Schwarzenfels
Von Helden, die gefährliche Abenteuer erleben
Auf der Burg Schwarzenfels belebten wackere Männer mit Schwertern, Frauen in langen Gewändern und mystische Gestalten die Burg.
"Die Hexerakademie Kaer Iwhaell mit ihrem Großmeister Valerian hat ihre Vorlesungssäle in den Marstall im Herzen der Burg Schwarzenfels verlegt, um mutigen Jünglingen das Handwerk des Hexers, des begnadeten Monsterschlächters, zu erlernen", umreißt Matthias Schmittnägel, Organisator des Larp-Events die Szenerie auf Burg Schwarzenfels.
"Larp, also Live Action Role Playing, ist eine Mischung aus historischem Impro-Theater, Schnitzeljagd und Festival", erklärt der 27-jährige gebürtige Bad Brückenauer, der in Gründau lebt, sein Hobby. Auf sogenannten Conventions, kurz Cons, treffen sich Gleichgesinnte, um im realen Leben in eine Geschichte einzutauchen. "Die Spieler schlüpfen in eine heldenhafte Rolle, um Abenteuer zu erleben", erklärt Schmittnägel, dessen Charakter ebenjener Großmeister Valerian ist. Larp bestehe im Grunde aus drei wesentlichen Parteien, die am Spiel vertreten sind: dem Orga-Team und der Spielleitung, den Spielern und den Nicht-Spieler-Charakteren, den sogenannten NSC. "Das sind Statisten mit zugewiesener Rolle, die die Fantasie-Welt beleben. Etwa der König, der die Helden beauftragt, seine Tochter, die Prinzessin, zu finden, oder etwa ein Bettler am Straßenrand", erklärt der 27-Jährige.
Der Reiz an den Rollenspielen liege vor allem darin, dass es kein festes Regiebuch gibt. "Es gibt zwar festgesetzte Aufgaben, aber wie diese gelöst werden, bleibt der Fantasie der Spieler überlassen", meint Matthias Schmittnägel. Dabei gehe es um Kreativität und Synergieeffekte zwischen den Spielern, um die Aufgaben zu lösen. "Man kann etwa einen Troll, der sich in den Weg stellt, einfach erlegen oder ihn mit einem Zauber in den Schlaf bringen - es gibt immer verschiedene Wege", so Schmittnägel, der im "wahren" Leben als selbstständiger Berater in der Finanzbranche tätig ist.
Dass die Convention nun auf der Burg Schwarzenfels stattgefunden hat, war eher Zufall.
"Im Frühjahr war ich als Trauzeuge meines besten Freundes hier auf der Burg, um Hochzeitsfotos zu schießen. Da kam ich auf die Idee, hier zu spielen", erinnert sich Schmittnägel, der als gebürtiger Bad Brückenauer nur unweit der Burg aufwuchs. "Der Ritterverein mit Burgherr Thomas Dorn war sehr aufgeschlossen und hat uns mit offenen Armen empfangen", freut sich der Organisator. Zuvor hatte er rund 20 verschiedene Burgen und Klöster angefragt, doch nur von wenigen eine Zusage erhalten - meist mit Einschränkungen.
Besonders wichtig ist es den Spielern, dass die Öffentlichkeit außen vor bleibt. "Es zerstört die Immission der Spieler, wenn Leute ,außer der Zeit‘ im Spiel auftauchen", erläutert der 27-Jährige und lacht. Er selbst habe schon viele skurrile Begegnungen gehabt. "Wir spielen oftmals auch im Wald. Wenn man dann grad bei einem Schwertkampf oder einer Magierversammlung ist, und ,Oma Hildegard‘ mit ihrem Pfiffi spazieren geht, ist das schon komisch", sagt er. Da sie auch Kunstblut benutzen - die Schwerter sind alle aus Schaumstoff - und es für Außenstehende gefährlich und vor allem befremdlich wirkt, informiert Schmittnägel vorab die Polizei über ihre Conventions.
Vor einer Con, die meist von Freitagabend bis Sonntagmorgen geht, haben Organisatoren und Spielleitung viel zu tun: Es gilt, sich das Setting und einen groben Plot zu überlegen. "Das passiert meist in monatlichen Sitzungen per Videokonferenz, jede Spielleitung hat ihr eigenes Ressort", berichtet Schmittnägel, der für den Plot verantwortlich ist. "Ich schreibe den Hauptstrang, die Geschichte wird dann aber auch durch die anderen erweitert." Die Geschichten der Greifenschule, so nennt sich die Gruppe um Schmittnägel, spielen auf der Fantasyvorlage der Witcher-Bücher von Andrzej Sapkowski.
