
13 Gartenbesitzer in Westheim und zwei aus Aura dürfen ihre Gärten ab sofort mit der Plakette „Vogelfreundlicher Garten“ schmücken. Der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) und das Bayerische Artenschutzzentrum im Landesamt für Umwelt (LfU) zeichnen bereits im dritten Jahr in Folge private Gärten aus, die Vögeln und Insekten einen wertvollen Lebensraum bieten. Auf Einladung des Gartenbauvereins Westheim schwärmten die Jurymitglieder des LBV aus, um die vogelfreundlichen Paradiese zu prämieren.
Duftende Kräuter im Vorgarten
Einer der ausgezeichneten Gärten gehört Monika Horcher . Schon von der Straße aus erkannten die Gartenjuroren Gregor Schmidt und Elke Schindhelm, dass es sich um ein wahres Paradies für Insekten und Vögel handelt. Hochgewachsene Büsche und Bäume, duftende Kräuter und sonnenhungrige Gemüsepflanzen in Kübeln an der Hauswand prägen das Bild. Es summt und brummt im Vorgarten.

Der 650 Quadratmeter große Garten, inklusive eines Lärmschutzwalls, den sie und ihr Mann 1995 von Fichten befreiten und mit Vogelschutzgehölzen wie Holunder, Haselnuss, Kornelkirsche und Heckenrose bepflanzten, bietet heute eine gemütliche und wohnliche Atmosphäre. „Bei uns darf viel wachsen“, fasst Horcher ihre Gartenphilosophie zusammen.
Der Garten hat sich in fast 30 Jahren zu einem Refugium entwickelt, in dem sich zahlreiche Pflanzen, Insekten und Vögel angesiedelt haben. Wespen nisten selbstverständlich an der Hauswand. „Die tun doch nichts“, meint Horcher gelassen.

Es blüht rund ums Gartenjahr
Obstbäume, Hecken, Hochbeete für Kräuter und Gemüse, Trockenmauern, ein offener Reisighaufen, marder- und elstersichere Nistkästen, ein Fütterungsautomat mit Sonnenblumenkernen und eine Wasserstelle mit einem dicken Ast, damit kein Tier darin ertrinken muss – besser könnte es die Tier- und Pflanzenwelt kaum treffen.

Die Kriterien für einen vogelfreundlichen Garten erfüllt Monika Horcher spielend. „Bei uns blüht immer was. Vom Frühjahr bis zum Herbst“, erklärt sie.

Monika Horcher und ihr Mann haben ihren Garten so angelegt, dass er möglichst naturnah ist. Ein angenehmer Nebeneffekt ist der geringere Arbeitsaufwand. „Wir müssen nicht gießen und wöchentlich Rasen mähen.“
Futter und Unterschlupf
Den Vogelkundlern gefällt diese Philosophie. Gregor Schmidt hakt ein Kriterium nach dem anderen auf dem Prüfungsbogen ab. Um vom LBV als vogelfreundlicher Garten ausgezeichnet zu werden, müssen einige Vorgaben erfüllt sein: Futter- und Unterschlupfmöglichkeiten für Vögel, ausreichend Nistmaterial und eine wilde Gartenecke.

Absolute Tabus für einen naturnahen vogelfreundlichen Garten sind der Einsatz von Pestiziden, inklusive Leimringen und Pheromonfallen, Mährobotern, Laubsaugern oder Laubbläsern sowie unnötige Versiegelungen, Pflanzflächen mit Unkrautvlies und Kies und die flächige Verwendung von Rindenmulch und Hackschnitzeln.
Naturschutz beginnt vor der eigenen Tür
Den Aktiven beim LBV geht es jedoch nicht um Verbote, sondern darum, positive Beispiele auszuzeichnen und deren Vorbildfunktion zu stärken. „Mit der Plakette wollen wir ein Umdenken in Gang setzen und die Akzeptanz für etwas mehr Wildnis vor der eigenen Haustür erhöhen. Sie soll auch andere Gärtner anregen und ermutigen, ihre Gärten ebenfalls in vogelfreundliche Naturparadiese zu verwandeln“, betont Anke Brüchert vom LBV. Denn Naturschutz beginne vor der eigenen Haustüre im eigenen Garten oder auf dem Balkon.

Wer seinen Garten in ein solches Paradies für Mensch und Tier umwandeln möchte, kann mit kleinen Dingen beginnen, erklärt Gregor Schmidt. Wichtig sei es, die Insektenvielfalt zu fördern, da Unterschlupf und Nahrung die wichtigsten Punkte seien. Schmidt empfiehlt eine wilde Ecke, in der die Natur Natur sein darf, und den Rasen nicht komplett kurzzuhalten, sondern einigen Bereichen auch mal wachsen zu lassen.
Die Freude am Garten
Wichtig ist den LBV-Aktiven, dass die Gartenfreunde auch weiterhin Freude an ihrem Garten haben. „Garten für Mensch und Natur“, nennt es eines der Jurymitglieder. Wer sich mit dem Thema befasse und offen sei, mehr Natur in den Garten zu lassen, finde sicherlich schnell Freude an den neuen Gartenbesuchern, die dann nicht lange auf sich warten lassen.

Christian Volpert gerät ins Schwärmen, wenn er über seinen Garten spricht. Er hat einen Bauerngarten mit Gemüse und eine Streuobstwiese mit altem Baumbestand, einem Steinlese- und Totholzhaufen. „In der Natur ist es am schönsten, wenn ich in meiner Hängematte liege und den Vogelgesang höre.“

Staatlich geförderte Unordnung
„Ein Lob auf die Unordnung“, nannte es Anke Brüchert. Wer eine Plakette mit nach Hause nehme, könne sogar sagen: „Diese Unordnung ist staatlich gefördert und erwünscht.“ Dass naturnahe Gärten die neue Mode sind und Schottergärten verpönt und aus der Mode kommen, wünscht sich Brüchert.
Auch Elisabeth Assmann, die in ihrer Funktion als zweite Bürgermeisterin der Stadt Hammelburg zugegen war, sprach über die Schottergärten, die auch als „Gärten des Grauens“ bekannt sind. „Wenn keine Insekten im Garten sind, sind keine Vögel da.“ Diese vogelfreundlichen Gärten seien „Oasen der Artenvielfalt“ und wichtige Trittsteine, so die LBV-Kreisvorsitzende Martina Faber. Landrat Bold hob den Wert naturnaher Gärten hervor und sprach sich gegen eine ausgeräumte Feldflur aus.

Ursula Wiegel, die Vorsitzende des Gartenbauvereins Westheim, dankte den Gartenbesitzern und freute sich, dass der Vortrag vom Januar über vogelfreundliche Gärten, den Thomas Weimer hielt, so großen Anklang fand und diese Veranstaltung nach sich zog.

Die Auszeichnung erhielten folgende Gärten: Familie Schultheis, Familie Schmitt, Familie von Postel, Familie Schaub, Familie Wiegel, Familie Cimander, Familie Binder, Familie Herrmann, Familie Dörfler, Familie Röhrl, Familie Holzinger, Familie Erm/Horcher, Volpert junior und senior sowie Familie Eisenmann/Kaiser.
Mehr Informationen und die Anmeldung zur Auszeichnung des eigenen Gartens als vogelfreundlicher Garten gibt es hier: LBV - Vogelfreundlicher Garten.
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