Dass die Einweihung-Tour für das zweite Teilstückes des Terra-triassica-Wanderweges „Wein und Stein“ schon nach nur vier Kilometer auf dem Weinfest in Wirmsthal endete, hatten die Veranstalter klug vorausgeplant – angesichts der tropischen Temperaturen. Dass trotz der Hitze rund 50 Wanderer kamen, hatten sie nicht zu hoffen gewagt.
Der Wanderweg, der ein wichtiges Element des entstehenden Zentrums „Terra triassica“ in Euerdorf bildet, führt über zwölf Kilometer vom Museum über Wirmsthal, den Wittelsbacher Turm und die Eyringsburg zum Heiligenhof am Rand von Bad Kissingen. Von dort führt der „Weg durch die Zeit“ zurück nach Euerdorf und in die Ära der Dinosaurier.
Im Euerdorfer Museumsgarten begrüßte Bürgermeister Reinhard Hallhuber unter anderem den konzeptuellen Gestalter des Weges, Helmut Droll, die Euerdorfer Fossilien-Sammler, die den Grundstein für das Museum legten, sowie Dr. Uwe Hoffmann, der seit vielen Jahren ein wissenschaftlicher Begleiter der Sammlung Mainfränkische Trias ist.
Droll verwies auf das Konzept, in dem der Garten eine wichtige Rolle spielt, sollen hier doch Pflanzen gezeigt werden, deren Vorläufer schon Millionen Jahre alt sind. Ein Ginko-Baum steht dort bereits. Droll dankte Anne Bohl und Matthias Büttner, die die Texte für Tafeln über Orchideen und Weinbau schrieben. Anschaulich erklärte Droll den Zusammenhang von Wein und Stein im Naturschutzgebiet Haarberg, dessen geologische Aufschlüsse einen guten Einblick in die Zeit vor Millionen von Jahren gewähren. Eine dramatische Situation sei das damals gewesen, als Buntsandstein auf Muschelkalk traf, als Festland Meeresboden wurde.
Wenn die erodierten Gesteine zusammen mit Humus zu Mutterboden werden, dann wachsen darauf seltene Orchideen und guter Wein, es entstehen Weindörfer und Leben in der Region, geprägt von Zusammenhängen, die oft nicht bewußt sind. Das Euerdorfer Zentrum „Terra triassica“ soll Interesse und Verständnis für eine Herkunft vermitteln. Jürgen Sell verdeutlichte an einem Prototyp der Schautafel, die demnächst aufgestellt werden wird, die geologische Situation vor Ort und erzählte von den Funden der Euerdorfer Gruppe. Dazu zählt zum Beispiel das einzige im Germanischen Becken entdeckte vollständig erhaltene Saurichthys-Fossil, ein ausgestorbener Raubfisch.
Sell erklärte dass hier entdeckte und zum ersten Mal beschriebene Exemplare in der Bayerischen Staatssammlung München in Schubladen aufbewahrt werden. Da wurden unter den Wanderern Vorschläge laut, die Originale nach Euerdorf zu holen. Eine Teilnehmerin erinnerte jedoch an das Dürergemälde, das die Nürnberger auch nicht bekommen hatten.
Droll versicherte, dass dennoch vieles authentisch im und ums Euerdorfer Museum bewundert werden könne: „Landschaft, Fundstellen und wissenschaftliche Aufarbeitung“. Es sei einmalig, dass man Dinge im Museum sehen könne und gleichzeitig direkt vor Ort auf den Wanderwegen. Es sei ein Vermögen, das die Sammler der Gemeinde Euerdorf damit geschenkt hätten.
Eine kleine, bittere Pille verabreichte er aber allen, die gespannt auf die Eröffnung des Museums warten. Bis Herbst werde es nicht fertig werden. Am 14. Oktober ist aber ein Tag der offenen Tür geplant, der einen ersten Einblick geben soll.
Für nachdenkliche Momente sorgten in der Landschaft aufgestellte Bilderrahmen, die Blicke in die Landschaft erlauben und neben geologischen Eindrücken auch klimatische und florale Besonderheiten herausheben.
Über die Weinlage Wirmsthaler Scheinberg, die nördlichste Frankens, informieren künftig zwei Tafeln am Wanderweg. Dass der Scheinberg heute nur noch acht statt früher bis zu 30 Hektar Anbaufläche hat, dürfte die Teilnehmer nicht beunruhigt haben, warteten doch beim Weinfest in Wirmsthal ausreichende Mengen guten Weins. Der Muschelkalk ist es, der für dessen fruchtig frische Säurestruktur sorgt, die die Genießer schätzen.