskräften
Auf die Fragen, bis wann die Sanierung der beiden Häuser abgeschlossen sein soll und wann die afghanischen Ortskräfte in Wildflecken eintreffen werden, erklärt Hardenacke, dass die Bezugsfertigkeit für den 1. Juni dieses Jahres geplant sei. Im Raum stand bislang eine Anzahl von bis zu 50 Personen, die in den beiden Häusern untergebracht werden sollen. Diese Zahl bestätigt der Regierungssprecher auf Anfrage noch einmal. "Weit überwiegend" handele es sich dabei um Familien.
Was die Deutschkenntnisse der unterzubringenden Menschen betrifft, erklärt Hardenacke, dass diese sehr unterschiedlich ausgeprägt und meist nur bei einer Person pro Familie gegeben seien. Circa 50 Prozent, also rund die Hälfte, hätten keine Deutschkenntnisse.
Bei den afghanischen Ortskräften handelt es sich um humanitäre Aufnahmen, wie Hardenacke weiterhin erklärt. "Diese haben einen gesicherten Aufenthaltsstatus, dürfen arbeiten und haben bei Bedarf auch Anspruch auf Sozialleistungen ."
Mitarbeiter der Bundeswehr und anderer Organisationen
Unter den afghanischen Ortskräften seien nicht nur Mitarbeiter der Bundeswehr , sondern auch Personen, die bei anderen Organisationen tätig waren und von der Bundesregierung eine Aufnahmezusage erhalten haben. "Neben den afghanischen Ortskräften sind auch weitere Personen unterzubringen, zum Beispiel humanitäre Aufnahmen aus der Türkei oder dem Libanon."
Wer die unterzubringenden Geflüchteten im Rahmen humanitärer Aufnahmen sind, erfahre man in der Regel selbst erst sehr kurzfristig mit der Verteilung nach Unterfranken , meist wenige Tage vor deren Ankunft, berichtet der Pressesprecher. Dabei erhalte man keine Informationen über den Hintergrund, sondern schlicht Informationen zu Alter und Geschlecht oder darüber, ob gesundheitliche Einschränkungen bestehen.
Unterkünfte sind Mangelware
"Wer genau uns zum Zeitpunkt der Fertigstellung der Unterkunft zugewiesen wird, steht noch nicht fest", erklärt Hardenacke in diesem Zusammenhang. "Fakt ist jedoch, dass die Regierung von Unterfranken für die Personengruppe, die in Übergangswohnheimen unterzubringen ist, 430 Plätze allein im Jahr 2022 zusätzlich zu schaffen hat."
Mit Blick auf die aktuelle Lage in Sachen Ukraine-Krieg erklärt der Pressesprecher: "Der Zustrom der Flüchtlinge aus der Ukraine macht die Unterkünfte für Ortskräfte nicht entbehrlich. Die beiden Häuser sind weiterhin für Ortskräfte vorgesehen, die nach wie vor verstärkt kommen."
Derzeit treffen, wie Hardenacke berichtet, wöchentlich mehrere Charterflüge in Deutschland ein. "Die Personen werden zunächst für wenige Tage in einer Aufnahmeeinrichtung untergebracht und anschließend auf die Bundesländer und die einzelnen Regierungsbezirke verteilt." Die letzten Aufnahmen in Unterfranken seien in der Stadt Schweinfurt erfolgt. "Die vorhandenen Unterkünfte sind alle belegt. Wir sind dringend auf der Suche nach weiteren Objekten", erklärt Hardenacke.
Runder Tisch um Ehrenamtliche zu gewinnen
Die Aufnahme der afghanischen Ortskräfte sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Die Regierung von Unterfranken ist, wie der Pressesprecher ausführt, für die Unterbringung zuständig, das Jobcenter für die Gewährung der Sozialleistung, die Flüchtlings- und Integrationsberatung für die soziale Betreuung und die örtliche Gesellschaft für eine Integration in den Ort.
"Wir haben der Gemeinde einen Runden Tisch vor Belegung der Unterkunft angeboten", sagt Hardenacke. Dort werde man darum werben, dass möglichst viele Ehrenamtliche - gegebenenfalls mit Unterstützung der im Landkreis Bad Kissingen angesiedelten Integrationslotsin - dazu beitragen, "dass das neue Leben der Ankommenden in Deutschland gelingen kann".
Wildfleckens Bürgermeister Gerd Kleinhenz (PWW) bestätigt auf Anfrage das Angebot eines Runden Tisches und erklärt, dass er dieses selbstverständlich begrüße. Einen genauen Termin habe die Regierung von Unterfranken hierfür allerdings noch nicht genannt. Auch über den Termin für die mögliche Fertigstellung der beiden Häuser sei er noch nicht von Seiten der Regierung informiert worden. Wie Kleinhenz berichtet, stand er aber bereits in Kontakt mit dem neuen Eigentümer der Häuser und war vor Ort an der Baustelle.
Ordentlich und menschenwürdig unterbringen und begleiten
Ein Helferkreis oder Ähnliches hat sich in Wildflecken indes noch nicht zusammengefunden. Hierfür sei auch der Runde Tisch gedacht, erklärt Kleinhenz. Er hoffe, dass sich ein entsprechendes Engagement aus der Bürgerschaft findet. "Damit wir die Ortskräfte ordentlich und menschenwürdig unterbringen und begleiten und betreuen können."
Der Bürgermeister betont in diesem Zusammenhang noch einmal, dass der Widerstand, der sich in der Marktgemeinde gegen die Unterbringung geregt hatte, diese vielleicht bei dem ein oder anderen in ein falsches Licht gerückt habe. Zum Hintergrund: Wildflecken weist ohnehin bereits eine besondere Sozialstruktur auf. Daher hatte sich die Befürchtung ergeben, dass die Gemeinde irgendwann überfordert sei. Kleinhenz unterstreicht, dass aber immer klar gewesen sei, dass den Menschen natürlich geholfen werden müsse.
In Wildflecken fehlen Kindergartenplätze
Um die Aufnahme und Integration der Ortskräfte erfolgreich zu gestalten, brauche man die Unterstützung der Regierung, der Kirchen und Wohlfahrtsverbände sowie der Bürgerinnen und Bürger. Allein schon mit Blick auf den Bedarf an Kindergartenplätzen - auch ein wichtiger Punkt in Sachen Integration - stehe man vor einem "Riesenproblem". 17 Kinder stehen bereits jetzt auf der Warteliste, wie Kleinhenz berichtet. Man wisse nicht, wie man das räumlich und personell lösen könne.
Positiv stimmt den Wildfleckener Bürgermeister hingegen die große Bereitschaft in Sachen Unterbringung, die er in seiner Gemeinde gerade mit Blick auf die Geflüchteten aus der Ukraine erlebt. Er hofft, dass die Aufnahme und Integration der afghanischen Ortskräfte mit einer ähnlichen Unterstützung aus der Bürgerschaft angegangen und gestaltet werden kann.
Dann soll die Regierung auch für die Versorgung sorgen. Ich hoffe, dass sich niemand meldet!