
Es "regnete" die Wassermusik Georg Friedrich Händels, mit der Stimme Anja Stegmanns strömte ein Hauch von Wärme durch die Stadtpfarrkirche. Das Heeresmusikkorps der Bundeswehr, unter der Leitung von Oberstleutnant Roland Kahle, aus Veitshöchheim trug mit Blitzgewitter und Donnerhall aus den vielstimmigen Bläsersätzen zusätzlich zu einer besonderen Klimaveränderung bei dem Gastspiel in Münnerstadt bei.
"Die Herzen frei machen", also den musikalischen "Spirit" der Musiker und Musikerinnen in sich aufnehmen, sollten die gut 400 Besucher - das wünschte sich in seiner Danksagung zu Beginn der Veranstaltung Stadtpfarrer Pater Markus Reis. Er hatte angesichts der großen Zuhörerschar - mitten unter der Woche ist das in Münnerstadt sehr ungewöhnlich - schon das Ergebnis im Blick. Das Heeresmusikkorps war zum Vorspielen der Stadtpfarrkirche wegen gekommen. Der Erlös geht in den Sanierungstopf für die Kirche, deren Erneuerung für kommendes Jahr angekündigt ist.
Äußerst differenzierender Sopran
Sich aus der Stille des Gotteshauses in die die tonselige Pracht von 54 Bläsern und Trommlern zu hören, ist in dieser Kirche zu Beginn immer wieder eine Herausforderung. "Domine ad Adiuvandum" von Claudio Monteverdi (1567-1643) zeigte deutlich an, hier sind "wir" und bleiben die nächsten 80 Minuten präsent. Dass die Heeresmusiker und -Musikerinnen das konnten, verdanken sie auch dem äußerst differenzierenden Sopran von Anja Stegmann, die ihre Stimmlage dazu nutzte, den vom Orchester angebotenen Musikepochen einen starken, den Werken angepassten, Ausdruck zu geben. Zu hören war das bei Händels "Lascia ch´io panga" oder das stimmungsvolle "Der Knaben Wunderhorn" von Gustav Mahler (1860 bis 1911). Anja Stegmann wusste die Tempi der Musiker eindrucksvoll zu transportieren.
"Wie im Himmel" ist ein preisgekrönter schwedischer Film, der der Chormusik huldigt. Und "Gabriellas Song" ist darin eigentlich ein Solo mit Chor-Background. Das Heeresmusikkorps legte einen wunderbaren Klangteppich unter Stegmanns "Gabriella", so dass sich unter den dicken Jacken der Zuhörer vielfach Gänsehaut entwickelte. Das wiederholte sich bestimmt bei dem "Hallelujah" in der Fassung von Leonhard Cohen (1934 bis 2016) , das die Sängerin genauso aus vollen vollem Herzen mit klarer Stimme in die große Kirchenhalle sang wie Johann Sebastian Bachs (1685 bis 1750) "Gloria in excelsis Deo" freilich in Roland Kerners Fassung.
Zu Beginn einen Marsch
Das unterfränkische Soldatenorchester wird mit Märschen vornehmlich in Verbindung gebracht. Und natürlich können die unterfränkischen Heeresmusiker das auch, was sie zu Beginn mit dem "Ceremonial March" eindrucksvoll zeigten. Es finden sich in hervorragender Weise symphonische Elemente genauso im Repertoire.
In Münnerstadt, das Teil einer kleinen Benefiztournee des Korps ist, waren denn auch der "Canterbury Choral", ein Musicalausschnitt von Andrew Lloyd Webbers "Joseph and the Amazing Technicolor Dreamoat" und "The Spirit of the Season" von Glen Ballard und Alan Silvestri geboten. Das Heeresmusikkorps zeigte die Bundeswehr von seiner besten Seite.
Mitgliedern der Stadtkapelle Münnerstadt und der veranstaltenden katholischen. Kirchengemeinde blieb es vorbehalten, nach dem Konzert die vielen Gäste aus nah und fern zu einem Becher Glühwein zu bitten. Viele machten davon Gebrauch waren sich einig. Diese Kirche hat das Konzert verdient.