
Auf der aktuell größten Baustelle der Stadt Hammelburg gibt es Probleme: „Die verzögerte Ausführung der Elektroinstallation hat auch zu Verzögerungen bei anderen Gewerken geführt“, sagte Bürgermeister Armin Warmuth (CSU) zu Beginn der jüngsten Stadtratssitzung. Deshalb hat die Stadt jetzt gehandelt: In Absprache mit den Architekten und einem Anwalt sei der Vertrag gekündigt worden.
Offenbar war die Einsicht bei der Firma groß: „Der Eigentümer hat mittlerweile selbst die Entlassung aus dem Vertrag beantragt“, berichtete Warmuth. Mitte Dezember soll nun der Auftrag an eine örtliche Elektro-Firma gehen, die in der zweiten Woche des neuen Jahres loslegen soll.
Dach ist mittlerweile dicht
„Immerhin ist das Dach dicht, es fehlen nur noch ein paar Ableitungen“, fasst Stadtbaumeister Detlef Mohr den Sachstand auf der Baustelle am Marktplatz zusammen. Er hofft, dass es jetzt zügig mit dem Vollwärmeschutz an der Fassade weitergeht. Zumindest sei dafür alles bereit.
Unter anderem mussten neben den Kunststein-Fensterrahmen noch Schlitze in der Fassade geschlossen werden: Die Löcher für die Fenster wurden deutlich größer frei gelassen, um Sitznischen in die Außenwände einzubauen. Leider gebe es aktuell auch bei Glas lange Lieferzeiten, deshalb würden die Fenster vermutlich erst im Januar eingebaut.
Andere Handwerker ausgebremst
„Wir haben die Hülle noch nicht so dicht, dass wir heizen können“, berichtet Mohr. Beim Lüftungs- und Heizungsbau sowie bei den Sanitäreinrichtungen seien die Rohinstallationen fertig, nun hake es eben an der fehlenden Elektroinstallation. „Auch der Trockenbauer kann nicht weitermachen.“ Als Folge seien die Estrichbauer ausgebremst.
Die Probleme wirken sich auch auf den Zeitplan aus: „Wir hatten vor, im Juli fertig zu werden, aber es wird Richtung September gehen“, schätzt der Stadtbaumeister. Bei den Kosten rechnet er aktuell mit einer Steigerung von 7,2 auf 8,2 Millionen Euro. Die Regierung von Unterfranken prüfe noch, ob die Mehrkosten bezuschusst werden. 4,32 Millionen Euro hatte das bayerische Bauministerium ursprünglich für den Bau des Bürgerhauses zugesagt.
Tag der offenen Baustelle
Über den Baufortschritt informierten sich vor kurzem rund 500 Bürgerinnen und Bürger bei einem Tag der offenen Baustelle . Stadtbaumeister Mohr, Architekt Roland Nörpel und Bibliotheksleiterin Karin Wengerter erläuterten bei insgesamt drei Führungen den Baufortschritt und das geplante Konzept. Die Besucherinnen und Besucher durften das Gebäude aber auch selbst erkunden.
Im Rohbau verteilt wurden Grundrisse, Fotos und Videos der Baustelle präsentiert, berichtet Daniela Schorn von der Stadtverwaltung. „Die Hauptattraktion für die meisten Besucherinnen und Besucher war der geöffnete Durchgang vom Bürgerhaus in den Rathauskeller und das bereits vorhandene Musterfenster in der ersten Etage.“ Ins Bürgerhaus einziehen sollen Stadtbibliothek , Tourist-Info, die Mitarbeiter des Zweckverbandes „Frankens Saalestück“, die Volkshochschule sowie die Bereiche Kultur, Archiv und Registratur.
„Große Chance für Stadt und Bürger“
Auf „motivierte und engagierte Bürgerinnen und Bürger“ hofft vor allem Bibliotheksleiterin Wengerter. „Wir wollen das Haus mit Leben füllen und aus dem Gebäude wirklich ein Haus für alle Bürger machen – auch für Ortsteile“, betont sie und schwärmt von vielfältigen Möglichkeiten: In dem Gebäude soll Platz für Vorträge und Veranstaltungen geschaffen werden.
Zudem sollen sich Menschen einfach treffen können. „Das Bürgerhaus ist eine große Chance – für die Stadt und für die Bibliothek“, betont Wengerter. Sie kündigt eine „kreative Plattform“ unter anderem für bürgerschaftliches Engagement und als Lernort an, aber auch einen Rückzugsraum etwa für Hausaufgaben und stilles Arbeiten. Und: „Großveranstaltungen sind nicht das Ziel, sondern die Förderung von Alltagskultur.“
Hammelburger Stadtbibliothek als Zentrum
Vorgesehen sei ein sogenannter „Makerspace“, also eine Mischung aus offener Werkstatt und „Hobbykeller des digitalen Zeitalters“, in dem unter anderem ein 3-D-Drucker steht.
Herzstück soll dabei nach Wengerters Worten die Stadtbibliothek sein. Aber: „Das Bürgerhaus wird für Menschen gebaut, nicht für Bücher.“
Kernthemen seien natürlich Leseförderung und lebenslanges Lernen, allerdings gebe es auch Computer mit Internetzugang, Gemütlichkeit und Stille. Besonders liegt Wengerter das Konzept der „Open Library“ am Herzen: Rückgabeautomaten und eletronische Erfassung der Bücher sollen längere Öffnungszeiten ohne mehr Personaleinsatz ermöglichen.
„Bibliotheken müssen sich stets neu erfinden, um den Ansprüchen ihrer Nutzer gerecht zu werden“, sagt Wengerter. Bisher gebe es in Deutschland nur wenige Bibliotheken mit diesem Konzept, das in Skandinavien weit verbreitet sei.