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Bad Kissingen
Von Wurzeln und Ästen der Wiener Klassik
Das Hamburger Ensembles Resonanz unter der Leitung von Riccardo Minasi spielte ein historisches Lehrstück quer durch die Geschichte.
Das Ensemble Resonanz und Alexander Melnikov. Foto: Gerhild Ahnert       -  Das Ensemble Resonanz und Alexander Melnikov. Foto: Gerhild Ahnert
| Das Ensemble Resonanz und Alexander Melnikov. Foto: Gerhild Ahnert
Thomas Ahnert
 |  aktualisiert: 18.08.2022 04:10 Uhr

"Wurzeln und Äste der Wiener Klassik " war das Konzert des Hamburger Ensembles Resonanz unter der Leitung von Riccardo Minasi überschrieben - sozusagen ein kleines historisches Lehrstück, das sehr gut zu der Gruppe passte, denn sie spielte mit historischem Ansatz - passend zu den drei Werken quer durch die Geschichte.

Ausgangspunkt der Wiener Klassik war - das hat schon Mozart bestätigt - war Carl Philipp Emanuel Bach , der den Sturm und Drang in die Musik brachte. Sein Konzert für Hammerklavier und Orchester d-moll Wq 23 war dafür der beste Beleg - und auch dafür, dass sich die Musik vom höfische Geschmack des Banalen emanzipiert hatte. Alexander Melnikov spielte sehr virtuos lange sangliche melodische Linien, denen das Orchester in den beiden Ecksätzen mit ruppigen, spannenden Einwürfen das Leben schwer machte. Gefälligkeit klingt anders. Natürlich war es ein bisschen schade, aber verständlich, dass kein Hammerflügel zum Einsatz kam. Man hätte sich für eine interpretatorische Stilrichtung entscheiden müssen, denn das historisch klingende Orchester und der moderne Flügel passten nicht wirklich gut zusammen.

Der eine Ast der Wiener Klassik , allerdings ein ziemlich langer Schössling war das Klavierkonzert von Johannes Harneit von 2017 - der auch selbst dirigierte. Komponisten sind bekanntlich nicht automatisch die besten Interpreten ihrer Werke. Und vielleicht wäre das Konzert spannender geworden, wenn Ricardo - keineswegs zum ersten Mal - die Leitung nicht abgetreten hätte. Denn Harneit war nur in seine Partitur vertieft, suchte nicht ein einziges Mal den Kontakt zu Solist oder Orchester. Und die spielten eine lange Girlande von kleinteiligen Effekten, die so etwas wie eine Stoßrichtung und damit Fokussierungspunkte für das Interesse nie erkennen ließen. Schade, denn handwerklich musiziert war das fabelhaft.

Und schließlich der kurze Ast: Wolfgang Amadeus Mozart und seine Es-dur-Sinfonie Nr. 39. Da bekam das Hören wieder eine Richtung, da wurde mit den typischen Klangfarben der historischen Instrumente gezaubert, da wurde mit Schwung und einer klugen Agogik musiziert, da begann Riccardo Minasi zu tanzen. Ein wirklich schöner Abschluss.

 
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