„Jeder hat nach ihm gefragt – er war eine Institution“, sagt Eberhard Gräf über die Schaffenszeit von Walter Rundler. Als städtischer Rechtsdirektor und Leiter der Bäderverwaltung hat Gräf lange mit dem Verstorbenen zusammengearbeitet. „Sein Wort hat gegolten, gerade im Fachbereich des Bäderwesens. Sein Name war überall mit unserer Kurstadt verbunden.“
Zeitweise Kurdirektor dreier Staatsbäder
Walter Rundler war von 1970 bis 1992 Kurdirektor von Bad Kissingen. So lange wie wohl kaum einer vor ihm – und kein anderer nach ihm. „Wir hatten eine gute berufliche und persönliche Verbindung und großes Vertrauen. Es war eine wunderbare Zeit“, sagt Eberhard Gräf.
Doch nicht nur die Kurverwaltung in Bad Kissingen hat Rundler geleitet, auch die von Bad Brückenau und Bad Bocklet, zeitweise alle drei gleichzeitig. „Er hat Bad Kissingen sehr gut vertreten, hat manche Veranstaltung hierhergebracht und sich sehr um das Wohl unserer Gäste bemüht.“
Auch bei seinen Mitarbeitern sei der gebürtige Würzburger sehr angesehen gewesen: „Die Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern war hervorragend, er hat Respekt ausgestrahlt und konnte auch Danke sagen“, so Eberhard Gräf.
Liebe zur Kurstadt in die Wiege gelegt
1930 geboren in Würzburg, ist Walter Rundler als Kind in die Kurstadt gekommen. Sein Vater war bereits „Badkommissär“, so die frühere Bezeichnung für den staatlichen Kurdirektor. Es folgten Schulzeit, Jurastudium in Würzburg, Referendarzeit in Bad Kissingen, Einsatz im Finanzministerium und 1965 der erste Posten als Kurdirektor in Bad Brückenau.
1970 wurde die Position des Kurdirektors für Bad Kissingen und Bad Bocklet frei. Ein Jahr lang betreute er Bad Brückenau noch mit, danach kümmerte er sich bis 1992 um die zwei Staatsbäder.
Vieles hat er in dieser Zeit für das Bäderwesen erreicht: die Gründung des Kurstifts in Bad Brückenau 1970, der Bau des Kurgastzentrum neben dem ehemaligen Steigenberger Kurhaushotel, die Umgestaltung des Kurgartens, der Neubau der Kurgärtnerei an der Oberen Saline und des Bewegungsbades im Hof des Luitpoldbades in Bad Kissingen, um nur einige große Projekte zu nennen.
Auch in seiner Zeit als Präsident der Bezirksfinanzdirektion Würzburg von 1992 bis zu seiner Pension 1995 blieb Rundler dem Kurwesen verbunden. „Er hat in die Zukunft gedacht und den konstanten und geschickt agierenden Kurdirektor verkörpert“, findet Weggefährte Eberhard Gräf.
Nah am Menschen
Als „sehr intelligenter und unheimlich bodenständiger Mensch“ wird Walter Rundler von seiner Tochter Sabine Waldner und Schwiegersohn Dieter Waldner beschrieben. „Mein Vater ist zum Beispiel lieber mit dem Fahrrad zur Arbeit gefahren als mit dem Dienstwagen“, erzählt Sabine Waldner.
Trotz seines Bekanntheitsgrades sei er nah an den Menschen geblieben. Privat hatte der Verstorbene drei große Leidenschaften: den Sport, die Musik und den Frankenwein.
In jungen Jahren begeisterter Handballer, stand Rundler noch im Alter von fünfzig Jahren als Fußballer im Tor und hielt sich später lange mit Radfahren fit. „Er liebte klassische Musik, war begeistert vom Kissinger Sommer und auch bei uns in der Familie wurde viel gesungen“, erzählt die Tochter.
Sein Sachverstand wurde bei „Spaziergängen durch die klassische Musik“ deutlich, zu denen er regelmäßig einlud. Den besaß er auch beim Frankenwein: „Er war der einzige Mensch, den ich kenne, der am Geschmack erkennen konnte, von welcher Lage und von welchem Winzer der Wein kam“, ist Dieter Waldner immer noch beeindruckt.
Verdienstkreuz am Bande
Bis zu 20 Ehrenposten bekleidete Walter Rundler während seiner Amtszeit und darüber hinaus.
So war er langjähriger Vorsitzender des Bayerischen Heilbäderverbandes: „Über 20 Jahre hat er unseren Verband geführt und dabei vieles auf den Weg bringen können“, schreibt der BHV in einer Würdigung. „Wir verlieren einen Mitstreiter und Freund, den wir aber immer in Gedanken bei uns tragen.“
Auch im Deutschen Bäderverband, im Fremdenverkehrsverband Franken und im Verein Kurstift Bad Brückenau hat sich Rundler lange engagiert. 1993 wurde ihm das Verdienstkreuz am Bande verliehen.
Würdigung von Stadt und Staatsbad
Oberbürgermeister Dirk Vogel würdigt Walter Rundler als einen Pionier der Kur und des Staatsbads Bad Kissingen: „Viele Entwicklungen hat er früh antizipiert, diskutiert, und auch mal kritisiert – immer mit Herz und Hirn für unser schönes Bad Kissingen. Wir werden ihn und seine Beiträge vermissen.“
Auch Kurdirektorin Sylvie Thormann spürt noch sein Erbe: „Als Kurdirektor hat er in seiner Wirkungszeit das Bayerische Staatsbad maßgeblich geprägt und zahlreiche Projekte realisiert, wie beispielsweise die Umgestaltung des Kurgartens. Er hat sich durch sein vielfältiges Engagement um die Positionierung und die Weiterentwicklung von Bad Kissingen äußerst verdient gemacht.“
Bad Kissingen wäre nicht das, was es heute ist, ist sich Sabine Waldner sicher. „Er hatte ein erfülltes Leben. Bis zum Schluss konnten wir noch am Tisch bei einem Schöppchen zusammensitzen, wobei er dann gerne ein Weinlied angestimmt hat“, sagt sie dankbar. Die Beerdigung fand im engsten Familienkreis statt.