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Westheim
Wie naturnahe Gärten Vögeln Lebensraum bieten
Blühende Büsche und Kräuter locken Insekten an. 15 Gärten wurden für ihre vogelfreundliche Gestaltung ausgezeichnet. Doch was steckt hinter dieser Auszeichnung und wie sieht ein solches Paradies aus?
Gruppenbild aller Gartenbesitzer, deren Gärten ausgezeichnet wurden, mit den Jurymitgliedern des LBV (blaue T-Shirts) und den Ehrengästen.       -  Gruppenbild aller Gartenbesitzer, deren Gärten ausgezeichnet wurden, mit den Jurymitgliedern des LBV (blaue T-Shirts) und den Ehrengästen.
Foto: Marion Eckert | Gruppenbild aller Gartenbesitzer, deren Gärten ausgezeichnet wurden, mit den Jurymitgliedern des LBV (blaue T-Shirts) und den Ehrengästen.
Marion Eckert
 |  aktualisiert: 17.09.2024 02:41 Uhr

13 Gartenbesitzer in Westheim und zwei aus Aura dürfen ihre Gärten ab sofort mit der Plakette „Vogelfreundlicher Garten“ schmücken. Der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) und das Bayerische Artenschutzzentrum im Landesamt für Umwelt (LfU) zeichnen bereits im dritten Jahr in Folge private Gärten aus, die Vögeln und Insekten einen wertvollen Lebensraum bieten. Auf Einladung des Gartenbauvereins Westheim schwärmten die Jurymitglieder des LBV aus, um die vogelfreundlichen Paradiese zu prämieren.

Duftende Kräuter im Vorgarten

Einer der ausgezeichneten Gärten gehört Monika Horcher . Schon von der Straße aus erkannten die Gartenjuroren Gregor Schmidt und Elke Schindhelm, dass es sich um ein wahres Paradies für Insekten und Vögel handelt. Hochgewachsene Büsche und Bäume, duftende Kräuter und sonnenhungrige Gemüsepflanzen in Kübeln an der Hauswand prägen das Bild. Es summt und brummt im Vorgarten.

Struktur und Vielfalt prägen den Garten von Monika Horcher.       -  Struktur und Vielfalt prägen den Garten von Monika Horcher.
Foto: Marion Eckert | Struktur und Vielfalt prägen den Garten von Monika Horcher.

Der 650 Quadratmeter große Garten, inklusive eines Lärmschutzwalls, den sie und ihr Mann 1995 von Fichten befreiten und mit Vogelschutzgehölzen wie Holunder, Haselnuss, Kornelkirsche und Heckenrose bepflanzten, bietet heute eine gemütliche und wohnliche Atmosphäre. „Bei uns darf viel wachsen“, fasst Horcher ihre Gartenphilosophie zusammen.

Der Garten hat sich in fast 30 Jahren zu einem Refugium entwickelt, in dem sich zahlreiche Pflanzen, Insekten und Vögel angesiedelt haben. Wespen nisten selbstverständlich an der Hauswand. „Die tun doch nichts“, meint Horcher gelassen.

Ein Paradies für Insekten und Vögel.       -  Ein Paradies für Insekten und Vögel.
Foto: Marion Eckert | Ein Paradies für Insekten und Vögel.

Es blüht rund ums Gartenjahr

Obstbäume, Hecken, Hochbeete für Kräuter und Gemüse, Trockenmauern, ein offener Reisighaufen, marder- und elstersichere Nistkästen, ein Fütterungsautomat mit Sonnenblumenkernen und eine Wasserstelle mit einem dicken Ast, damit kein Tier darin ertrinken muss – besser könnte es die Tier- und Pflanzenwelt kaum treffen.

Mit diesem Vorbau ist ein Vogelnistkasten sicher. Mader oder Elstern können in dem Nest nicht räubern.       -  Mit diesem Vorbau ist ein Vogelnistkasten sicher. Mader oder Elstern können in dem Nest nicht räubern.
Foto: Marion Eckert | Mit diesem Vorbau ist ein Vogelnistkasten sicher. Mader oder Elstern können in dem Nest nicht räubern.

Die Kriterien für einen vogelfreundlichen Garten erfüllt Monika Horcher spielend. „Bei uns blüht immer was. Vom Frühjahr bis zum Herbst“, erklärt sie.

