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Wildflecken
Vorstoß der Regierung: Afghanische Ortskräfte sollen in Wildflecken eine neue Heimat finden
Die Regierung von Unterfranken möchte gern in Wildflecken Übergangswohnheime, unter anderem für Ortskräfte aus Afghanistan, einrichten. Einen Investor und Standorte hat sie schon. Der Bürgermeister fürchtet um den sozialen Frieden im Ort.
Ortskräfte aus Afghanistan sollen in der Ortsmitte von Wildflecken eine neue Heimat finden. Der Bürgermeister ist nicht begeistert. Symbolfoto: Marc Tessensohn/Bundeswehr/dpa       -  Ortskräfte aus Afghanistan sollen in der Ortsmitte von Wildflecken eine neue Heimat finden. Der Bürgermeister ist nicht begeistert. Symbolfoto: Marc Tessensohn/Bundeswehr/dpa
| Ortskräfte aus Afghanistan sollen in der Ortsmitte von Wildflecken eine neue Heimat finden. Der Bürgermeister ist nicht begeistert. Symbolfoto: Marc Tessensohn/Bundeswehr/dpa
Steffen Standke
 |  aktualisiert: 17.08.2022 01:05 Uhr

Die Nachricht ereilte Wildfleckens Bürgermeister Gerd Kleinhenz (PWW) am Montag in der Kreistagssitzung, "ohne Vorwarung", wie er sagt: Die Regierung von Unterfranken plane, bis zu 50 ehemalige afghanische Ortskräfte der Bundeswehr in seinem Ort unterzubringen. Diese sollen auf acht Wohnungen verteilt werden, die sich auf zwei Wohnblocks verteilen.

Auch wo diese Wohnhäuser stehen, weiß Kleinhenz: in der Rothenrainer Straße und in der Dörrenbergstraße. Ein Investor habe sie vor kurzem bei einer Zwangsversteigerung erworben und sie offensichtlich der Regierung von Unterfranken als Standort für sogenannte Übergangswohnheime angeboten. Nach Kleinhenz Informationen betreibt der Investor das als Geschäftsmodell.

Regierungssprecher Johannes Hardenacke bestätigt Kleinhenz' Angaben und das Interesse seiner Behörde an den beiden Wohnblocks. "Wir prüfen alle Standorte, die geeignet sind. Und Wildflecken wäre ein geeigneter Standort."

Die Regierung von Unterfranken verfüge aktuell über zehn Übergangswohnheime mit 442 Plätzen, heißt es in seiner Mitteilung weiter. Die Standorte seien: Dammbach, Gänheim, Gemünden, Goldbach, Hambach, Poppenhausen, Rechtenbach, Schweinfurt, Sulzbach und Zellingen.

Übergangswohnheime seien zu unterscheiden von Gemeinschaftsunterkünften für Asylbewerber . Erstere würden der Unterbringung besonderer Personengruppen, also Flüchtlingen beziehungsweise Menschen mit bereits anerkanntem Schutzstatus außerhalb eines Asylverfahrens dienen. Diese dürften eine Arbeit aufnehmen und hätten unter Umständen Anspruch auf Sozialleistungen .

Zu diesem Personenkreis gehören laut Hardenacke auch anerkannte Ortskräfte aus Afghanistan. "In Unterfranken haben wir bislang 145 solcher Ortskräfte aufgenommen; davon wohnen 141 in entsprechenden Übergangswohnheimen. Weitere 17 Ortskräfte sind zur Übernahme unmittelbar angekündigt."

Deswegen herrsche im ganzen Regierungsbezirk "dringender Bedarf an Plätzen in Übergangswohnheimen", so der Sprecher. "Wir haben aktuell noch einen Bedarf von knapp 100 Plätzen. 50 davon sollen aktuell in Wildflecken geschaffen werden."

Gerd Kleinhenz bereitet das nachhaltige Interesse der Regierung von Unterfranken Unbehagen. Er fürchtet um den sozialen Frieden im Ort. Das schließe er aus den Reaktionen, die ihn nach der Nachricht aus Gemeinderat und Bevölkerung erreichten.

