
Die Bundestagswahl steht bevor: Am Sonntag, 23. Februar 2025, ist es so weit. Damit alles reibungslos abläuft, braucht es bundesweit rund 675.000 Wahlhelferinnen und Wahlhelfer. In vielen Städten und Gemeinden läuft die Suche – teils ist sie sogar abgeschlossen. Auch bei uns in der Region haben die Kommunen ihre Suche nach Ehrenamtlichen gestartet. In den meisten Orten sind schon genügend Unterstützer gefunden.
Für viele Bürger ist der Job des Wahlhelfers eine Selbstverständlichkeit, sie sind bei jeder Wahl dabei. Andere sind neu und bei der Bundestagswahl zum ersten Mal als Wahlhelfer aktiv. Zwei dieser Menschen haben wir getroffen.
- Wolfgang Illek aus Wildflecken
- Lisa Pfennig aus Hetzlos
Wolfgang Illek – Wahlhelfer seit fast 30 Jahren

Für Wolfgang Illek aus Wildflecken ist die Meldung zum Wahlhelfer eine Selbstverständlichkeit. Seit fast 30 Jahren ist sich der 64-Jährige bei jeder Wahl aktiv, mittlerweile hat er sogar den Posten des Briefwahlvorstandes übernommen. „Das ist auf jeden Fall eine verantwortungsvolle Sache“, berichtet er.
Ungefähr 1000 Briefe müssen er und seine Kollegen bei jeder Wahlen in Wildflecken auszählen. Die Aufgaben im Rathaus geht für ihn also schon nachmittags los. Die Briefe werden geöffnet, grob vorsortiert und die enthaltenen Wahlscheine auf Richtigkeit geprüft. Ab 18 Uhr dürfen dann die Stimmzettel geöffnet werden. „Das geht keine Minute früher. Man muss sich da genau an die Vorgaben halten“, betont der Wildfleckener.
Ein Ehrenamt, das Spaß machen soll
Wenn alles nach Plan läuft, ist die Auszählung nach drei Stunden erledigt. „Wir waren aber auch schon bis ein Uhr nachts gesessen.“ Denn: Jeder Stimmzettel werde mehrfach geprüft, über die Ungültigen müsse einzeln abgestimmt werden. „Es darf auf keinen Fall Hektik aufkommen.“ Dass Stimmzettel zu Hause mal vertauscht oder falsch ausgefüllt werden, könne er noch verstehen, „wenn allerdings jemand Briefwahl beantragt und dann nur Striche draufmacht, ärgert mich das.“ Diese Arbeit könnten die Wählerinnen und Wähler den ehrenamtlichen Helfern seiner Meinung nach ersparen.
„Ich habe aber noch nie erlebt, dass sich jemand beschwert hat – egal wie lange wir auszählen mussten oder wie ärgerlich manche Stimmzettel waren.“ Trotz dieser kleinen Widrigkeiten sei das Amt nämlich immer wieder ein Erlebnis. „Ich habe auch schon Teile vom Frühstück in den Briefen gefunden“, schmunzelt Illek. Außerdem gehe es am Ende des Wahltags je nach Uhrzeit noch gemeinsam mit den Helferinnen und Helfern ein Abschlussbier oder eine Pizza essen. „Der gesellige Teil gehört schließlich auch dazu, ein Ehrenamt soll ja auch Spaß machen“, verdeutlicht der 64-Jährige.
Mehr Briefwahl, mehr Parteien
Blickt der gelernte Physiotherapeut auf seine Anfangszeit als Wahlhelfer zurück, fällt ihm auf: „Die Briefwahl wird eindeutig mehr und auch die Vielzahl der Parteien nimmt zu.“ Die Stelle, an der das Kreuz auf dem Stimmzettel letztlich gesetzt wurde, versuche er erstmal nicht zu bewerten. „Denken kann man viel, aber sagen sollte man es nicht. Wir leben in einer Demokratie und das ist auch gut so“, betont der Briefwahlvorstand.
Besonders spannend findet der Wildfleckener vor allem die Kommunalwahlen, da hier die Personen direkt vor Ort von dem Ergebnis betroffen sind. „Als zweiter Bürgermeister und Gemeinderat weiß ich ganz genau, wie das ist.“ Letztendlich mache es ihm großen Spaß, sich in die Gemeinde einzubringen – auch als Wahlhelfer. „Für mich ist das einfach selbstverständlich. Wenn ich etwas übernehme, dann lebe ich das“, verdeutlicht er seine Motivation abschließend.
