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Bad Brückenau
Von Bad Brückenau nach Afghanistan: Wie Hilfsgüter in den Mittleren Osten kommen
Seit 40 Jahren gibt es den Handarbeitskreis der evangelischen Kirchengemeinde Bad Brückenau. Die Handarbeiten und weitere Sachspenden gehen nach Afghanistan. Warum das auch trotz der Machtübernahme der Taliban möglich ist.
Winter in Afghanistan: Ein Mädchen trägt Brote auf dem Kopf, während es durch den Schnee geht. Das Bild entstand am 8. Februar dieses Jahres in Kabul, der Hauptstadt Afghanistans. Foto: Hussein Malla/AP/dpa       -  Winter in Afghanistan: Ein Mädchen trägt Brote auf dem Kopf, während es durch den Schnee geht. Das Bild entstand am 8. Februar dieses Jahres in Kabul, der Hauptstadt Afghanistans. Foto: Hussein Malla/AP/dpa
| Winter in Afghanistan: Ein Mädchen trägt Brote auf dem Kopf, während es durch den Schnee geht. Das Bild entstand am 8. Februar dieses Jahres in Kabul, der Hauptstadt Afghanistans. Foto: Hussein Malla/AP/dpa
Rebecca Vogt
 |  aktualisiert: 16.08.2022 21:15 Uhr

Über eine Treppe geht es hinauf in den ersten Stock, dann linker Hand wieder ein paar Stufen hinab und schließlich in einen Raum. Dort stapelt sich Paket über Paket. Die Kartons und ihr Inhalt sind das Ergebnis eines Aufrufs des Handarbeitskreises der evangelischen Kirchengemeinde Bad Brückenau : Die Wolle wurde langsam knapp. Mechthild von Czettritz, Organisatorin des Handarbeitskreises, freut sich über den Rücklauf und richtet ein herzliches Dankeschön an alle, die etwas beigesteuert haben.

Nach wie vor besteht die Möglichkeit, Wolle an der Friedenskirche abzugeben. Diese wird nach und nach verarbeitet. Aus den Wollresten fertigen die Mitglieder des Handarbeitskreises unter anderem bunte Decken oder zum Beispiel auch kleine Püppchen für Kinder. Die fertigen Handarbeiten gehen dann an hilfsbedürftige Menschen in Afghanistan. Für den nächsten Hilfstransport dorthin werden weiterhin auch Gehhilfen, Rollatoren und Rollstühle gesucht.

Machtübernahme der Taliban in Afghanistan

Im August 2021 übernahmen in Afghanistan die Taliban die Macht. Vom Kabuler Flughafen erreichten damals dramatische Bilder und Videos die Welt. Inzwischen ist Afghanistan als Thema in der Berichterstattung hierzulande wieder seltener zu finden. Im Fernsehen seien Beiträge meist erst spätabends oder nachts zu sehen, sagt von Czettritz zum Beispiel. Auf die Frage, ob Hilfstransporte in das Land nach dem Machtwechsel überhaupt noch möglich seien, sagt sie trocken: "Auch die Taliban brauchen Prothesen."

Dazu muss man wissen, dass der Bad Brückenauer Handarbeitskreis seine Decken und weiteren Handarbeiten sowie die Gehhilfen und Rollstühle an den gemeinnützigen Verein "Empor" weitergibt, über den die Sachen dann in das Land im Mittleren Osten kommen. Gegründet wurde der Verein federführend von einem Orthopädietechniker aus Afghanistan, der in Deutschland seine Ausbildung gemacht hat: Wali Nawabi.

"Empor unterstützt den zivilen Wiederaufbau in Afghanistan", steht auf der Website des Vereins ( afghanempor.com ) zu lesen. Und weiter: "Schwerpunkt ist die Versorgung von Minenopfern und Behinderten mit orthopädischen Hilfsmitteln sowie die Einrichtung von orthopädischen Werkstätten." Unterstützt wird der Verein dabei unter anderem vom Büro für Rückkehrhilfen des Sozialreferats der Landeshauptstadt München. Mit der dortigen Ansprechpartnerin, Sylvia Glaser, steht von Czettritz in Kontakt.

So kommen die Hilfsgüter nach Kabul

Glaser engagiert sich auch privat für "Empor". Aktuell ist der nächste Hilfstransport nach Afghanistan in der Planungsphase, wie sie berichtet. Unter anderem warte man hierbei noch auf die Freigabe von Geldern des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Gefördert wird der Transport zudem von "Engagement Global", einer gemeinnützigen deutschen GmbH. Diese wählt auch die Spedition für den Transport aus, wie Glaser erklärt.

"Empor" erhält dann einen Termin, um den Container für den Transport zu beladen. Dieser wird anschließend vom Container-Bahnhof in München aus bis in den Norden Afghanistans gebracht. "Bis dorthin gibt es Schienen." Dann geht es per Lkw weiter nach Kabul. "Wir stehen dort mit Herrn Nawabi in engem Kontakt", berichtet Glaser. Er habe schon vor Monaten signalisiert, dass der Hilfstransport kein Problem sein werde. Auch der Taliban-Regierung sei orthopädische Hilfe wichtig. "Wir sind guter Dinge, dass der Container sicher ankommt."

Die Hilfe in Afghanistan sei "absolut notwendig", unterstreicht Glaser. "Es gibt dort ganz viele Menschen, die einfach mittellos sind. Und gerade Menschen mit Behinderungen oder Verletzungen können sich medizinische Versorgung nicht leisten." Auch die Decken und weiteren Arbeiten des Handarbeitskreises würden gebraucht. "Das ist eine total tolle Unterstützung. Die Sachen sind bei den Menschen in Afghanistan immer sehr gut angekommen."

 
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