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Münnerstadt
Vom Tanzmädchen zur Spielleiterin
Anneliese Albert hat in mehr als 50 Jahren verschiedene Rollen bei der "Schutzfrau von Münnerstadt verkörpert.
Klara Müller und Anneliese Albert als Appolone und Ottilia nach der Aufführung des Heimatspiels im Jahr 1966.  Foto: Gerhard Fuhrmann       -  Klara Müller und Anneliese Albert als Appolone und Ottilia nach der Aufführung des Heimatspiels im Jahr 1966.  Foto: Gerhard Fuhrmann
| Klara Müller und Anneliese Albert als Appolone und Ottilia nach der Aufführung des Heimatspiels im Jahr 1966. Foto: Gerhard Fuhrmann
Thomas Malz
 |  aktualisiert: 19.08.2022 22:25 Uhr
Kein Zweifel: Das ich doch Anneliese Albert, die damals noch Schmitt hieß. Das Foto entstand vor 50 Jahren nach dem dritten Spieltag des Heimatspiels "Die Schutzfrau von Münnerstadt" und war in der Zeitung abgebildet. Neben der Ottilia ist Klara Müller, geborene Kaidel, als Appolone zu sehen. "Wir haben beide die Ottilia und die Appolone gespielt, dadurch hatten wir immer eine besondere Verbindung gehabt", sagt Anneliese Albert. Wenn am 28. August das erste Heimatspiel der Saison über die Bühne geht, wird sie auch wieder dabei sein. Sie übernimmt die wichtige Wink-Regie.
Schon ein Jahr bevor das Foto entstand, hatte Anneliese Albert als Ottilia auf der Bühne gestanden. Die Rolle geteilt hat sie sich damals mit Brigitte Vogel. "Wir sind entdeckt worden, als wir Antigone von Sophokles im Gymnasium aufgeführt haben", erinnert sie sich. Das war im Jahr 1963. Schon als Achtjährige war sie als Tanzmädchen beim Heimatspiel aufgetreten. Und nun sollte sie eine Hauptrolle übernehmen. "Es war der Traum jedes Mädchens in der Stadt, die Ottilia zu spielen", sagt Anneliese Albert. Für sie ging der Traum in Erfüllung.


Viel Lob für die Darstellerin

Aber zuvor war Proben angesagt. Alfred Neumann, Spielleiter und 2. Bürgermeister, nahm sie damals unter seine Fittiche. Im Foyer des Obergeschosses im Rathaus wurde geprobt, bis der kritische Neumann zufrieden war. Dorothea Hanshans, frühere Darstellerin und seit vielen Jahren Souffleuse beim Heimatspiel kann sich noch gut daran erinnern, dass Alfred Neumann später einmal gesagt hat, Anneliese Schmitt sei die beste Ottilia-Darstellerin gewesen. "Sie war eine Super-Ottilia", pflichtet Dorothea Hanshans bei. Ein ebenfalls hervorragender Darsteller an Anneliese Schmitts Seite war schon damals Bruno Eckert als Michel Stapf. Seit vielen Jahren ist er Vorsitzender der Heimatspielgemeinde und einziger Darsteller des Baltzer Dietmar.


Andere Zeiten, andere Sitten

Aber alles hat seine Zeit und damals herrschten noch etwas andere Sitten und Gebräuche. Im Jahr 1970 stand Anneliese Schmitt letztmalig als Ottilia auf der Bühne. Der Grund: Sie heiratete im Herbst dieses Jahres Eugen Albert. "Ich musste aufhören, weil ich als Verheiratete nicht mehr das Jungfräulein Ottilia sein konnte", sagt Anneliese Albert. Diese Regelungen hat man später aufgehoben. Bis zum Herbst 1970 hatten sie übrigens nicht gewartet, damit die im Sommer noch einmal auftreten kann, versichern die Beiden. Der Grund war, dass sie im Herbst eine gemeinsame Wohnung bekamen.


Zum Studium nach Würzburg

Aber mit dem Heimatspiel war sowieso erst einmal Schluss, weil Anneliese und Eugen Albert zum Studium gingen. 1973 kehrten sie wieder zurück. Es dauerte aber noch ein wenig, bis Anneliese Albert auch wieder zurück zum Heimatspiel fand. Diesmal war es Eugen Albert, der von der Heimatspielgemeinde angesprochen wurde, ob er nicht den Anführer der Althäuser Gruppe spielen möchte. Das war im Jahr 1978 und fortan flüchtete sich die ganze Familie alljährlich vor den Schweden in das rettende Münnerstadt. Noch heute spielt Eugen Albert den Anführer im Wechsel mit seinem Sohn Andreas.
30 Jahre nachdem sie erstmals als Ottilia auf der Bühne gestanden hatte, kehrte Anneliese Albert dann im Jahr 1995 als Appolone, die Frau des Oberbürgermeisters Hans Vait, zurück. Sie wechselte sich fortan mit Brunhilde Halboth ab. 2012 mimte sie letztmalig die Appolone. Inzwischen hatte sie auch das Amt der Spielleiterin übernommen, das sie im letzten Jahr aus gesundheitlichen Gründen aber wieder abgab. Dem Heimatspiel bleibt sie weiter treu, sie zeichnet für die Wink-Regie verantwortlich, gibt den Gruppen die Zeichen für ihren Einsatz und koordiniert auch die Kanonenschüsse. Mehrfach hat sie in den letzten Jahren auch neue Darsteller angelernt.
Nach so vielen Jahren kann Anneliese Albert natürlich viele Geschichten erzählen. In Erinnerung geblieben ist ihr, dass einmal trotz einsetzendem Regens das Spiel nicht abgebrochen wurde. Damals trugen die Darsteller noch Haarteile, die sich immer mehr voll Wasser sogen. "Da hatte ich einen richtig schweren Kopf", erinnert sich Anneliese Albert. Ihr Stehkragen kippte um und die roten Jacken der Stadtdknechte färbten auf die weißen Hemden ab.


Blumentopf auf Michel Stapf

Einmal, so kann sie sich erinnern, fiel ein Blumentopf vom Tor, auf dem die Maria erscheint, auf den "tödlich verwundeten" Michel Stapf. Die Rüstung hat wohl Schlimmeres verhindert. Ein anderes Mal, als sie als Appolone auf der Bühne stand, wurde der Ottilia richtig schlecht, sie drohte umzukippen. Mitten im Spiel, ohne dass unbedarfte Zuschauer etwas merkten, besorgte sie sich von einer Darstellerin Traubenzucker und verabreichte diesen der Ottilia-Darstellerin, als sie gemäß ihrer Rolle am Boden lag. Ihr ging es sofort wieder besser.
Eugen Albert erinnert sich daran, dass Bischof Friedhelm Hofmann, den er zum Heimatspiel eingeladen hatte, danach gesagt hat: "Das Spiel ist wie ein Gebet." Gerne hätte der frühere Bürgermeister die Rolle des Hans Vait übernommen, um gemeinsam mit Ehefrau Anneliese als Oberbürgermeisterpaar auf der Bühne zu stehen, aber das war ihm nicht vergönnt. Nur einmal stellte er den Hans Vait beim Rakoczyfest in Bad Kissingen dar.


Die nächsten Kapitel

Unendlich viele Geschichten gibt es vom Heimatspiel, das ja bereits im Jahr 1927 uraufgeführt wurde. Am 28. August sowie am 4. und 11. September, werden die nächsten Kapitel geschrieben.
 
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