Lisa Pfennig – Wahlhelferin seit dem 18. Lebensjahr
Auch für die 34-jährige Lisa Pfennig aus Hetzlos gehört das Ehrenamt des Wahlhelfers einfach dazu. „Ich bin Wahlhelferin, seit ich 18 Jahre alt bin“, erzählt die Grundschullehrerin. Gekommen ist sie zu diesem Posten über ihren Vater, der als Ortssprecher für die Organisation der Wahlhelfer mitverantwortlich sei.
„Ich glaube, das ist in vielen kleinen Ortschaften so: Wenn man das einmal macht, bleibt man immer dabei“, erzählt die Hetzloserin schmunzelnd. Bei ihr im Ort seien die Wahlhelfer in der Regel eine feste Gruppe. „Vereinzelt sind es mal andere Leute, aber eigentlich ist man schon relativ eingespielt.“
Ein Ehrenamt, das zeitaufwendig ist
Am Morgen der Wahl treffen sich alle Helferinnen und Helfer in der alten Schule, um das Gebäude als Wahllokal vorzubereiten und den Tag offiziell zu eröffnen. Danach geht es in zwei Schichten weiter. Die ersten drei Ehrenamtler überwachen den Vorgang von acht bis 13 Uhr, die zweite Schicht bleibt dann bis 18 Uhr. „Wenn die Wahllokale abends geschlossen sind, kommen alle wieder rein und es wird gemeinsam ausgezählt“, berichtet die Mutter. Am Wahltag selbst bleibe also nur wenig Zeit für Ausflüge mit der Familie oder mit Freunden. Doch nicht nur der Wahlsonntag ist verplant: Hinzu kommt in Oberthulba noch eine Infoveranstaltung im Vorfeld der Wahl.
„Es nimmt also schon sehr viel Zeit in Anspruch. Trotzdem ist es einfach wichtig, so auch seinen Beitrag zur Gesellschaft zu leisten“, betont die 34-Jährige. Denn: Spaß mache ihr das Ehrenamt natürlich auch. In Hetzlos gebe es immer Kaffee und Kuchen für die Wahlhelferinnen und Wahlhelfer. „Außerdem trifft man die unterschiedlichsten Generationen aus dem Ort und kriegt mal wieder mit, was eigentlich so los ist.“ In kleinen Dörfern wie ihrem sei der Andrang an der Wahlurne oft nicht so groß. „Man kann sich also immer noch ein bisschen mit den Menschen unterhalten“, erzählt die Grundschullehrerin.
Anekdoten aus dem Hetzloser Wahllokal
Ungültige Stimmen gebe es im Hetzloser Wahllokal nur selten. Eine Anekdote kann die 34-Jährige aber trotzdem erzählen: „Pro Schicht muss immer eine bestimmte Anzahl an Menschen im Wahllokal sein. Wenn bei uns also einer der Helfer auf die Toilette muss, kann in dem Moment nicht gewählt werden.“ Denn: Es benötige immer mindestens drei Personen vor Ort, „und während unserer Schicht sind wir oft nur zu Dritt“, erzählt Pfennig.
Eine Zunahme der Briefwähler hat auch sie beobachtet. Für Wahllokale in kleineren Orten sei das gefährlich, betont die 34-Jährige. „Damit ein Wahllokal geöffnet bleibt, müssen immer mindestens 50 Personen vor Ort zur Wahl gegangen sein.“ Heißt: Gehen bei einer Wahl weniger als 50 Personen ins Wahllokal, bleibt der Ort für die folgenden Wahlen komplett geschlossen. In Hetzlos sei das zum Glück noch kein Problem. „Bei uns wissen das viele, deshalb gehen sie auch ins Wahllokal“, berichtet Pfennig.
Blauer Buntstift für die Wahlkreuze?
Eine Sache aus ihrer Zeit als Wahlhelferin ist ihr bis heute im Gedächtnis geblieben: „Wir hatten mal eine Wahl, bei der unsere grauen Wahlurnen nicht ausgereicht haben, weil wir so viele Stimmzettel hatten“, erinnert sie sich. Um Abhilfe zu schaffen, sei deshalb eine antike Wahlurne aus Holz herausgeholt worden. „Das hat vor allem die ältere Generation damals richtig gefreut.“
Was ihr noch auffällt: „Viele denken immer, dass wir ihnen einen blauen Buntstift in die Wahlkabine legen und sind erstmal irritiert.“ Bei dem Schreibwerkzeug handle es sich allerdings nicht um einen Buntstift, sondern um einen sogenannten „dokumentenechten Stift“. „Letztendlich stärkt so eine Wahl und der Posten als Wahlhelfer auch immer irgendwie den Zusammenhalt im Ort“, fasst sie zusammen.