Währenddessen wissen die Spieler, die sich für eine Con anmelden, nur grob, was sie erwartet.
Sie müssen sich aber mit allen Einzelheiten anmelden: Ob sie Allergien haben oder eine Phobie und vor allem muss die Spielleitung die Charaktere kennen. "Auch die Figuren haben Phobien, manche haben Angst vor Drachen, andere vor Magie", so Schmittnägel. Damit ein Charakter glaubwürdig ist, müsse dieser auch Schwächen haben, um sich so mit anderen auch zu ergänzen. "Eigentlich spielst du nicht für dich, sondern für die anderen. Das ist die beste Einstellung, die man haben kann", meint der 27-Jährige. Um in die Figur einzutauchen, verwandeln sich viele der Spieler recht aufwändig:_Das reicht von Kontaktlinsen, über Elfenohren, Haarfarbe oder Silikonmasken. "Viele nähen und basteln ihre Kostüme selbst, bei manchen ist das ein jahrelanger Prozess", verrät Schmittnägel. Aber nicht nur die Spieler verwandeln sich, auch eine Kulisse bauen die Organisatoren auf. Das geschieht
am Ort selbst, bereits zwei bis drei Tage vor Con-Start wird gewerkelt, und Konstruktionen aus Dachlatten, Styropor und Folien werden aufgestellt, die reversibel abnehmbar sind. Und so wurde das Verlies der Burg Schwarzenfels jetzt nach Jahrhunderten wieder zum Leben erweckt ...
Wer sich für Larp (Live Action Role Playing) interessiert, dem empfiehlt Matthias Schmittnägel, sich auf Youtube Videos von einem der größten Larp-Convents, dem Drachenfest, anzuschauen, um einen "visuellen Eindruck" zu bekommen. Auf larpwiki.de werden sämtliche Fragen rund um das Live-Rollenspiel beantwortet. Wer gerne mitwirken möchte, sollte sich laut Schmittnägel eine Veranstaltung in der Nähe suchen und sich zunächst mal als Nicht-Spieler-Charakter versuchen. "Das ist günstiger, und die Ausrüstung wird einem gestellt", erklärt Schmittnägel.
Infos über die Larp-Gruppe von Schmittnägel, die Greifenschule, gibt es auf deren Homepage.
larpwiki.de, greifenschule.de Julia Kreß
"Larp, also Live Action Role Playing, ist eine Mischung aus historischem Impro-Theater, Schnitzeljagd und Festival", erklärt der 27-jährige gebürtige Bad Brückenauer, der in Gründau lebt, sein Hobby. Auf sogenannten Conventions, kurz Cons, treffen sich Gleichgesinnte, um im realen Leben in eine Geschichte einzutauchen. "Die Spieler schlüpfen in eine heldenhafte Rolle, um Abenteuer zu erleben", erklärt Schmittnägel, dessen Charakter ebenjener Großmeister Valerian ist. Larp bestehe im Grunde aus drei wesentlichen Parteien, die am Spiel vertreten sind: dem Orga-Team und der Spielleitung, den Spielern und den Nicht-Spieler-Charakteren, den sogenannten NSC. "Das sind Statisten mit zugewiesener Rolle, die die Fantasie-Welt beleben. Etwa der König, der die Helden beauftragt, seine Tochter, die Prinzessin, zu finden, oder etwa ein Bettler am Straßenrand", erklärt der 27-Jährige.
Kein festes Regiebuch
Der Reiz an den Rollenspielen liege vor allem darin, dass es kein festes Regiebuch gibt. "Es gibt zwar festgesetzte Aufgaben, aber wie diese gelöst werden, bleibt der Fantasie der Spieler überlassen", meint Matthias Schmittnägel. Dabei gehe es um Kreativität und Synergieeffekte zwischen den Spielern, um die Aufgaben zu lösen. "Man kann etwa einen Troll, der sich in den Weg stellt, einfach erlegen oder ihn mit einem Zauber in den Schlaf bringen - es gibt immer verschiedene Wege", so Schmittnägel, der im "wahren" Leben als selbstständiger Berater in der Finanzbranche tätig ist.Dass die Convention nun auf der Burg Schwarzenfels stattgefunden hat, war eher Zufall.