Der Bürgermeister will nicht falsch verstanden werden. "Mir ist die Notsituation der Menschen sehr bewusst. Sie müssen Unterstützung in unserem Land bekommen. Aber ich muss für meine Gemeinde sprechen. Und irgendwo sind die Kräfte und die Leistungsfähigkeit der Leute hier am Ende."

Gerd Kleinhenz verweist auf die besondere Geschichte des Marktes Wildflecken . "Hier ist enorm viel geleistet worden, was andere Kommunen nicht tun mussten."

Anfang der 1990er-Jahre habe es vor Ort schon einmal ein Übergangswohnheim für Aus- und Spätübersiedler aus dem Gebiet der früheren Sowjetunion gegeben. Der Abzug der Amerikaner 1994 habe ein riesiges Loch gerissen. Plötzlich hätten ein Überangebot an Wohnungen und eine überdimensionierte Infrastruktur geherrscht. Die Folge seien ständige unkontrollierte Zu- und Wegzüge gewesen. Die Einwohnerfluktuation in Wildflecken sei groß gewesen.

Über die Städtebauförderung und das Konversionsmanagement habe man in den vergangenen Jahren viel unternommen, um aus dieser Situation herauszufinden, den Ort positiv zu entwickeln, so der Bürgermeister weiter. Was auch gelungen sei. "Wir haben viel aufgeholt." Doch noch immer gebe es ein Problemviertel, bekannt als "Klein-Manhattan".

2014 schließlich war laut Kleinhenz in Wildflecken und Oberwildflecken eine Asylbewerberunterkunft angedacht. Nach Protesten wurde der Markt am Fuß des Kreuzbergs aber nicht berücksichtigt. "Jetzt scheint es uns wieder zu treffen", vermittelt das Ortsoberhaupt seinen Eindruck von Gesprächen mit der Regierung von Unterfranken . Er fürchtet nun, "dass wir wieder dastehen wie vor 25 Jahren."

"Ich werde alles dafür einsetzen, dass das Vorhaben hier nicht verwirklicht wird. Es kann nicht immer nur Wildflecken treffen", wird Gerd Kleinhenz noch einmal deutlich. Es gebe andere Orte, wo es verträglicher durchgeführt werden könne. Man hätte die >Gemeinde in die Planung einbinden müssen.

Auf Bitten des Bürgermeisters wird eine Vertreterin der Regierung von Unterfranken das Projekt in der Sitzung des Gemeinderates am Dienstag, 23. November, vorstellen. Sie findet um 19:30 Uhr im Haus des Gastes in Oberbach statt. Es gilt die 3 G-Regel und FFP2-Maskenpflicht. Der Impfnachweis beziheungsweise ein tagesaktueller Antigen-Test-Nachweis ist vorzulegen.

 
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  • H. H.
    Es ist doch immer die gleiche Geschichte: Ein Investor bietet der Regierung Wohnungen an! Ein Geschäftsmodell! Hat man das, auch in dieser Zeitung, nicht schon so oft gelesen? Da gehts doch gar nicht um "die armen Menschen", NEIN, es geht um die "Reichen" die den Hals nicht voll bekommen!
    Wir haben solche Kerle sogar im Landkreis!
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  • M. S.
    Das ist also der Dank eines Bundeswehrstandorts für diejenigen Personen welche als Ortskräfte die Bundeswehr in Afghanistan unterstützt haben? Ekelhaft!
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  • E. B.
    Meiner Meinung fehlt da ein weiterer Ort. Das war ca. 2015, als sich Gemeinderäte aufgeregt und Stimmung gemacht haben, dass Flüchtlinge untergebracht werden sollen. Da war jedoch die Bürgermeisterin dafür und heute gibt es keine Probleme mit diesen Menschen.
    Ich glaube, dass "diese Menschen" sowieso nicht lange dort bleiben, denn sie wollen lieber in die Städte. Hätte halt die Gemeinde die Häuser kaufen sollen.
    Gibt es denn nicht ein paar Einwohner, die für diese Menschen sind?
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  • H. H.
    Doch, zumindest gibt es "scheinbar" einen..."einFranke", der will sie wohl haben.
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