Sechs Wochen im September und Oktober – das ist der Zeitraum, den Gerhard und Francoise Wielgoss für ihren Verein „Frederic – Hilfe für Peru“ im 10.000 Kilometer entfernten Urubamba-Tal verbringen. In dieser Zeit besuchen sie nicht nur die Partnerschulen, die Mitglieder der Kooperativen und die Frauengruppen, sondern kümmern sich auch um die Koordination von Projekten wie Aufforstung oder Nutzung von Solarenergie.
Was im Einzelnen vor Ort geschieht, erfuhren die rund 30 Mitglieder bei der Mitgliederversammlung des Vereins, bei der neben den Regularien auch die Initiativen vor Ort mit Hilfe eines Lichtbildervortrags veranschaulicht wurden.
Das peruanische Urubamba-Tal ist mittlerweile die zweite Heimat für das Ehepaar Wielgoss und ihren Sohn Arno, der sowohl im Frühjahr als auch im Herbst für fünf Wochen in der Region ist und als promovierter Agrarökologe die Projekte des Vereins koordiniert. Landwirtschaftliche Entwicklung und Gesundheit der indigenen Bevölkerung stehen dabei ebenso im Programm wie die Unterstützung von Frauengruppen und Schulen.
Vieles habe sich in den vergangenn 17 Jahren verändert, so das Ehepaar Wielgoss bei der Mitgliederversammlung, „und zwar zum Besseren“. Durch die unterstützten Schulgärten wurde der Speiseplan für die Kinder aufgewertet, durch Photovoltaik-Anlagen wurde die Stromversorgung sichergestellt, durch den Kauf von Waldflächen konnte die Abholzung für eine Plantage verhindert werden, und es kann eine brandgerodete Fläche wieder aufgeforstet werden.
Gerade der Kauf von Flächen war durch eine Erbschaft zu Gunsten des Vereins ermöglicht worden, so Francoise Wielgoss in ihrem Tätigkeitsbericht als stellvertretende Vorsitzende.
Dass es nicht einfach ist, die Vereinsaktivitäten von Deutschland aus zu steuern, wurde in ihren Erzählungen deutlich. „Der peruanische Staat ist misstrauischer geworden“, sagte sie, und erklärte dies mit dem Drogenhandel. Als Verein spüre man dies bei der Finanzierung von Projekten und beim Bezahlen von größeren Rechnungen. Hier müsse man sehr genau den Verwendungsnachweis mit Steuernummer belegen, damit eine Überweisung überhaupt durchgeführt werde.
Um diese Vorgänge zu erleichtern, habe man eine Vereinigung als „Frederic Protudore Ecologicos Medio Urubamba “ gegründet. Größere Summen seien damit leichter zu bewegen, so Francoise Wielgoss, „aber problematisch bleiben die kleinen Beträge, die man für Arbeitsmaterialien wie einen Sack Zement oder Reparaturen aufbringen muss“.
Etwas außerhalb des Normalen bewegte sich die Kassensituation im aktuellen Vereinsjahr, so Kassier Theo Hein, der den Mitgliederstand auf 136 Personen bezifferte. Aufgrund einer zweckgebundenen Erbschaft, Spenden und Fördermitteln konnte ein sechsstelliger Betrag für die Vereinsarbeit in Peru aufgebracht werden. Was sich also auf dem Konto des Vereins in Deutschland ansammelt, wird dann auf eine peruanische Bank überwiesen und steht dort den verlässlichen Partnern zur Verfügung, um die laufenden Aufwendungen der unterschiedlichen Projekte aus diesem „Deposit“ zu begleichen.
Insgesamt 214.372 Sol wurden im Vereinsjahr aufgewendet, wobei der größte Teil mit 84.000 Sol in die landwirtschaftlichen Projekte geflossen sind. Belegt wurden Ausgaben für Fahrten, für den Unterhalt, für Löhne und auch für die jährliche Bio-Zertifizierung der vollständigen Bauern-Kooperative, die damit den ökologischen Landbau nachweist und damit auch den hohen Anspruch für den Export der Produkte in die EU erfüllt.
Weitere Gelder flossen in die Schulbildung, in die Gesundheitsbildung, für die Förderung von Frauengruppen und den Erhalt der Gebäude.
Beeindruckend war auch Heins letzte Übersicht, denn seit 2007 wurden Finanzmittel in Höhe von 1.110.627 Sol für die verschiedenen Vereinsprojekte verwendet, davon die Hälfte für nachhaltigen Landbau, für die Selbstversorgung der Bevölkerung und für den Schutz von Regenwald und Biodiversität.
Die Aufwendungen des Nüdlinger Vereins bezifferte Hein auf „nur 1000 Euro“, was angesichts der Aktivitäten und der Finanzmittel sehr gering sei.
Nachgefragt wurde, ob der erzeugte Solarstrom auch „ins Netz eingespeist“ werde. Arno Wielgoss erläuterte, dass es ein solches System in Peru nicht gebe. Mit zunehmender Elektrifizierung im Tal hätten sich die indigenen Gruppen von der regionalen Stromerzeugung über Solaranlagen abgewandt, „bis man merkte, den Strom muss man bezahlen“.
Das habe sich nun geändert und die neue Solaranlage diene zu 100 Prozent dem Eigenverbrauch, wobei als größter Verbraucher der neue Trockenautomat sei – damit steige aber einerseits die Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln und andererseits könne man haltbares Gemüse und Trocken-Früchte auf dem Markt anbieten.
Gerhard Wielgoss verwies auf die Neuwahlen im nächsten Jahr und ergänzte: „Ich wünsche mir einen Generationenwechsel in der Vorstandschaft.“ Beim Lichtbilder-Vortrag zeigte Arno Wielgoss die Schönheiten der Region.