"Im Frühjahr war ich als Trauzeuge meines besten Freundes hier auf der Burg, um Hochzeitsfotos zu schießen. Da kam ich auf die Idee, hier zu spielen", erinnert sich Schmittnägel, der als gebürtiger Bad Brückenauer nur unweit der Burg aufwuchs. "Der Ritterverein mit Burgherr Thomas Dorn war sehr aufgeschlossen und hat uns mit offenen Armen empfangen", freut sich der Organisator. Zuvor hatte er rund 20 verschiedene Burgen und Klöster angefragt, doch nur von wenigen eine Zusage erhalten - meist mit Einschränkungen.
Polizei ist vorab informiert
Besonders wichtig ist es den Spielern, dass die Öffentlichkeit außen vor bleibt. "Es zerstört die Immission der Spieler, wenn Leute ,außer der Zeit‘ im Spiel auftauchen", erläutert der 27-Jährige und lacht. Er selbst habe schon viele skurrile Begegnungen gehabt. "Wir spielen oftmals auch im Wald. Wenn man dann grad bei einem Schwertkampf oder einer Magierversammlung ist, und ,Oma Hildegard‘ mit ihrem Pfiffi spazieren geht, ist das schon komisch", sagt er. Da sie auch Kunstblut benutzen - die Schwerter sind alle aus Schaumstoff - und es für Außenstehende gefährlich und vor allem befremdlich wirkt, informiert Schmittnägel vorab die Polizei über ihre Conventions.
Vor einer Con, die meist von Freitagabend bis Sonntagmorgen geht, haben Organisatoren und Spielleitung viel zu tun: Es gilt, sich das Setting und einen groben Plot zu überlegen. "Das passiert meist in monatlichen Sitzungen per Videokonferenz, jede Spielleitung hat ihr eigenes Ressort", berichtet Schmittnägel, der für den Plot verantwortlich ist. "Ich schreibe den Hauptstrang, die Geschichte wird dann aber auch durch die anderen erweitert." Die Geschichten der Greifenschule, so nennt sich die Gruppe um Schmittnägel, spielen auf der Fantasyvorlage der Witcher-Bücher von Andrzej Sapkowski.
Währenddessen wissen die Spieler, die sich für eine Con anmelden, nur grob, was sie erwartet.
Sie müssen sich aber mit allen Einzelheiten anmelden: Ob sie Allergien haben oder eine Phobie und vor allem muss die Spielleitung die Charaktere kennen. "Auch die Figuren haben Phobien, manche haben Angst vor Drachen, andere vor Magie", so Schmittnägel. Damit ein Charakter glaubwürdig ist, müsse dieser auch Schwächen haben, um sich so mit anderen auch zu ergänzen. "Eigentlich spielst du nicht für dich, sondern für die anderen. Das ist die beste Einstellung, die man haben kann", meint der 27-Jährige. Um in die Figur einzutauchen, verwandeln sich viele der Spieler recht aufwändig:_Das reicht von Kontaktlinsen, über Elfenohren, Haarfarbe oder Silikonmasken. "Viele nähen und basteln ihre Kostüme selbst, bei manchen ist das ein jahrelanger Prozess", verrät Schmittnägel. Aber nicht nur die Spieler verwandeln sich, auch eine Kulisse bauen die Organisatoren auf. Das geschieht
am Ort selbst, bereits zwei bis drei Tage vor Con-Start wird gewerkelt, und Konstruktionen aus Dachlatten, Styropor und Folien werden aufgestellt, die reversibel abnehmbar sind. Und so wurde das Verlies der Burg Schwarzenfels jetzt nach Jahrhunderten wieder zum Leben erweckt ...
Kontakt
Wer sich für Larp (Live Action Role Playing) interessiert, dem empfiehlt Matthias Schmittnägel, sich auf Youtube Videos von einem der größten Larp-Convents, dem Drachenfest, anzuschauen, um einen "visuellen Eindruck" zu bekommen. Auf larpwiki.de werden sämtliche Fragen rund um das Live-Rollenspiel beantwortet. Wer gerne mitwirken möchte, sollte sich laut Schmittnägel eine Veranstaltung in der Nähe suchen und sich zunächst mal als Nicht-Spieler-Charakter versuchen. "Das ist günstiger, und die Ausrüstung wird einem gestellt", erklärt Schmittnägel.Infos über die Larp-Gruppe von Schmittnägel, die Greifenschule, gibt es auf deren Homepage.
larpwiki.de, greifenschule.de Julia Kreß
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