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Hausen bei Bad Kissingen
Von der Sole zum Salz
Jahrhundertelang wurde in Bad Kissingen Salz gewonnen. Anlässlich des Wassertages gab es jetzt interessante Einblicke in die Geschichte und Methodik dieses Vorgangs.
In der Unteren Saline, erbaut um 1788, wurde noch bis 1968 Salz aus der Sole des Runden Brunnens gewonnen. Foto: Sigismund von Dobschütz       -  In der Unteren Saline, erbaut um 1788, wurde noch bis 1968 Salz aus der Sole des Runden Brunnens gewonnen. Foto: Sigismund von Dobschütz
| In der Unteren Saline, erbaut um 1788, wurde noch bis 1968 Salz aus der Sole des Runden Brunnens gewonnen. Foto: Sigismund von Dobschütz
Sigismund von Dobschütz
 |  aktualisiert: 23.09.2022 14:22 Uhr

Seit der Premiere am 22. März 1993 steht der Weltwassertag alljährlich unter einem anderen Thema. Das diesjährige Motto des 30. Wassertages, "Unser Grundwasser - der unsichtbare Schatz", nutzten Stadt und Staatsbad zu thematisch passenden Aktionen und Führungen. Nach seiner Erlebnisführung "Von der Sole zum Salz" referierte Museumsführer Klaus Kistler anschließend im Museum Obere Sale über die Jahrhunderte währende Geschichte und Methodik der Salzgewinnung , ließ seine Zuhörer Sole-Proben mit unterschiedlichem Salzgehalt schmecken und präsentierte größere Salzkristalle verschiedener Herkunft.

Zur Einführung berichtete Klaus Kistler von den sieben Heilquellen Bad Kissingens, von denen man allenfalls den Schönbornsprudel als Thermalquelle bezeichnen kann, da dessen Wassertemperatur nur am Brunnen die geforderte Mindesttemperatur von 20 Grad gerade mal um ein halbes Grad übersteigt. Für die Salzgewinnung in Bad Kissingen wurde in der Neuzeit jedoch allein die Sole des 1788 entdeckten Runden Brunnens neben dem Gradierbau genutzt. In den vorangegangenen Jahrhunderten war es der Reiche Brunnen, dessen Sole - seit dem Jahr 823 urkundlich bestätigt - zur Salzgewinnung genutzt wird, weshalb Bad Kissingen als ältester Gradierstandort Europas gilt. Das salzhaltige Wasser entsprang damals einer oberirdischen Quelle, betonte Kistler, denn neuzeitliche Möglichkeiten zur Brunnenbohrung hatte man damals nicht.

Anfangs goss man zur Salzgewinnung die Sole einfach über sonnenerhitzte Steinplatten und ließ das Wasser verdampfen. Kistler: "Das war eine sehr mühselige und unergiebige Arbeit." Später kochte man die Sole in Tonkrügen auf. "Der Mensch braucht täglich zwischen drei und sechs Gramm Salz", ließ der Museumsführer die Zuhörer wissen. Je schneller die Bevölkerung anwuchs, umso mehr Salz wurde verlangt. Zum Aufkochen der Sole brauchte man Holz , weshalb die Abholzung der Wälder allmählich überhand nahm. "Im 18. Jahrhundert wurden für die Salzgewinnung in nur einem Jahr etwa 63 000 Festmeter Holz verbrannt." Neue Methoden zur Salzgewinnung wurden gesucht.

Im Jahr 1562 wurde erstmals in Deutschland am Standort Bad Kissingen ein neuartiges Lepperwerk zur Salzgewinnung eingesetzt, erzählte Kistler anhand einer großformatigen Abbildung. Über diese noch kleinen, mit Stroh gefüllten Vorläufer späterer Gradierbauten ließ man die Sole zur Verdunstung durch Sonnenhitze mehrmals tröpfeln, fing sie unten wieder auf und ließ sie erneut von oben herabtropfen. So "lepperte" sich allmählich eine immer salzhaltigere Sole zusammen. Bald ging dieser Begriff des "Lepperns" in die Umgangssprache ein. Nachteil solcher Lepperwerke war allerdings, dass das Stroh allzu schnell verfaulte und mit dem Stroh Fremdkörper in die Sole kamen und in Vielzahl mikroskopisch kleiner Kristallisationskeime die Bildung großer Salzkristalle verhindern konnten. Doch mit Lepperwerken konnte zumindest der Salzgehalt der Sole schon vor dem Sieden gesteigert werden. Das sparte Holz und Geld.

Die späteren Gradierbauten wurden nicht mehr mit Stroh, sondern mit Schwarzdornreisig gefüllt. Kistler: "Das war das ideale Füllmaterial." Das Reisig verfaulte nicht mehr und die Mineralien in der Sole konnten sich darin absetzen. Allerdings mussten diese durch starken Besatz allmählich verhärteten Reisig-Füllungen alle zehn bis 15 Jahre gegen frische ausgetauscht werden. Anschließend wurden die alten zermahlen und als Dünger genutzt. Dasselbe machte man mit dem Pfannenstein, der nach dem etwa zweiwöchigen Sudvorgang bei kontinuierlich 80 Grad Hitze als Ablagerung am Rand der Sudpfanne zurückblieb.

Einen großen Brocken eines solchen Pfannensteins ließ Kistler während seines Vortrags unter den Zuhörern herumreichen. Auch mehrere Sole-Proben mit unterschiedlichem Salzgehalt durften seine Zuhörer schmecken und sich abschließend Proben verschiedener Salze aus aller Welt von Bambus- über Kalahari- bis zu Himalaya-Salz anschauen. Das Himalya-Salz stammt keineswegs aus dem Himalaya-Gebirge, informierte Kistler, sondern aus der pakistanischen Provinz Punjab. "Aber Himalaya klingt eben besser." Keine dieser Salzarten ist reines Natriumchlorid, sondern jede in ihrer Zusammensetzung einzigartig. "Niemand kauft reines Salz." Denn je nach Herkunftsregion haben sich unterschiedliche Mineralien darin abgelagert.

 
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