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LKR Bad Kissingen
Wachsam den Wuchs in der Rhön verhindern
Die Lupinen gehören in den Garten, aber nicht in die Rhönwiesen. Sie sind zwar gut für Insekten, aber weniger gut für die heimische Artenvielfalt in der Rhön. Das Entfernen ist aber gar nicht so einfach.
Linus Krämer von der UNB und Oskar Jungklaus sowie Oswald Türbl vom BN begutachten die Flächen, auf denen Lupinen in der Rhön entfernt werden sollen. Foto: Elisabeth Assmann       -  Linus Krämer von der UNB und Oskar Jungklaus sowie Oswald Türbl vom BN begutachten die Flächen, auf denen Lupinen in der Rhön entfernt werden sollen. Foto: Elisabeth Assmann
| Linus Krämer von der UNB und Oskar Jungklaus sowie Oswald Türbl vom BN begutachten die Flächen, auf denen Lupinen in der Rhön entfernt werden sollen. Foto: Elisabeth Assmann
Elisabeth Assmann
 |  aktualisiert: 17.08.2022 17:40 Uhr

Es summt und brummt in den Lupinenbeständen in der Rhön. Das müsste doch jeden Insektenfreund freuen. Die blauen Wiesen sind in manchen Ecken der Schwarzen Berge schon fast zum Wahrzeichen für die Rhön geworden. Warum wird nun aber die Ausbreitung der Lupine auf den Wiesen der Rhön über ein Projekt des Landschaftspflegeverbandes Bad Kissingen, das die Gebietsbetreuerin Simone Hepp und die Untere Naturschutzbehörde (UNB) mit vorbereitet haben, seit ein paar Jahren bekämpft?

Die flächige Ausbreitung der einst zur Bodenverbesserung eingeführten Lupine verändert die gesamte Artenzusammensetzung der Rhönwiesen. Seltene Pflanzen , die gerne auf mageren Standorten wachsen, werden von der Lupine verdrängt. Die Artenvielfalt an Pflanzen und Tieren geht drastisch zurück.

Solidarität wichtig

"Die Lupine hat sich in den letzten Jahren in der Rhön so stark ausgebreitet, dass eine flächenhafte Bekämpfung nur mit den Wiesennutzern, den Landwirten, erfolgreich sein wird", ist Elisabeth Assmann vom BN Bad Kissingen und aktuelle Gebietsbetreuerin für Sinn und Schwarzen Berge überzeugt. Es gibt auch über 70 neue Verträge mit Landwirten im Rahmen des Vertragsnaturschutzes, die einen möglichst frühen Mähzeitpunkt ab dem 1 Juni und auch zweimaliges frühes Mähen vorschreiben und damit das Aussamen der Lupinen verhindern sollen. Besonders engagierte Landwirte stechen die Lupinen auf ihren Flächen mühselig aus. Beim Zweikampf mit dem Ampferstecher (eine Art Grabegabel mit zwei spitzen Zinken) kommt man zwar schneller ans Ziel, aber dies ist verbunden mit harter körperlicher Arbeit. Die Pfahlwurzel geht tief in den Boden und muss komplett entfernt werden. Bleiben kleinste Teilstücke der Wurzel zurück, kann daraus eine neue Pflanze hervorwachsen. Momentan kontrolliert Linus Krämer von der Unteren Naturschutzbehörde vor Ort in den Schwarzen Bergen, wie die gut die Pflegemaßnahmen umgesetzt werden.

Freiwillige gefragt

Aber dort, wo die Lupinen nur vereinzelt vorkommen, sind auch die ehrenamtlichen Helfer, die die Pflanzen möglichst mit dem ganzen Rhizom (Wurzel) ausstechen, wichtig und sinnvoll. Seit ein paar Jahren sind hier Freiwillige von der Bergwacht , Mountainbiker, Helfer vom Bund Naturschutz , Landwirte und die Lebenshilfe Hammelburg unterwegs.

"Wir sind über jeden froh, der uns beim Lupinenstechen unterstützt", lädt Franz Zang, Vorsitzender der BN-Kreisgruppe neugierige Freiwillige ein, sich unter bn-badkissingen@gmx.de zu melden. Das Haupteinsatzgebiet ist rund um das Eiserne Kreuz bei Oberbach.

Aber auch jeder Wanderer kann Lupinenblüten abstreifen und damit das Samenbilden verhindern. Da die Lupinenkartierung schon einige Jahre zurückliegt, freut sich die Gebietsbetreuerin auch über aktuelle Infos von Naturfreunden zur Verbreitung der Lupine (Einteilung in Vorkommen nach punktuell bis flächendeckend sind ausreichend, möglichst mit genauer Ortsangabe, z.B. auch mit Flurnummern der Flächenbesitzer).

Die Lupine gehört wieder zurück in den Garten , dort kann sie mit den Stickstoff produzierenden Knöllchenbakterien den Boden fruchtbarer machen, mit den Blüten Betrachter und Insekten glücklich machen.

Hintergrund

Ursprung: Obwohl sie nun vielerorts allgegenwärtig ist, stammt die Vielblättrige Lupine (Lupinus polyphyllus) ursprünglich aus Nordamerika. Als Hülsenfrucht ist sie eine Verwandte der Bohne, Erbse und Erdnuss. Was alle Leguminosen auszeichnet, ist die Eigenschaft, dass sie Stickstoff im Boden binden und somit das Erdreich düngen. Aus diesem Grund wurde sie ab Ende des 19. Jahrhunderts gezielt ausgesät, um die Bodenqualität zu verbessern und die Böschungen zu befestigen. Nun wird genau diese Düngung der Artenvielfalt zum Verhängnis.

Die Rhöner Verhältnisse: Die mageren Bergwiesen und Trockenrasen im Landkreis Bad Kissingen, die das Landschaftsbild prägen und ein Refugium für viele seltene Pflanzen- und Tierarten darstellen, sind ein feinjustiertes Ökosystem. Was dort wächst, ist an die kargen Verhältnisse angepasst; man wirtschaftet sozusagen sparsam. Verändert sich der Lebensraum zu stark, etwa durch Beschattung oder Düngung, verschwinden die Pflanzengesellschaften und mit ihnen die Insekten, die auf sie angewiesen sind. Die Lupine stellt somit eine direkte Gefahr für diese seltenen Tier- und Pflanzenarten dar, weil sie die Balance zerstört und die anderen Arten verdrängt. All dies macht die Lupine zu einem nicht willkommenen Gewächs in unseren Breiten.

Bekämpfung: Zum einen ist die Lupine sehr samenproduktiv. Eine Pflanze produziert mehrere hundert Samen pro Saison, die sie bis zu drei Meter weit schleudert. Schafft man es also nicht, sie vor der Blüte zu mähen, ist ein weiteres Ausbreiten nicht mehr zu verhindern. Zum anderen ist sie äußerst widerstandsfähig: Man geht derzeit davon aus, dass es sieben Jahre der regelmäßigen, mehrfachen Mahd braucht, um sie auszumerzen. Dazu kommt die Tatsache, dass der Klimawandel die Ausbreitung der Pflanze zu begünstigen scheint.

 
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