Gersfeld
Vortrag auf der Wasserkuppe : Wildnisforschung und Naturschutz
Das Biosphärenreservat auf der Wasserkuppe das zweiten Wildnissymposiums veranstaltet. Wildnisforschung und Naturschutz waren die Themen.

Im Rahmen des zweiten Wildnissymposiums informierten Manuel Schweiger, Wildnisreferent der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt (ZGF) und Manfred Bauer, Leiter des Nationalparks Kellerwald-Edersee auf der Wasserkuppe über weltweite Projekte und die Wildnisforschung. Als regionaler Vertreter erläuterte Stefan Zaenker die Bedeutung von unbeeinflussten Gebieten für sauberes Grundwasser und reine Quellen.
Eingeladen hatte das Biosphärenreservat zu dieser Veranstaltung, an der zahlreiche Vertreter des heimischen Naturschutzes und der Forstverwaltungen teilnahmen.
Bundesweit ist die Entwicklung neuer Wildnisgebiete derzeit ein Topthema. Bund und Länder haben sich darauf verständigt, bis 2020 zwei Prozent der Landfläche Deutschlands zum Schutz der Artenvielfalt aus der Nutzung zu nehmen. Eine politische Zielvorgabe, die sich aktuell auch in der Diskussion um einen Nationalpark in der Bayerischen Rhön widerspiegelt.
Schweiger machte deutlich, dass weltweit Naturschutz in der Regel mit dem Schutz von Wildnis gleichgesetzt wird. Nur im dichtbesiedelten Europa steht häufig der Erhalt traditioneller, von Menschenhand geschaffener Kulturlandschaften im Vorder-grund. Die maßgeblich von Prof. Bernhard Grzimek geprägte ZGF setzt sich laut Referent heute in 16 Ländern weltweit für großflächige Wildnisgebiete ein. Die Gesellschaft beschäftigt 300 Mitarbeiter. Der ZGFgeht es um ein langfristiges Engagement. Aktiv ist die ZGF in Ostafrika und der Serengeti. Aber auch Schutzgebiete für die letzten Orang-Utans auf Sumatra, von illegalen Goldsuchern bedrohte Regenwaldgebiete in Südamerika und die letzten natürlichen Urwälder Europas in den Karpaten werden vom ZGF betreut. In Deutschland hat sich die ZGF einen Namen als Spezialist für Wildnis gemacht und betreut die Lieberoser Heide im südlichen Brandenburg.
Großflächige Wildnisgebiete bieten, so der Referent, neben Einschränkungen auch viele Chancen und Vorteile. Er verweist auf die Bedeutung als Klimasenke, Rückzugsgebiet für seltene Tiere und Pflanzen, Funktionen als Wasserspeicher und Sauerstofflieferant sowie auf die Bedeutung als Genpool. Er fordert aber auch, dass Wildnisgebiete einen Erlebnischarakter haben müssen, damit auch regionalökonomische Effekte ausgelöst werden und die Akzeptanz der Bevölkerung erhalten bleibt.
Bei der europaweiten Entwicklung sieht Schweiger Deutschland als Schlusslicht. Derzeit sind nur etwa 0,6 Prozent der Landesfläche als Wildnisgebiete ausgewiesen. In diesem Zusammenhang macht der Referent deutlich, dass die deutschen Naturschutzverbände und viele Naturschutzstiftungen einhellig für mehr Wildnis plädieren.
Manfred Bauer vom Nationalpark Kellerwald-Edersee lenkte den Blick in seinem Beitrag auf die Forschung. Sie gehört zu den zentralen Aufgaben deutscher Nationalparks. Inzwischen sind im 5739 Hektar großen Nationalpark 93 Prozent der Fläche aus der Nutzung genommen und sich selbst überlassen. Diese sogenannte Prozessschutzfläche wird von Mitarbeitern und Forschungsinstitutionen seit zwölf Jahren intensiv auf ihrem Weg hin zu Wildnis, untersucht. Grundlage hierfür ist ein For-schungskonzept. Bewährt hat sich laut Bauer auch ein wissenschaftlicher For-schungsbeirat.
