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Waldfenster
Waldfenster: Bergmusikanten nehmen den Hut
Die Waldfensterer Bergmusikanten gibt es nicht mehr. Am Samstag gaben die beliebten Heimatkünstler nach 17 Jahren ihr Abschlusskonzert.
Foto: Kathrin Kupka-Hahn       -  Foto: Kathrin Kupka-Hahn
| Foto: Kathrin Kupka-Hahn
Kathrin Kupka-Hahn
 |  aktualisiert: 19.08.2022 19:10 Uhr
Die Stimmung war fantastisch. Den ganzen Abend über wurde kräftig gesungen, geschunkelt und geklatscht. So, als ob es kein Morgen gäbe. Zwischendurch wurden kleine Schnäpschen und Geschenke gereicht und auch allerhand Lobesworte gesprochen. Einen schöneren Abschied hätte man den Waldfensterer Bergmusikanten nicht bereiten können.

Mehr als 150 Fans hatten sich am Samstagabend im Pfarrgemeindezentrum (PGZ) Waldfenster versammelt, um mit ihren Idolen das allerletzte Konzert zu feiern. Mit von der Partie war auch der 2007 gegründete Fanclub, den die Bergmusikanten liebevoll als ihre "weiße Herde" bezeichnen. Schließlich waren die Mitglieder bei allen Konzerten mit einheitlichen weißen T-Shirts bekleidet - ihr Markenzeichen. Auf der Vorderseite prangte ein Schriftzug, auf der Rückseite ein großes Foto der Bergmusikanten.


Ein klein wenig Wehmut

"Ihr habt schon eine Last mit euch herumgetragen", frotzelte deshalb Frontmann Peter Kleinhenz. Der führte am Samstagabend gut gelaunt und mit frechen Sprüchen durchs Programm. Von Traurigkeit war nichts zu spüren. Weder bei ihm, noch bei seinen Mitstreitern. Vielleicht ein klein wenig Wehmut. Dennoch gaben die Musikanten noch einmal ordentlich Gas, um einen unvergessenen Eindruck zu hinterlassen.

"Wir haben 17 Jahre in fröhliche Gesichter geguckt", fasst Teufelsgeiger Heinrich Schlereth die Zeit der Waldfensterer Bergmusikanten zusammen. Die hatten sich 1999 aus einer Laune heraus zusammengeschlossen. "Wir wollten damals den Faschingszug mit einer zweiten Kapelle aufpeppen", erzählt Peter Kleinhenz. Dafür wurden Musiker angesprochen, die ihre aktive Zeit beim Waldfensterer Musikverein schon eine Weile hinter sich gelassen hatten. "Manch einer hatte schon etliche Jahre kein Instrument in der Hand", erinnert sich Kleinhenz.

Die Idee kam an, so dass sich die gestandenen Musiker auch nach der Faschingszeit immer weiter zum gemeinsamen Spielen trafen. Hauptsächlich alte Rhön- und Heimatlieder bildeten ihr Repertoire. "Die gibt's schon ewig. Schließlich haben wir diese als junge Burschen regelmäßig in den Wirtshäusern gesungen, nach dem Fußball beispielsweise oder einfach so. Freies Singen war damals üblich", fügt er hinzu.


Liederbuch mit mehr als 110 Seiten

Doch meist waren nur die ersten beiden Strophen der alten Lieder bekannt. "Somit mussten wir die restlichen Zeilen zusammentragen, bei Älteren nachfragen, die noch Texte zu Hause hatten", ergänzt Heinrich Schlereth. So entstand im Lauf der Jahre das Liederbuch der Bergmusikanten, dass Stück für Stück erweitert wurde und inzwischen mehr als 110 Seiten umfasst. Nun liegt der Gedanke nahe, dass mit dem Ende der Waldfensterer Bergmusikanten dieses Liederbuch nicht mehr gebraucht wird. Doch weit gefehlt. Denn das alte Liedgut wird über sie bewahrt.

Zudem nehmen viele Sangesfreunde die Liederbücher zu den zahlreichen Wirtshaussingen mit, die seit einiger Zeit in der Region veranstaltet werden. "Das war doch unser Grundgedanke, die alten Lieder zu bewahren", so Kleinhenz. Zudem haben die Waldfensterer Bergmusikanten entscheidend dazu beigetragen, dass das in der Rhön einst weitverbreitete und inzwischen fast schon vergessene Wirtshaussingen wiederbelebt wurde. "Darauf können wir stolz sein."


10.000 Euro für Lebenshilfe

Doch mit ihren zahlreichen Konzerten, pro Jahr waren es zwischen 25 und 30, haben die Musiker noch mehr bewirkt. "Rund 10 000 Euro haben sie für uns mit der Postkapelle bei Benefizkonzerten eingespielt", berichtet Rosemarie Schmitt. Sie ist Elternbeiratsvorsitzende der Lebenshilfewerkstatt Nüdlingen, in der ihr Sohn Florian mit Down-Syndrom tätig ist. "Wir konnten Dinge anschaffen, die sonst nicht möglich gewesen wären", erklärt sie.

So wurde beispielsweise der Außenbereich der Lebenshilfewerkstatt mit Outdoor-Fitnessgeräten ausgestattet, die nun in den Pausen rege genutzt werden. Zum Dank überreichte Rosemarie Schmitt gemeinsam mit Sohn Florian beim Abschiedskonzert rote Rosen. Sie vergaß außerdem nicht, darauf hinzuweisen, dass sie für 2017 ein weiteres Benefizkonzert plane. "Statt der Waldfensterer Bergmusikanten werden bestimmt die Rucksackmusikanten mit der Postkapelle auftreten", zeigte sich Schmitt zuversichtlich.

Und das nicht ohne Grund. Auch Peter Kleinhenz bestätigte: "Ja, einige von uns werden als Rucksackmusikanten weitermachen". Somit geraten die Waldfensterer Bergmusikanten nicht in Vergessenheit. Auch beim Fanclub nicht. Der wurde am Samstagabend zwar offiziell von Herrmann Henkel, dem Fanclubbeauftragten, aufgelöst. Doch die Mitstreiterin und Mitbegründerin Martha Kolb aus Elfershausen versicherte: "Wir haben insgesamt elf CDs mit Konzertmitschnitten." Und mit Sicherheit findet sich die eine oder andere Fangemeinschaft bei den Rucksackmusikanten zusammen.
 
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