
Neben Inflation und hohen Energiekosten haben deutsche Unternehmen derzeit vor allem mit Mangel an gut ausgebildeten Fachkräften zu kämpfen und setzen auf Mitarbeiter aus dem Ausland.
Andererseits gewinnen rechte Meinungen an Zustimmung und Rechtsextremismus scheint sich auszubreiten, wie die Correctiv-Recherchen über das Geheimtreffen von AfD-Politikern, Neonazis und finanzkräftigen Unternehmern zeigt. Dort wurde die Vertreibung von Menschen mit ausländischen Wurzeln aus Deutschland geplant.
Diese Entwicklungen beschäftigen auch Firmen in der Region Bad Kissingen.
Immer weniger wollen kommen
„Ohne Fachkräfte aus dem Ausland würde der Laden nicht mehr laufen“, sagt Martin Pfeuffer, stellvertretender Vorstand der Carl von Heß Sozialstiftung in Hammelburg, „wer das nicht kapiert hat, verkennt die Tatsachen.“
Es werde immer schwieriger, Pflegekräfte für eine Arbeitsstelle in Deutschland zu gewinnen: „Wir bekommen keine ausländischen Pflegekräfte mehr, weil immer weniger hierher wollen. Sie gehen lieber in Länder mit einer leichteren Sprache und geringeren Hürden bei der Anerkennung der Ausbildung. Jetzt kommt noch die Stimmung gegen Ausländer dazu.“
Das belaste das Unternehmen. Pfeuffer befürchtet, dass Fachkräfte abgeschreckt werden könnten. Dabei tut die Carl von Heß Sozialstiftung viel für den Zusammenhalt im Team. Die ausländischen Fachkräfte erhalten Hilfe bei der Wohnungssuche und gemeinsame Ausflüge und Freizeitaktivitäten werden organisiert.
Bernadette Vorndran hat die Leitung des Fachbereichs ausländische Pflegekräfte inne und kümmert sich darum. Sie kann beruhigen: „Es ist keine Verunsicherung unter den Kollegen zu merken.“
Zeichen setzen
Trotzdem sei es wichtig, ein Zeichen zu setzen und Rassismus gegenzusteuern: „Solche Schlagzeilen wirken nach außen hin nicht gut. Deshalb ist es wichtig zu zeigen: Pflege ist bunt und vielfältig und ausländische Fachkräfte sind Teil unseres Teams.“ Auch die Bewohner der Pflegeheime wissen deren Arbeit zu schätzen und haben kein Problem mit ihrer Herkunft.
„Wir stehen hinter unseren Leuten und sind dankbar, dass wir sie haben“, betont Martin Pfeuffer. Deutschland brauche eine positive Stimmung gegenüber ausländischen Mitarbeitern: „Es ist kein anderer Weg da, wir machen schon viel und bilden aus, aber der Bedarf an Pflegekräften ist viel zu groß. Die Welle kommt in den nächsten Jahren.“
Da sei die aktuelle rechtsradikale Stimmung eine Katastrophe, „aber wir freuen uns über die Demonstrationen für Demokratie. Es ist gut, dass so viele Menschen aufstehen und ein Zeichen setzen.“
Keine Verunsicherung
Peter Kohlhepp hat keine Befürchtungen, dass ausländische Fachkräfte verunsichert werden. „Ich habe nicht den Eindruck, dass die Leute abgeschreckt werden“, sagt der Geschäftsführer der Kohlhepp Logistik GmbH in Bad Kissingen.
Sein Unternehmen sei sehr stark in Süd-Ost-Europa aktiv. „Wir rekrutieren Fahrer vor Ort, die oft sehr lange bei uns bleiben.“ Für sie hat er Mitarbeiter aus Polen und Kroatien, die sich vor Ort und in Deutschland um die neuen Kollegen kümmern.
„Wir organisieren auch Firmenveranstaltungen, wo wir ihnen Deutschland näherbringen und klarmachen, dass dies ein offenes Land ist.“ Derzeit sind 60 Prozent der Belegschaft aus Deutschland und EU-Ländern und 40 Prozent aus Drittländern. Bereits beim Einstieg sind zwingend Sprachkenntnisse nötig.
„Ich bin der Meinung, dass alle, die arbeiten und ins Sozialsystem einzahlen, willkommen sind. Wir haben als Land nichts zu verschenken und das Verschenken ist es, was den Leuten Sorgen macht.“
Pläne, wie sie beim Geheimtreffen in Potsdam gemacht wurden, seien Unsinn und würden ein schlechtes Licht auf Deutschland werfen.
Um als Zuwanderungsland attraktiver zu werden, müssten in Deutschland die bürokratischen Hürden verringert werden, „dadurch bleiben viele Fachkräfte im Vorfeld auf der Strecke.“
Bereitschaft zur Integration wichtig
SKF in Schweinfurt stellt sich klar gegen ausgrenzenden Rassismus und Menschenfeindlichkeit. „SKF ist ein weltweit vertretenes Unternehmen mit Beschäftigten aus allen Ländern“, sagt Jörg Wuttke, SKF-Deutschlandchef.
„Wir sehen in einer diversen Belegschaft die Chance, unterschiedliche Blickwinkel und Arbeitsweisen zusammenzubringen und voneinander zu profitieren“, so Wuttke weiter.
Allerdings sei eine offene Gesellschaft nicht alleinige Voraussetzung, um dem Fachkräftemangel in Deutschland langfristig zu begegnen: „Dazu gehört gleichzeitig die Bereitschaft der Eingewanderten, sich zu integrieren, unsere Sprache zu erlernen, sich an geltendes Recht zu halten und unsere Kultur zu akzeptieren.“
Von der Politik fordert Wuttke integrationsfördernde Maßnahmen.
Integrationsmanager und kulturelle Botschafter
In den Helios Kliniken in Bad Kissingen und Hammelburg arbeiten Menschen aus 30 Nationen.
Laut Pressesprecher Markus Höppner helfen Integrationsmanager und kulturelle Botschafter den Mitarbeitern, das Verständnis für kulturelle Unterschiede zu vertiefen. 2021 wurde eine Charta der Vielfalt unterzeichnet.
„Zu jeder Form von Ausgrenzung und Stigmatisierung sagen wir laut: Nein“, so die Kliniken in einer Stellungnahme.