Ein zentrales Ziel ist die Erfassung der vorkommenden Arten. Blütenpflanzen, Farne, Pilze, Flechten und Moose, Säugetiere, Vögel, Insekten, Quellenfauna und vieles mehr steht im Focus der Forscher. Im Kellerwald wurden bereits über 6800 Arten nachgewiesen. Aber auch die Wirkung von Stoffeinträgen und Störungen, die Zusammensetzung bestimmter Lebensgemeinschaften in unterschiedlichen Biotopen, die Buchengenetik und die Veränderungen der Waldstruktur werden untersucht. So setzt der Nationalpark, um Veränderungen in der Fläche bewusst zu machen, auf ein langjähriges Fotomonitoring.
Als eine echte Herausforderung wird aber auch die Auswertung und Dokumentation all dieser Daten angesehen.
Stefan Zaenker vom Landesverband für Höhlen- und Karstforschung Hessen zeigte in seinem Beitrag die Bedeutung von Wildnis und wildnisähnlichen Gebieten für die Gewässergüte von Quellen auf. In seinem Quellenkataster hat Zaenker inzwischen 5.544 Quellen analysiert und dabei 2.433 unterschiedliche Tierarten als Bewohner der Quellen nachweisen können. Dabei arbeitet der Autodidakt und Finanzbeamte mit rund 90 Experten europaweit zusammen, um die teilweise höchst seltenen Tiere zu bestimmen. Die Schwerpunktbereiche seiner Arbeit hat Zaenker in der Rhön, im Kellerwald und nun erstmalig auch im Vogelsberg. In der Rhön konnte der umtriebige Naturschützer mit seinem Team inzwischen 2576 Quellen kartieren und dabei 1903 Tierarten nachweisen. Dabei macht er keinen Hehl daraus, dass die artenreichsten Quellen in den Kernzonen und den weitgehend naturnahen Laubwäldern zu finden sind. Je intensiver die menschliche Nutzung, umso geringer die Artenausstattung. Typische Bewohner der Quellen sind die Muschel-, Grundwasser- und Brunnenkrebse, die Strudelwürmer, die Wasserasseln, Wassermilben, Köcherfliegen oder auch die Rhönquellschnecken. Der Großteil dieser Tiere ist extrem wichtig, da sie permanent unser Grundwasser filtern, Schadstoffe abbauen und die Poren der Grundwasserschichten offenhalten. Umso eindrücklicher fordert Zaenker einen bedingungslosen Schutz der nach Paragraf 30 des Bundesnaturschutzgesetzes geschützten Quellen. Und erfordert dazu auf, nicht mehr genutzte Quellfassungen zurück zu bauen. An Hand von Praxisbeispielen dokumentierte er den Rückbau von ehemals gefassten Quellen in Feld und Wald.
Bundesweit ist die Entwicklung neuer Wildnisgebiete derzeit ein Topthema. Bund und Länder haben sich darauf verständigt, bis 2020 zwei Prozent der Landfläche Deutschlands zum Schutz der Artenvielfalt aus der Nutzung zu nehmen. Eine politische Zielvorgabe, die sich aktuell auch in der Diskussion um einen Nationalpark in der Bayerischen Rhön widerspiegelt.
Schweiger machte deutlich, dass weltweit Naturschutz in der Regel mit dem Schutz von Wildnis gleichgesetzt wird. Nur im dichtbesiedelten Europa steht häufig der Erhalt traditioneller, von Menschenhand geschaffener Kulturlandschaften im Vorder-grund. Die maßgeblich von Prof. Bernhard Grzimek geprägte ZGF setzt sich laut Referent heute in 16 Ländern weltweit für großflächige Wildnisgebiete ein. Die Gesellschaft beschäftigt 300 Mitarbeiter. Der ZGFgeht es um ein langfristiges Engagement. Aktiv ist die ZGF in Ostafrika und der Serengeti. Aber auch Schutzgebiete für die letzten Orang-Utans auf Sumatra, von illegalen Goldsuchern bedrohte Regenwaldgebiete in Südamerika und die letzten natürlichen Urwälder Europas in den Karpaten werden vom ZGF betreut. In Deutschland hat sich die ZGF einen Namen als Spezialist für Wildnis gemacht und betreut die Lieberoser Heide im südlichen Brandenburg.