Unterschlupfmöglichkeiten für Insekten gibt es reichlich.       -  Unterschlupfmöglichkeiten für Insekten gibt es reichlich.
Foto: Marion Eckert | Unterschlupfmöglichkeiten für Insekten gibt es reichlich.

Monika Horcher und ihr Mann haben ihren Garten so angelegt, dass er möglichst naturnah ist. Ein angenehmer Nebeneffekt ist der geringere Arbeitsaufwand. „Wir müssen nicht gießen und wöchentlich Rasen mähen.“

Futter und Unterschlupf

Den Vogelkundlern gefällt diese Philosophie. Gregor Schmidt hakt ein Kriterium nach dem anderen auf dem Prüfungsbogen ab. Um vom LBV als vogelfreundlicher Garten ausgezeichnet zu werden, müssen einige Vorgaben erfüllt sein: Futter- und Unterschlupfmöglichkeiten für Vögel, ausreichend Nistmaterial und eine wilde Gartenecke.

Die Bewertung für Monika Horchers Gartenparadies fällt positiv aus. Sie kann sich über die Plakette 'Vogelfreundlicher Garten' des LBV freuen.       -  Die Bewertung für Monika Horchers Gartenparadies fällt positiv aus. Sie kann sich über die Plakette 'Vogelfreundlicher Garten' des LBV freuen.
Foto: Marion Eckert | Die Bewertung für Monika Horchers Gartenparadies fällt positiv aus. Sie kann sich über die Plakette "Vogelfreundlicher Garten" des LBV freuen.

Absolute Tabus für einen naturnahen vogelfreundlichen Garten sind der Einsatz von Pestiziden, inklusive Leimringen und Pheromonfallen, Mährobotern, Laubsaugern oder Laubbläsern sowie unnötige Versiegelungen, Pflanzflächen mit Unkrautvlies und Kies und die flächige Verwendung von Rindenmulch und Hackschnitzeln. 

Naturschutz beginnt vor der eigenen Tür

Den Aktiven beim LBV geht es jedoch nicht um Verbote, sondern darum, positive Beispiele auszuzeichnen und deren Vorbildfunktion zu stärken. „Mit der Plakette wollen wir ein Umdenken in Gang setzen und die Akzeptanz für etwas mehr Wildnis vor der eigenen Haustür erhöhen. Sie soll auch andere Gärtner anregen und ermutigen, ihre Gärten ebenfalls in vogelfreundliche Naturparadiese zu verwandeln“, betont Anke Brüchert vom LBV. Denn Naturschutz beginne vor der eigenen Haustüre im eigenen Garten oder auf dem Balkon.

Kreative und künstlerische Ideen für den Garten gab es auch zu sehen.       -  Kreative und künstlerische Ideen für den Garten gab es auch zu sehen.
Foto: Marion Eckert | Kreative und künstlerische Ideen für den Garten gab es auch zu sehen.

Wer seinen Garten in ein solches Paradies für Mensch und Tier umwandeln möchte, kann mit kleinen Dingen beginnen, erklärt Gregor Schmidt. Wichtig sei es, die Insektenvielfalt zu fördern, da Unterschlupf und Nahrung die wichtigsten Punkte seien. Schmidt empfiehlt eine wilde Ecke, in der die Natur Natur sein darf, und den Rasen nicht komplett kurzzuhalten, sondern einigen Bereichen auch mal wachsen zu lassen.  

Die Freude am Garten

Wichtig ist den LBV-Aktiven, dass die Gartenfreunde auch weiterhin Freude an ihrem Garten haben. „Garten für Mensch und Natur“, nennt es eines der Jurymitglieder. Wer sich mit dem Thema befasse und offen sei, mehr Natur in den Garten zu lassen, finde sicherlich schnell Freude an den neuen Gartenbesuchern, die dann nicht lange auf sich warten lassen.

Einen typischen Bauerngarten bewirtschaftet Christian Volpert.       -  Einen typischen Bauerngarten bewirtschaftet Christian Volpert.
Foto: Marion Eckert | Einen typischen Bauerngarten bewirtschaftet Christian Volpert.

Christian Volpert gerät ins Schwärmen, wenn er über seinen Garten spricht. Er hat einen Bauerngarten mit Gemüse und eine Streuobstwiese mit altem Baumbestand, einem Steinlese- und Totholzhaufen. „In der Natur ist es am schönsten, wenn ich in meiner Hängematte liege und den Vogelgesang höre.“

Ein Ruheplatz auf der Streuobstwiese.       -  Ein Ruheplatz auf der Streuobstwiese.
Foto: Marion Eckert | Ein Ruheplatz auf der Streuobstwiese.

