
Rund 300 geladene Besucherinnen und Besucher waren beim Neujahrsempfang der Stadt Bad Kissingen im Kurgarten-Café zu Gast. Hauptredner und Zukunftsforscher Daniel Dettling machte in seinem Vortrag dabei deutlich: Krisen sind dauernd und allgegenwärtig.
Von Kriegen über die Energiekrise, die Klimakrise und Corona, bis zu Anschlägen, einer Hasskultur innerhalb der Gesellschaft und dem Erstarken radikaler beziehungsweise autoritärer, politischer Kräfte. "Wir leben im Zeitalter der Omnikrise. Viele sind gleichzeitig und miteinander vernetzt und mit all diesen Krisen haben wir täglich zu tun", so Dettling.

Da wundere es nicht, dass die Menschen die Welt gefühlt schlechter wahrnehmen, als sie vielleicht tatsächlich ist; dass sie sich überfordert fühlen und in Zukunftspessimismus verfallen. "Muss ich Angst vor der Zukunft haben? Das ist eine häufige Frage an uns Zukunftsforscher", meint Dettling in seinem Impulsvortrag zum Thema "Lange gesund leben in Bad Kissingen".
300 Gäste beim Neujahrsempfang der Stadt Bad Kissingen
Seine Antwort ist klar: Grund für Zuversicht gibt es immer! "Fürchten müssen wir uns nicht. Aber Respekt und Sorgen sollten wir haben." Eine bessere Zukunft sei möglich, aber kein Automatismus. "Die Zukunft ist offen und es lohnt sich, für sie zu kämpfen", betont er.

Rund 300 Gäste hörten Dettlings Plädoyer für mehr Zuversicht. Zum Neujahrsempfang in den Rossini-Saal und in das Kurgarten-Café gekommen waren Vertreter aus Politik und Wirtschaft, von Vereinen, Kirchen, Behörden und anderen Institutionen, die mit der Stadt verbunden sind.
Zukunftsforscher Daniel Dettling: Bessere Zukunft ist möglich
Welche Gründe sieht Dettling, angesichts aller Krisen nicht zu verzagen? Und was kann der Zukunftsforscher einer Stadt wie Bad Kissingen an Ratschlägen mit auf den Weg geben? Die wissenschaftliche Forschung belegt: Zu jedem Trend gibt es auch einen Gegentrend. Jede Krise biete die Chance, dass etwas Gutes aus ihr hervorgeht – zumindest, wenn diese Chance erkannt wird und die Menschen sich dafür einsetzen.
"Was ist die Aufgabe einer Stadt?", fragt er. Die Menschen haben eine immer höhere Lebenserwartung. Im Durchschnitt lebe die heutige Generation 7,5 Jahre länger, als die Generation vor ihr. "Das ist viel Zeit", sagt Dettling. Jeder Mensch müsse für sich herausfinden, wie er diese Zeit gut ausfüllt. Die Aufgabe einer Stadt sieht er darin, den Menschen die Grundbedingungen zu bieten, ein gutes Leben zu führen.

Zwei Beobachtungen sprechen laut Dettling dabei für eine Stadt wie Bad Kissingen. Erstens: Mehr als 70 Prozent der Menschen aus der Generation Z (1995 bis 2010 geboren) geben an, nicht mehr direkt in einer Großstadt leben zu wollen. Sie zieht es lieber auf das Land, in kleinere Städte oder an den Rand von Großstädten. Zweitens: Die Forschung zeigt, dass Menschen weltweit in kleineren Städten mit einem guten Gemeinsinn, Zugehörigkeitsgefühl und sozialen Kontakten besonders lang und glücklich leben. Solche Orte werden "Blue Zones" genannt.

"Bad Kissingen als Stadt der Langlebigkeit. Das wäre eine Vision. Was können wir tun, dass wir hier lange und gesund leben?", sagt Dettling. Im Kern gehe es darum, dass die Stadt Orte anbietet, an denen die Menschen miteinander in Kontakt kommen und Gemeinschaft erleben. Zusammen lernen, zusammen aktiv sein, lachen, vor lauter Individualisierung nicht vereinsamen.
Konkret können das Plauderbänke sein, auf denen Fremde miteinander ins Gespräch kommen. Kulturflatrates für Kinder und Jugendliche, mit denen sie Schwimmbäder, Büchereien, Museen und Sportangebote niedrigschwellig und günstig nutzen können.
Es brauche ordentliche Spielplätze, öffentliche Fitnessparks, gut ausgestattete Bibliotheken und Volkshochschulen. Schulen, Kitas, Alten- und Pflegeheime müssen stadtplanerisch ins Zentrum integriert und nicht in der Peripherie entstehen, damit alle am Leben teilhaben können. "Da hat eine Stadt viele Möglichkeiten", sagt Dettling.

Oberbürgermeister Dirk Vogel greift das Thema Zuversicht in seiner Ansprache ebenfalls auf und hebt die Punkte hervor, wo er Bad Kissingen "gut auf Kurs" sieht: Angefangen von Kita- und Schulneubau über die Sanierung des Nordrings, des Turniergebäudes und des Freibades, bis hin zu 1,54 Millionen Übernachtungen jährlich und dem Baubeginn für ein neues Hotel am Kurgarten.