Großflächige Wildnisgebiete bieten, so der Referent, neben Einschränkungen auch viele Chancen und Vorteile. Er verweist auf die Bedeutung als Klimasenke, Rückzugsgebiet für seltene Tiere und Pflanzen, Funktionen als Wasserspeicher und Sauerstofflieferant sowie auf die Bedeutung als Genpool. Er fordert aber auch, dass Wildnisgebiete einen Erlebnischarakter haben müssen, damit auch regionalökonomische Effekte ausgelöst werden und die Akzeptanz der Bevölkerung erhalten bleibt.
Bei der europaweiten Entwicklung sieht Schweiger Deutschland als Schlusslicht. Derzeit sind nur etwa 0,6 Prozent der Landesfläche als Wildnisgebiete ausgewiesen. In diesem Zusammenhang macht der Referent deutlich, dass die deutschen Naturschutzverbände und viele Naturschutzstiftungen einhellig für mehr Wildnis plädieren.
Manfred Bauer vom Nationalpark Kellerwald-Edersee lenkte den Blick in seinem Beitrag auf die Forschung. Sie gehört zu den zentralen Aufgaben deutscher Nationalparks. Inzwischen sind im 5739 Hektar großen Nationalpark 93 Prozent der Fläche aus der Nutzung genommen und sich selbst überlassen. Diese sogenannte Prozessschutzfläche wird von Mitarbeitern und Forschungsinstitutionen seit zwölf Jahren intensiv auf ihrem Weg hin zu Wildnis, untersucht. Grundlage hierfür ist ein For-schungskonzept. Bewährt hat sich laut Bauer auch ein wissenschaftlicher For-schungsbeirat.
Ein zentrales Ziel ist die Erfassung der vorkommenden Arten. Blütenpflanzen, Farne, Pilze, Flechten und Moose, Säugetiere, Vögel, Insekten, Quellenfauna und vieles mehr steht im Focus der Forscher. Im Kellerwald wurden bereits über 6800 Arten nachgewiesen. Aber auch die Wirkung von Stoffeinträgen und Störungen, die Zusammensetzung bestimmter Lebensgemeinschaften in unterschiedlichen Biotopen, die Buchengenetik und die Veränderungen der Waldstruktur werden untersucht. So setzt der Nationalpark, um Veränderungen in der Fläche bewusst zu machen, auf ein langjähriges Fotomonitoring.
Als eine echte Herausforderung wird aber auch die Auswertung und Dokumentation all dieser Daten angesehen.
Stefan Zaenker vom Landesverband für Höhlen- und Karstforschung Hessen zeigte in seinem Beitrag die Bedeutung von Wildnis und wildnisähnlichen Gebieten für die Gewässergüte von Quellen auf. In seinem Quellenkataster hat Zaenker inzwischen 5.544 Quellen analysiert und dabei 2.433 unterschiedliche Tierarten als Bewohner der Quellen nachweisen können. Dabei arbeitet der Autodidakt und Finanzbeamte mit rund 90 Experten europaweit zusammen, um die teilweise höchst seltenen Tiere zu bestimmen. Die Schwerpunktbereiche seiner Arbeit hat Zaenker in der Rhön, im Kellerwald und nun erstmalig auch im Vogelsberg. In der Rhön konnte der umtriebige Naturschützer mit seinem Team inzwischen 2576 Quellen kartieren und dabei 1903 Tierarten nachweisen. Dabei macht er keinen Hehl daraus, dass die artenreichsten Quellen in den Kernzonen und den weitgehend naturnahen Laubwäldern zu finden sind. Je intensiver die menschliche Nutzung, umso geringer die Artenausstattung. Typische Bewohner der Quellen sind die Muschel-, Grundwasser- und Brunnenkrebse, die Strudelwürmer, die Wasserasseln, Wassermilben, Köcherfliegen oder auch die Rhönquellschnecken. Der Großteil dieser Tiere ist extrem wichtig, da sie permanent unser Grundwasser filtern, Schadstoffe abbauen und die Poren der Grundwasserschichten offenhalten. Umso eindrücklicher fordert Zaenker einen bedingungslosen Schutz der nach Paragraf 30 des Bundesnaturschutzgesetzes geschützten Quellen. Und erfordert dazu auf, nicht mehr genutzte Quellfassungen zurück zu bauen. An Hand von Praxisbeispielen dokumentierte er den Rückbau von ehemals gefassten Quellen in Feld und Wald.
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