Staatlich geförderte Unordnung

„Ein Lob auf die Unordnung“, nannte es Anke Brüchert. Wer eine Plakette mit nach Hause nehme, könne sogar sagen: „Diese Unordnung ist staatlich gefördert und erwünscht.“ Dass naturnahe Gärten die neue Mode sind und Schottergärten verpönt und aus der Mode kommen, wünscht sich Brüchert.

Auch Elisabeth Assmann, die in ihrer Funktion als zweite Bürgermeisterin der Stadt Hammelburg zugegen war, sprach über die Schottergärten, die auch als „Gärten des Grauens“ bekannt sind. „Wenn keine Insekten im Garten sind, sind keine Vögel da.“ Diese vogelfreundlichen Gärten seien „Oasen der Artenvielfalt“ und wichtige Trittsteine, so die LBV-Kreisvorsitzende Martina Faber. Landrat Bold hob den Wert naturnaher Gärten hervor und sprach sich gegen eine ausgeräumte Feldflur aus.

Lobende Worte und Dank an die Gartenbesitzer gab es bei der abschließenden Verleihung der Plaketten. Das Bild zeigt von links: Landrat Thomas Bold, Martina Faber (Vorsitzende LBV-Kreisgruppe Bad Kissingen), Elisabeth Assmann (zweite Bürgermeisterin der Stadt Hammelburg), Anke Brüchert (LBV, Hilpoltstein), Ursula Wiegel (Vorsitzende Gartenbauverein Westheim).       -  Lobende Worte und Dank an die Gartenbesitzer gab es bei der abschließenden Verleihung der Plaketten. Das Bild zeigt von links: Landrat Thomas Bold, Martina Faber (Vorsitzende LBV-Kreisgruppe Bad Kissingen), Elisabeth Assmann (zweite Bürgermeisterin der Stadt Hammelburg), Anke Brüchert (LBV, Hilpoltstein), Ursula Wiegel (Vorsitzende Gartenbauverein Westheim).
Foto: Marion Eckert | Lobende Worte und Dank an die Gartenbesitzer gab es bei der abschließenden Verleihung der Plaketten. Das Bild zeigt von links: Landrat Thomas Bold, Martina Faber (Vorsitzende LBV-Kreisgruppe Bad Kissingen), Elisabeth ...

Ursula Wiegel, die Vorsitzende des Gartenbauvereins Westheim, dankte den Gartenbesitzern und freute sich, dass der Vortrag vom Januar über vogelfreundliche Gärten, den Thomas Weimer hielt, so großen Anklang fand und diese Veranstaltung nach sich zog.

Gruppenbild aller Gartenbesitzer, deren Gärten ausgezeichnet wurden, mit den Jurymitgliedern des LBV (blaue T-Shirts) und den Ehrengästen.       -  Gruppenbild aller Gartenbesitzer, deren Gärten ausgezeichnet wurden, mit den Jurymitgliedern des LBV (blaue T-Shirts) und den Ehrengästen.
Foto: Marion Eckert | Gruppenbild aller Gartenbesitzer, deren Gärten ausgezeichnet wurden, mit den Jurymitgliedern des LBV (blaue T-Shirts) und den Ehrengästen.

Die Auszeichnung erhielten folgende Gärten: Familie Schultheis, Familie Schmitt, Familie von Postel, Familie Schaub, Familie Wiegel, Familie Cimander, Familie Binder, Familie Herrmann, Familie Dörfler, Familie Röhrl, Familie Holzinger, Familie Erm/Horcher, Volpert junior und senior sowie Familie Eisenmann/Kaiser.

Mehr Informationen und die Anmeldung zur Auszeichnung des eigenen Gartens als vogelfreundlicher Garten gibt es hier: LBV - Vogelfreundlicher Garten.

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Besichtigung des Gartens von Monika Horcher durch zwei Mitglieder der Gartenjury des LBV.       -  Besichtigung des Gartens von Monika Horcher durch zwei Mitglieder der Gartenjury des LBV.
Foto: Marion Eckert | Besichtigung des Gartens von Monika Horcher durch zwei Mitglieder der Gartenjury des LBV.
 
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