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Diebach
Walter Zeitz holte mit seinem Whisky erneut  Medaillen in Berlin 
Zu einem europäischen Geheimtipp ist bei Whisky-Kennern der Sturmiushof in Diebach gereift. Was den Erfolg beim "Craft Spirits Berlin Festival" ausmacht.
Walter Zeitz aus Diebach lagert seine gebrannten Schätze in einem Gewölbekeller.
Foto: Wolfgang Dünnebier | Walter Zeitz aus Diebach lagert seine gebrannten Schätze in einem Gewölbekeller.
Wolfgang Dünnebier
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:58 Uhr

"Für uns ist ein Traum in Erfüllung gegangen", freut sich Walter Zeitz zwischen seinen flüssigen Schätzen im 500 Jahre alten Gewölbekeller, dessen Lage er lieber nicht an die große Glocke hängt. An diese Erfolge kann man sich gewöhnen:  Etliche Proben hatte er im Frühjahr 2022 aus den Beständen abgezapft, um beim Craft Spirits Berlin Festival höchstpersönlich dabei zu sein, wo sich alles um handwerklich gefertigte Spirituosen  dreht.

Beim Festabend im Rampenlicht

Und wie schon 2019 erlebte er auch diesmal mit seiner Frau Doris einen unvergesslichen Abend, weil er nach der Nominierung seiner edlen Tropfen am Festabend tatsächlich nach vorn ins Rampenlicht gerufen wurde. Dort überreichten die Veranstalter  eine Gold- und gleich zwei Silbermedaillen.   

Der Ausflug auf die zweitägige Messe war in jeder Hinsicht lohnenswert, erzählt er im Gespräch mit dieser Redaktion. Die Ausstellung führte 26 Produzenten aus 26 Ländern nach zweijähriger Corona-Pause erneut mit Gastronomen, Fachhändlern und den Einkäufern der Hotellerie zusammen. Zugleich ist sie der Ort, auf dem Brennereien und Spirituosenmanufakturen ihr Sortiment einem interessierten Laienpublikum präsentieren und zum Kauf anbieten. 

Vernetzung beschert neue Kunden  

"Die Vernetzung ist wichtig", beschreibt  Zeitz seinen Erfolg. 2019 hatte er für seine Spezialitäten bei dem Berliner Festival drei Silber- und eine Bronzemedaille abgeräumt und sich damit immer mehr ins Gespräch gebracht.  Denn der Sturmiushof ist, nach Zeitz' Angaben, mit seinen Verkostungen eine Anlaufstelle für Whiskyfreunde aus der Region, ja aus ganz Europa. Es ist eine kleine, aber feine Klientel, die selbst weite Wege nicht scheut, um sich individuell gefertigte Tropfen auf der  Zunge zergehen zu lassen.

Gefragt ist bei den Verkostungen nicht nur nur der gute Geschmack, sondern auch die stundenlange Fachsimpelei  mit dem Experten über Zutaten, wie Gerstenrauchmalz, Weizen, Dinkel, Roggen und Maiskörnern, die in der Show-Edelbrennerei auf dem Sturmiushof verarbeitet werden, erzählt Zeitz. Geduldig stehe er dann Rede und Antwort zu seiner Handwerkskunst.

16 Eichenfässer im Gewölbekeller

Auch dieser Whisky-Honig-Likör  und der Strong Yankee wurden in Berlin mit Medaillen prämiert. 
Foto: Wolfgang Dünnebier | Auch dieser Whisky-Honig-Likör  und der Strong Yankee wurden in Berlin mit Medaillen prämiert. 

Im Keller von Zeitz gibt es reichlich Anschauungmaterial dazu, was einen Whisky ausmacht. Vor allem die 16 Eichenfässer, in denen sein Whiskey schon mal bis zu acht Jahren reift. Vor diesem Prozess beinhalteten die Fässer Dessert-, Rot- oder Weißweine, aber auch Cognac, Rum, Marsala oder Bourbon. Weil diese Vorgeschichte zur Ausprägung der individuellen Geschmacksnoten des Whiskys beiträgt, werden diese Fässer wie kleine Schätze behandelt.            

Hunderte Kilometer Anfahrt

Die Schar der Interessenten bei den Verkostungen an jedem ersten Samstag im Monat ist bunt gemischt. Manchmal kommen sie direkt aus der Region, manchmal nehmen sie auch hunderte Kilometer Anfahrt in Kauf, erzählt Zeitz. So wie diese Woche auch eine fünfköpfige Reisegruppe der "Whiskyboys" aus der Lausitz, die einen Termin für sich alleine gebucht hatten. Rund 2000 Kilometer spulen sie auf der Suche nach Brennereien abseits der großindustriellen Fertigung ab, ließen die Lausitzer am Rande ihrer Verkostung wissen.            

Zu sechs Proben prämierter Whiskeys in den Gläsern erzählt Zeitz,  wie individuell er seinen kostbaren Tropfen den letzten Schliff verleiht. "Das Fassmanagement liegt ganz bei uns", legt er seinen Zuhörern nahe. Und so entscheidet er bei seinen regelmäßigen Rundgängen in Keller allein, wie lange er welche Sorte lagert, und wann er für seine Kunden zur Verkostung reif ist.

Begeisterte Gäste

Die Gäste aus der Lausitz jedenfalls waren total begeistert. Sie bereuten es nicht, ihren diesjährigen Gourmet-Ausflug coronabedingt von Irland nach Deutschland verlegt zu haben. Ihre Liebe zu den Bränden geht soweit, das sie sich ein eigenes 300-Liter- Fass gekauft haben, mit dem sie längerfristig für Nachschub von den britischen Inseln sorgen wollen.

Ob nach der Erfahrung im Saaletal jetzt noch was daraus wird? "Der Diebacher Whisky steht dem irischen in nichts nach", schwärmt Reiseleiter Mario Weber. Es gebe inzwischen in Deutschland produzierte Sorten, die bei irischen und schottischen Erzeugnissen geschmacklich locker mithalten könnten.  Den Tipp von Walter Zeitz, die Reifung im eigenen Fass regelmäßig einem Geschmackstest zu unterziehen, nehmen sie nach der Verkostung gerne mit in ihr Unterkunft am Ort und später in ihre Heimat.

Von der Brennerei profitiert der Tourismus in der Region. Eng sei die Kooperation mit dem Goldenen Ross und den Ferienwohnungen in der Diebacher Mühle, so Zeitz. So bringe das Whisky-Publikum Übernachtungsgäste in den Stadtteil.

Backstage bei Albert  Hammond

Besonders kritisch seien unter dem bisweilen internationalen Publikum Iren und Schotten, erzählt Zeitz. Ein Lob aus deren Ländern zählt natürlich ganz besonders - und bescherte Walter und Doris Zeitz schon ein besonderes Konzerterlebnis. Zu den Gästen auf dem Sturmiushof gehörte nämlich schon der Gitarrist der Albert-Hammond-Band ("Free electric band") mit seinem Wohnmobil.

Der Schotte lies sich laut Zeitz nach anfänglichen Zweifeln am deutschen Whisky rasch von den Qualitäten überzeugen. Beim Konzert, wo sie dem Weltstar, der selbst keinen Alkohol trinke, hinter der Bühne begegneten, waren sie einmal mehr davon überzeugt, mit der Produktion von Whisky vor gut zehn Jahren beruflich den richtigen Weg eingeschlagen zu haben.             .

 
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