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Münnerstadt
Von Bienenzucht bis Fußbalfans im Kongo
Zwei Augustiner-Brüder berichteten von ihrer Reise durch den Kongo
Die beiden Augustiner-Brüder Marcel Holzheimer (links) und Peter Reinl  (rechts) bereisten zwei Wochen lang die Demokratische Republik Kongo und  besuchten Missionsprojekte ihres Ordens. Zahlreichen Zuhörern schilderten  sie in der Alten Aula ihre Eindrücke.  Dieter Britz       -  Die beiden Augustiner-Brüder Marcel Holzheimer (links) und Peter Reinl  (rechts) bereisten zwei Wochen lang die Demokratische Republik Kongo und  besuchten Missionsprojekte ihres Ordens. Zahlreichen Zuhörern schilderten  sie in der Alten Aula ihre Eindrücke.  Dieter Britz
| Die beiden Augustiner-Brüder Marcel Holzheimer (links) und Peter Reinl (rechts) bereisten zwei Wochen lang die Demokratische Republik Kongo und besuchten Missionsprojekte ihres Ordens.
Dieter Britz
 |  aktualisiert: 18.08.2022 15:15 Uhr

Die Stadt Dungu im Nordosten der Demokratischen Republik Kongo ist von Münnerstadt 8270 Straßen-Kilometer entfernt. Die reine Fahrzeit per Auto beträgt laut Google-Maps 130 Stunden, vorausgesetzt die Straßen sind frei und nicht wegen Kriegen unpassierbar. Die beiden Augustiner-Brüder Marcel Holzheimer und Peter Reinl aus Würzburg, die in der einen oder anderen Form mit den Missions-Projekten ihres Ordens zu tun haben, bereisten zwei Wochen lang das riesige Land, um sich selbst ein Bild zu machen, was hier geleistet wird. Sie wollten im Rahmen dieser Kontaktpflege erfahren, welche Projekte sinnvoll sind und wo geholfen werden kann.

Die beiden Augustiner-Brüder schilderten in der Alten Aula in Münnerstadt ihre Eindrücke, die sie bei ihrer gerade erst beendeten Reise von der Hauptstadt Kinshasa bis in den weit entfernten Nordosten des Landes gewonnen hatten. Zunächst: Während andere Teile des Kontinents von Wüste und Wassermangel geprägt sind, ist der Kongo grün. Das Bild wird beim Flug über das Land von Wald bestimmt. Das Land ist außerdem sehr reich an Rohstoffen aller Art - ideale Voraussetzungen also, dass es der Bevölkerung gut geht und dass Bildungs- und Gesundheitswesen gut ausgebaut sind.

Doch das Land war seit 1885 belgische Kolonie. "Der Kongo wurde vom belgischen König und vom Staat ohne Rücksicht ausgebeutet, daran leidet das Land bis heute", betonte Bruder Marcel. Auch nach der Unabhängigkeit im Jahr 1960 blieb es dabei, dass der Reichtum des Landes nur einer kleinen Oberschicht zufloss. Das Geld kommt bei der Bevölkerung noch immer nicht an. Sie blieb arm, ohne Bildung, ohne medizinische Versorgung. Nur die Umweltverschmutzung durch die nicht beendete Ausbeutung spüren die Menschen stark.

Kathastrophale Infrastruktur

Dazu kamen zwei Kriege im Land, Provinzen wollten sich abspalten. "Die Infrastruktur ist eine Katastrophe", brachte Bruder Peter die Zustände auf den Punkt. Belgische Augustiner-Mönche waren schon zu Kolonialzeiten im Land. Deutsche Augustiner sind seit 1972 im Kongo. Bessere Bildung und medizinische Versorgung der Menschen sowie die Seelsorge sind ihr Anliegen. Rund 50 Prozent der geschätzt rund 80 Millionen Einwohner bekennen sich zum katholischen Glauben.

Bruder Marcel und Bruder Peter besuchten eine Reihe von Orten zwischen der Hauptstadt Kinshasa und dem Nordosten, in denen die Augustiner tätig sind. Dabei gab es sehr große Distanzen zu überwinden, denn der Kongo hat mit knapp 2,3 Millionen Quadratkilometern Fläche die 6,5-fache Größe von Deutschland und die Straßenverhältnisse sind miserabel. Manche Orte waren über Straßen gar nicht erreichbar. In der Ortschaft Poko zum Beispiel gibt es ein AIDS-Projekt. Untersuchungen haben ergeben, dass 15 bis 18 Prozent der Frauen und Männer infiziert sind. Sie werden psychologisch darauf vorbereitet, mit der Krankheit zu leben und bekommen auch die notwendigen Medikamente. Die Geburtenrate ist hoch. 12- oder 13-jährige Mütter sind hoffnungslos überfordert.

In Amadi unterhält der Orden eine Schule. Dort gibt es auch die "Association Dynamiques Femmes", eine Frauen-Selbsthilfeorganisation. "Viele Männer sind ein Totalausfall, wenn‘s um Projekte geht. Frauen leben zu 100 Prozent für die Familie, wenn sie etwas erwirtschaften. Männer brauchen was zum Protzen, zum Beispiel ein Fahrrad", sagte dazu Bruder Peter. In diesem abgelegenen Ort mit 5000 Einwohnern haben die Augustiner ein Bienenzucht-Projekt ins Leben gerufen, "denn mit acht bis zwölf Völkern kannst du deine Familie ernähren."

Fußballfans im Busch

In Ndendule besuchten die beiden Ordensbrüder Pater Ferdinand. "Wenn der mit seinem Unimog durch den Busch prescht, ist er in seinem Element" , erzählten sie, "bei der Reise durch den Busch mussten wir manchmal mit Machete und Motorsäge die Wege freimachen." In Dungu unterhält der Orden ein kleines Internat. Der Zustand der Schule ist aber erbärmlich, da beim Bau zu wenig Zement verwendet wurde. Die Schüler sind Fußballfans: "Die Welt eines Messi oder Ronaldo dringt bis in den letzten Winkel vor."

Bruder Marcel Holzheimer ist in Reichenbach aufgewachsen. Der 31-Jährige gehört dem Augustinerorden seit 2007 an. Von 2009 bis 2015 studierte Holzheimer Theologie in Würzburg, Valladolid (Spanien) und Jerusalem. In Würzburg arbeitet er in der Pastoral und im Missionswerk mit. Außerdem ist er Lehrbeauftragter an der theologischen Fakultät der Universität Würzburg. Am 30. Juni dieses Jahres weihte ihn Bischof Dr. Franz Jung zum Diakon.

Bruder Peter Reinl ist 51 Jahre alt und stammt aus Niederwerrn. Seit 1995 gehört er dem Augustinerorden an. Vor seiner Berufung war er Bankkaufmann und anschließend studierte er Theologie. Später arbeitete er an der Universität in Fribourg in der Schweiz als Assistent für Neues Testament . Seit 2003 ist er in Würzburg, seit 2004 ist er unter anderem für die Finanzen des Missionswerks zuständig.

 
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