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Hammelburg
Vorrücken und Abstand halten
Am Ausbildungszentrum Infanterie läuft der Ausbildungsbetrieb nach dem "Corona-Shutdown" wieder an. Generalinspekteur General Eberhard Zorn verschafft sich einen Eindruck über die angepasste Ausbildung.
Gefechtsdienst unter Corona-Bedingungen  Foto: Bundeswehr/Norman Möller       -  Gefechtsdienst unter Corona-Bedingungen  Foto: Bundeswehr/Norman Möller
| Gefechtsdienst unter Corona-Bedingungen Foto: Bundeswehr/Norman Möller
Redaktion
 |  aktualisiert: 17.08.2022 18:25 Uhr

Hammelburg Der Kampf durch ein Stellungssystem: In langen, schmalen Gräben rückt eine Gruppe Soldaten vor. Ihr Auftrag lautet, das feindliche Stellungssystem zu erobern. Die Situation ist beengt und unübersichtlich. Hinter jedem Grabenknick könnte eine Gefahr lauern. Deshalb reihen sich die Soldaten dicht hintereinander und halten engste Verbindung, teilweise mit Körperkontakt. Sie sichern in alle Richtungen: Nach vorne, hinten und oberhalb des Grabenrandes. Von überall könnte der Feind in dieser kritischen Situation kommen und das Feuer eröffnen. Normalerweise.

Normalerweise, denn die beschriebene Situation ist Teil einer Ausbildung der Infanterie-schule in Hammelburg . Die Soldaten sind Lehrgangsteilnehmer des "Offizierlehrganges 3 Infanterie ". Einen Feind gibt es nicht, da sie zunächst die Grundsätze und Bewegungsabläufe des Grabenkampfes lernen, bevor sie diese womöglich eines Tages unter realen Bedingungen anwenden müssen. Und die beschriebene Situation stammt aus einer Zeit vor der Corona-Pandemie, als es keine Mindestabstände gab. Nun müssen neue Ausbildungskonzepte gefunden werden, die der veränderten Situation Rechnung tragen.

Eine ungewohnte Situation

"Die Auflagen stellen uns vor vielfältige Herausforderungen. Wir befinden uns seit einer Woche wieder im Ausbildungsbetrieb und experimentieren fleißig, um eine für alle Beteiligten gangbare Lösung zu finden", so ein Ausbildungsfeldwebel auf dem Truppenübungsplatz. Einerseits gilt es, die Soldaten auf die Gefahren des Grabenkampfes bestmöglich vorzubereiten, damit sie im Gefecht bestehen. Andererseits müssen die Soldaten vor einer Infektion mit dem Coronavirus geschützt werden. Die Präventionsmaßnahmen sollen auch in der Ausbildung umgesetzt werden. Die Bundeswehr hat dazu ein Hygienekonzept an die Ausbildungseinrichtungen verteilt. Dort heißt es, dass die Einhaltung der Abstandsregel den besten Schutz gegen Infektionen bietet. Wo der Abstand nicht möglich ist, ist eine Verschiebung der Ausbildung zu prüfen.

Kreative Lösungen in der Krise

Die Ausbildung im Stellungssystem findet statt, da spätere Ausbildungsabschnitte methodisch darauf aufbauen. Eine Verschiebung würde den erfolgreichen Lehrgangsabschluss gefährden. Einen wertvollen Ausrüstungsgegenstand tragen alle Soldaten bereits bei sich: das sogenannte Dreiecktuch. Dieses lässt sich mit einigen Handgriffen zu einem behelfsmäßigen Mundschutz falten, um das Infektionsrisiko zu senken. Die Bundeswehr hat hierzu eine Faltanleitung verteilt. Oberleutnant Ruck (Name geändert) ist einer der Lehrgangsteilnehmer. Er erzählt: "Die Situation ist ungewohnt und stellt sowohl uns als auch die Ausbilder vor immer neue Situationen. Die gemeinsame Suche nach Lösungen stärkt dafür aber auch die Kameradschaft. Das ist eine gute Vorbereitung für die Zukunft, wenn wir selbst ausbilden müssen."

Generalinspekteur Zorn dazu: "Ich wollte mir hier in Hammelburg ein Bild verschaffen, wie wir Ausbildung unter Corona-Bedingungen durchführen." Das Ausbildungszentrum Infanterie bildete die erste Station einer Dienstaufsichtsreise. Nach seinem Stopp in Hammelburg ging es weiter an den Ausbildungsstützpunkt Luftlande und Lufttransport im oberbayerischen Altenstadt. Die Schule betreibt seit vielen Jahren Sprungausbildung. General Zorn , selbst Fallschirmspringer und ehemaliger Kommandeur Luftlandebrigade 26 "Saarland" und ehemaliger Kommandeur Division Schnelle Kräfte, durchlief hier Teile seiner Ausbildung. Während der Corona-Pandemie änderte sich der Ausbildungsauftrag.

Statt Fallschirme Masken genäht

Dazu der Stützpunkt-Leiter, Oberstleutnant Udo Francke: "Wir konnten fast alle unsere Lehrgänge durch Anpassungen erfolgreich beenden. Nur ein einziger Lehrgang musste unterbrochen werden. Dieser Lehrgang wird aber am 4. Mai mit einer E-learning-Phase fortgesetzt. Unter der Corona-Lage erhielten wir neue, ungewohnte Aufträge."

Wo zuletzt Fallschirme repariert wurden, nähen die Altenstädter Soldaten und zivilen Mitarbeiter jetzt "Community-Masken" und liefern diese an ihre Kameraden in Altenstadt, Hammelburg und Mittenwald. Die Masken helfen dabei, die lehrgangsgebundene Ausbil-dung wieder aufzunehmen. "Wir reduzieren damit die Ansteckungsgefahr und ermöglichen die Wiederaufnahme der Ausbildung", so Francke weiter. "Ab dem 11. Mai steigen wir wieder in den Lehrgangsbetrieb vor Ort ein."

Der Generalinspekteur nimmt diese Flexibilität erfreut zur Kenntnis: " Fallschirmjäger sind unsere Kämpfer hinter feindlichen Linien und immer die Kräfte der ersten Stunde. Entsprechend schnell müssen sie sich auf plötzliche Lageänderungen einstellen und gegebenenfalls auch auf sich allein gestellt vorgehen", führt Zorn aus. Von der gelebten Auftragstaktik sowie der flexiblen Einsetzbarkeit und Einsatzbereitschaft profitierten alle Soldaten während der Corona-Krise. Jan Volkmann

 
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    Ob das Krieg spielen im Moment so wichtig ist???
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