Hammelburg Volleys – VC Gotha 3:2 (21:25, 25:23, 24:26, 25:21, 15:7).
Einen Schritt vor dem Abgrund standen die Hammelburg Volleys. Und verloren die Balance. Trotz Tiebreak-Sieg ist nach acht fantastischen Jahren der sportliche Abstieg aus der 2. Bundesliga traurige Wirklichkeit geworden. Mit unterfränkischem Trotz reagierte das Publikum, feierte die Spieler mit Sprechchören und noch mehr Applaus. Gegen starke und nichts abschenkende Gothaer hatte die Mannschaft eine gute Leistung gezeigt. Hatte aber auch all das geboten, weswegen man in dieser lange mehr als ordentlich gelaufenen Saison in die Bredouille geraten war. Von den letzten sieben Spielen gewannen die Saalestädter nur gegen die jungen Friedrichshafener, brockten sich damit den Schlamassel am finalen Spieltag selbst ein.
„Wir können keine Führung verwalten. Das war ein Spiegelbild der Saison. Wir starten oft gut, um den Satz doch aus der Hand zu geben“, analysierte Trainer Philipp Fischer. Die eh schon miese Ausgangsposition verschlechterten die Hammelburger jedenfalls mit dem verlorenen Auftaktsatz nach einer 8:3-Führung, dem ein 4:11-Lauf folgte, von dem sich die Volleys nicht mehr erholen sollten. Zu konsequent verrichteten die Thüringer um ihre beiden Riesen Felix Lesche (2,13) James Jackson (2,03) ihren Job.
Die Zeit für ein Wunder war damit gekommen. Und es kam, als keiner mehr damit rechnete: beim 20:23-Rückstand. Wieder hatte man einen Top-Start (4:0) mit einer 6:14-Serie fast fahrlässig pulverisiert. Vor allem Branko Damjanovic drehte in der Crunch-Time auf, brachte die Fans zum Kochen, die den Satzgewinn durch den Punkt von Mittelblocker Nils Rehmeier wie eine Meisterschaft feierten. Alles war wieder offen im Fernduell mit dem GSVE Delitzsch, der in Schwaig überraschend den ersten Satz gewonnen, den zweiten aber verloren hatte.
Das Schauspiel nimmt Fahrt auf
Das Schauspiel nahm im dritten Satz Fahrt auf ab dem 20:20. Just zu diesem Zeitpunkt hatten die Schwaiger ihre Hausaufgaben erledigt mit der 2:1-Führung nach Sätzen. Hammelburg musste „nur“ noch nachziehen. Den ersten Satzball für den VC Gotha wehrte Moritz Rauber ab, dann aber sorgten die Gäste mit zwei Punkten für eine Stille in der Halle, die es so in den vergangenen acht Zweitliga-Jahren nicht gegeben hatte.
Hallensprecher Olly Wendt, mit Frank Jansen einer der beiden Team-Manager der Volleys, meldete sich zu Wort, informierte, dass es in Sachen Klassenerhalt noch ein Hintertürchen gäbe in Form eines Aufstiegs-Verzichtes eines Drittligisten. Doch jetzt wird es skurril: Der Abgesang der Volleys erfolgte in diesem Moment zu früh. Fußball sei keine Mathematik hatte einst Bayern München-Vorstandschef Karlheinz Rummenigge seinem Trainer (und ehemaligen Mathe-Lehrer) Ottmar Hitzfeld vorgeworfen. Volleyball war an diesem Abend allerdings auch ein Spiel der Zahlen: samt Rechenfehler.
Zwei Punkte Rückstand hatten die Hammelburger vor dem finalen Spieltag auf den GSVE Delitzsch. Zwei Punkte gibt es für einen Tiebreak-Sieg, den die Saalestädter schließlich auch erreichten. Wären die Sachsen im Mittelfränkischen komplett leer ausgegangen, mit einem 1:3 beispielsweise, wäre man punktgleich mit dem Rivalen gewesen – aber Hammelburg hätte die Mehrzahl der Saisonsiege auf seiner Seite gehabt.
„Ich wollte das Spiel einfach gewinnen, egal was ist“, sagte später Trainer Fischer. Und die Mannschaft lieferte. Vielleicht auch, weil der Druck weg, der Abstieg – scheinbar - beschlossene Sache war. Besser gerechnet wurde wahrscheinlich bei den Delitzschern, die den vierten Satz hauchdünn mit 26:24 in Schwaig gewannen. Mit dem Erreichen des Tiebreaks hatten die Sachsen den entscheidenden Punkt im Sack, der in der Endabrechnung den Ausschlag geben sollte. Dass das Spiel in fünf Sätzen verloren wurde, spielte aus Delitzscher Sicht keine Rolle mehr. Vom Zweipunkte-Vorsprung auf Hammelburg war einer übrig geblieben, und der reichte.
Die Schuld gilt es nur bei sich zu suchen
Ja, hätte der SV Schwaig mit 3:1 gegen Delitzsch gewonnen, wären die Hammelburger immer noch Zweitligist. Aber die Schuld bei den fränkischen Kollegen werden die Saalestädter nicht suchen, denen ein 3:1-Sieg über Gotha schon zum Klassenerhalt genügt hätte mit dann drei Punkten mehr. „Wir wollen schnellstmöglich schauen, wie es weitergeht. Ich hatte geplant, nächste Saison hier Zweitliga-Trainer zu sein. Wir wollen einen Antrag auf Ligaverbleib stellen und werden sehen, ob dem stattgegeben wird“, bleibt der Trainer kämpferisch. Ohne Zweitliga-Volleyball würde der Stadt, aber auch dem Landkreis ein sportliches Aushängeschild fehlen.