Vor allem für ältere Menschen im ländlichen Bereich ist das ein tiefer Einschnitt: Die VR-Bank Bad Kissingen-Bad Brückenau macht in zwei Schritten bis zum 30. Juni nächsten Jahres eine große Zahl von Geschäftsstellen zu. Statt bisher 31 Filialen wird die Genossenschaftsbank in knapp einem Jahr nur noch 13 Geschäftsstellen mit Personal und zusätzlich vier SB-Geschäftsstellen mit Technik zur Selbstbedienung haben.
Grundsätzlich kommt der Schritt nicht überraschend. Denn der Bundesverband der Volks- und Raiffeisenbanken hat erst vor wenigen Wochen eine Schließungswelle angekündigt. Während da noch von zehn bis zwanzig Prozent weniger Filialen in den nächsten drei Jahren die Rede war, sind es bei der VR-Bank Bad Kissingen-Bad Brückenau jetzt je nach Rechnung um die 50 Prozent.
Vorstandssprecher Hans Beudert und Vorstand Rainer Geis erklärten das am Mittwoch mit der besonderen Struktur ihres Hauses. Viele andere hätten bereits in den vergangenen Jahren Geschäftsstellen geschlossen. Im Bezug zur Bilanzsumme sei ihre Bank bisher unter den VR-Banken in Bayern jene mit dem dichtesten Filialnetz gewesen. Durch den bevorstehenden Schnitt gleiche sie sich erst dem Landesdurchschnitt an.
Beudert bezeichnete den Schritt als notwendig und führte dazu zwei wesentliche Gründe ins Feld. Grund Nummer eins: die anhaltende Niedrigzinspolitik. Sie führe bei gleichzeitig steigender Regulierung zu einer drastischen Verschlechterung der Ertragslage. Das sei jetzt noch gar nicht so problematisch. Aber perspektivisch zwingt es die Bank nach Angaben der Vorstände zum Handeln. Mit der „Straffung unseres Filialnetzes“, sagt Beudert, „wollen wir unsere Bank zukunftssicher aufstellen“.
Die VR-Bank habe sich zuletzt sehr gut entwickelt. Sowohl bei der Bilanzsumme, dem Eigenkapital als auch bei der Mitgliederzahl liege das Haus „deutlich besser als der Landesdurchschnitt“, erklärte Beudert. Die VR-Bank handle „aus einer Position der Stärke“, ergänzte Beudert: „Wir wollen uns nicht in einigen Jahren unter Druck setzen lassen oder gar mit dem Rücken zur Wand stehen.“
Grund Nummer zwei: das veränderte Verhalten der Kunden. Onlinebanking habe inzwischen eine große Bedeutung. 8000 der insgesamt 20 000 Girokonten bei der VR-Bank seien Online-Konten. Auch Telefonbanking habe erheblich an Bedeutung gewonnen. Da gingen in ihrem Haus, berichtete Geis, mittlerweile pro Monat ebenfalls immerhin 7000 Anrufe ein.
Solche Entwicklungen führten eben dazu, dass das Schaltergeschäft deutlich abgenommen habe. Beudert beziffert den Rückgang der Frequenz in den Geschäftsstellen für die vergangenen 15 Jahre auf 70 bis 80 Prozent. In Stangenroth, so die Vorstände, kämen drei Kunden pro Stunde, in Arnshausen fünf.
Der Einschnitt bei den Geschäftsstellen hat natürlich auch Folgen für den Personalstand. 155 Frauen und Männer, zehn Auszubildende inklusive, arbeiten zurzeit für die VR-Bank Bad Kissingen-Bad Brückenau, einige davon auch in Teilzeit, berichten die Vorstände. Zehn Vollzeitstellen, betroffen sind davon am Ende wohl 14 bis 15 Menschen, wollen sie in den nächsten Jahren als Folge der Geschäftsstellenschließungen abbauen. Betriebsbedingte Kündigungen, so Beudert, solle es dabei nicht geben. Angestrebt werde eine „faire Lösung“. Mit dem Betriebsrat sei das auch bereits abgesprochen.
Im Übrigen habe auch der Aufsichtsrat dem Konzept zugestimmt. Die Mitarbeiter, die Mitgliedervertreter, die es bei Genossenschaftsbanken gibt, und die Bürgermeister der betroffenen Kommunen seien ebenfalls bereits informiert.
Eine weitere Möglichkeit zu sparen wären Fusionen. Die stehen offenbar aber aktuell unter den Genossenschaftsbanken im Landkreis nicht an. Die Raiffeisenbank Maßbach neigt ohnehin eher Richtung Landkreis Schweinfurt. Und bei den drei anderen, neben der VR-Bank Kissingen-Brückenau sind das die Raiffeisenbank Hammelburg und die Raiffeisenbank Nüdlingen, sind die Neigungen, die Selbstständigkeit aufzugeben, wohl sehr unterschiedlich ausgeprägt.
Die Filialschließungen der VR-Bank Bad Kissingen-Bad Brückenau dürften nicht die letzten in der Bankenbranche der Region sein. Für den Donnerstag hat die Raiffeisenbank Hammelburg zur Pressekonferenz über Veränderungen im Geschäftsstellennetz geladen. Zudem ist die Problemlage ja nicht nur auf Genossenschaftsbanken beschränkt.
Geschäftsstellenstruktur
Das künftige Filialnetz der VR-Bank Bad Kissingen-Bad Brückenau:
Bestehen bleiben werden die Standorte Bad Kissingen, Bad Brückenau, Münnerstadt, Burglauer, Burkardroth, Langenleiten, Oerlenbach, Bad Bocklet, Steinach, Wildflecken, Motten, Garitz und Schondra.
SB-Geschäftsstellen werden die Standorte in Reiterswiesen, Ramsthal, Ebenhausen und Zeitlofs.
Geschlossen werden bis Ende 2015 die Standorte Arnshausen, Großwenkheim, Strahlungen, Aschach, Premich, Stangenroth, Oberweißenbrunn und Waldfenster.
Bis Mitte 2016 die Standorte Oberbach, Riedenberg, Geroda, Unterleichtersbach, Detter und Völkersleier.